Wölfe und Kojoten
natürlich.«
»Ich schwöre bei Gott.« Hy ist ein
Western-Freak und muß jeden Film sehen, auch die alten zweitklassigen.
Ich sah ihn an, die Hände in die Hüften
gestemmt. »Ein Western im Pay-TV für Erwachsene?«
»Verdammt, McCone, mit diesen
Kabelanschlüssen kann ich einfach nicht umgehen. Ich hab den Film aus Versehen
eingeschaltet.«
»Du weißt nicht, wie man damit umgeht?
Bei dir zu Hause steht eine Satellitenschüssel. Mit der kannst du hundertzwanzig Kanäle empfangen.«
Er zuckte mürrisch mit den Schultern.
»Und selbst wenn du da nur aus Versehen
hineingeraten bist — du hast nicht umgeschaltet. Auf Kosten meiner Kreditkarte.« Ich sah in die Fernsehanleitung. »Immerhin sieben Dollar und
fünfzig Cent.«
»Die kriegst du zurück.«
»Darum geht es nicht.«
»Großer Gott! Ein paar Peitschen und
ein paar blanke Hintern machen mich doch noch lange nicht zum Perversen. Ich
war einfach neugierig. Schließlich laufe ich ja nicht gleich los, um eine
Peitsche zu kaufen und sie auf deinem Hinterteil auszuprobieren.«
Er war so empört, daß ich lachen mußte.
Da waren wir nun gerade dabei, uns auf das gefährlichste Unterfangen unseres
Lebens einzulassen — meines Lebens zumindest —, und stritten uns um meine
sieben Dollar fünfzig für einen Schmuddelfilm. Hy sah mich an, als fürchte er,
ich würde gleich platzen, und dann lachte er auch, und wir lagen uns kichernd
und schnaufend in den Armen. Unser Lachen löste ein wenig die extreme Spannung,
unter der wir standen.
»Himmel«, sagte er und schnappte nach
Luft, »bring mich nie wieder in einen solchen Luxusschuppen. Ich habe schon
drei Bier aus der Mini-Bar getrunken und beim Zimmerservice ein Steak bestellt.
Ganz zu schweigen von dem Leihwagen, der fast die Ausmaße einer Großlimousine
hat.«
Die Erwähnung des Wagens ernüchterte
mich. »Haben wir alle Platz?«
Er wurde auch wieder sachlich. »Ja.«
»Hat es ein Mobiltelefon?«
»Hm. Man hat mir versichert, daß die
Reichweite ausreicht. Wie weit bist du gekommen?«
»Es läuft alles.«
»Was hat Renshaw gesagt?«
»Das erzähle ich dir später. Im Moment
sollten wir lieber weitermachen.«
27
In dieser Nacht hingen schwere Wolken
über der Küste von Baja California und verdeckten Mond und Sterne. Gegen zehn
Uhr hatten wir das Geschäftsviertel von El Sueño erreicht. Der graue Cadillac
Seville, den Hy gemietet hatte, fuhr so weich, daß man von der Fahrt kaum etwas
merkte. Der Wagen bot uns in mehrfacher Hinsicht Schutz. Nicht nur, daß er in
diese exklusive Enklave zu gehören schien, er war in der düsteren Nacht auch
kaum sichtbar.
Ich legte den Hörer des Mobiltelefons
auf und sagte: »Die Leihwagenfirma hat nicht zuviel versprochen. Wir sind noch
immer gut im Sendebereich.«
Er antwortete nicht, sondern murmelte
statt dessen: »Wo ist denn diese verdammte Abzweigung zur Vía Pacífica?«
Ich sah durch die Windschutzscheibe.
»Die kommt jetzt gleich — da!«
Er nahm die Kurve so ungeschickt wie
jemand, der keine Servolenkung gewöhnt ist. »Ehrlich gesagt«, meinte er, »mein
Morgan wäre mir lieber.«
Ich stimmte ihm zu, obgleich der alte
tiefliegende Sportwagen Gift für meine Wirbelsäule war. »Mir wäre mein MG
lieber oder sogar ein Flug mit der Citabria.«
»Alles außer dem, was wir gerade vorhaben.«
Wir fuhren an dem Zugang zum Strand
vorbei, dann tauchte rechts auch schon Fontes’ Villa auf. Bis auf die
geschlossene Zufahrt sah alles so aus wie am Abend zuvor. Sämtliche
vergitterten Fenster waren hell erleuchtet. Der Volvo stand noch immer vor der
Garage.
»Ann Navarro ist da«, sagte ich.
»Es sei denn, sie ist mit seinem Flugzeug
oder einem anderen Wagen unterwegs.«
»Es gibt nur eine Möglichkeit, das
herauszufinden.«
Er fuhr weiter, bis alle Häuser hinter
uns lagen. Am Übergang der Schotterstraße in das Flußbett wendete er und fuhr
denselben Weg zurück. Auf Höhe der Villa nahm er wieder Gas weg. »Ich sehe
keine Wächter«, sagte er. »Wir hätten am Flugfeld nachsehen können, ob Fontes’
Cessna unterwegs ist.«
»Wie du schon gestern nacht sagtest,
Fremde fallen auf diesen kleinen Flugfeldern zu sehr auf.«
Wir fuhren weiter bis zum Zugang zum
Strand. Dort stand jetzt kein weiterer Wagen außer der ausgeschlachteten
Limousine. Hy blieb neben dem Fußweg zum Strand stehen und schaltete die
Zündung aus.
»Wenn dieser Wagen hier so allein
herumsteht, fällt er ziemlich auf«, sagte er. »Eine Streife wird
Weitere Kostenlose Bücher