Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
Lektüre der Gelben Seiten um die Ohren
schlagen. Ich mußte also bis morgen warten und sie in ihrem Büro an der Green
Street aufsuchen.
    Aber, verdammt noch mal, der Name kam
mir so bekannt vor! Wieso?

Dienstag, 8. Juni
     

4
    Als ich am nächsten Morgen um zehn nach
sieben aufwachte, hatte mein Unterbewußtsein nach oben gebaggert, was es mit
Renshaw and Kessell International auf sich hatte — und das war verdammt ungut.
Und verwirrend. Ich konnte mir nicht vorstellen, was Hy mit denen zu tun haben
sollte, es sei denn... Aber wenn das zutraf, würde es bedeuten, daß ich ihn
völlig falsch eingeschätzt hatte. Es würde bedeuten, daß ich, die ihn
instinktiv zu verstehen glaubte, nur von mir geschoben hatte, was selbst
zufällige Bekannte schon immer vermuteten.
    Es war noch zu früh am Morgen, dem
sofort nachzugehen. Also blieb ich, eine Katze auf jeder Seite, noch eine Weile
unter meiner Steppdecke liegen. Schließlich schleuderte ich die Decke — und mit
ihr die Katzen — zur Seite, duschte, zog Jeans und einen Pullover an und
spazierte die Church Street bis zu einem Eckladen hinunter. Dort kaufte ich mir
die Morgenausgabe des ›Chronicle‹ und ein Vollkornbrötchen.
    Mr. Abdur, der Ladenbesitzer, begrüßte
mich mit einem Lächeln und meinte, der Nebel habe Rosen auf meine Wangen
gezaubert. Er war jung — genauer gesagt, etwa in meinem Alter — und gehörte zu
dieser neuen Generation von Ladenbesitzern, denen bewußt geworden war, daß man
die Kundschaft eines Viertels eher mit kleinen Freundlichkeiten als mit
schlechter Laune hielt. Seitdem war der stramme Fußmarsch zum Laden an der
Ecke, in dem ich meine Zeitung kaufte, fester Bestandteil eines neuen,
ehrgeizigen Morgenprogramms geworden, das ich mir — ohne allzu großen Erfolg —
anzugewöhnen versuchte. Ich war froh, einen Ladenbesitzer gefunden zu haben,
der mir nicht mit Unfreundlichkeit gleich den ganzen Tag verdarb.
    Als ich wieder zu Hause war, war es
immer noch zu früh, um jemanden anzurufen und mir bestätigen zu lassen, was mir
zu Renshaw and Kessell International eingefallen war. Also schob ich das
Brötchen in den Toaster und aß es zur ersten meiner drei gewohnten morgendlichen
Tassen Kaffee. Wahrscheinlich sollte ich auf Koffein verzichten, wenn ich von
nun an ein tugendhaftes Leben führen wollte. Aber so weit würde es wohl nicht
kommen, und wahrscheinlich würden meine guten Pläne bald den Weg fast aller
Silvestervorsätze nehmen. Aber das war auch in Ordnung. Ich habe so wenige
Laster — Kaffee, Weißwein, Schokolade und eine Vorliebe für zweitklassige Filme
im Nachtprogramm —, daß die Aufgabe nur eines einzigen mich praktisch schon zu
einer Heiligen machen würde.
    In der Zeitung stand nichts von
besonderem Interesse. Sie fühlte sich sogar ausgesprochen dünn an. Die Comics
waren nicht komisch, das Kreuzwort- und das Silbenrätsel waren viel zu leicht.
In meiner Verzweiflung las ich sogar den Wirtschaftsteil, doch nicht einmal der
Leitartikel über die unerwartete Rücknahme einer geplanten Emission neuer
Phoenix-Labs-Aktien konnte mich in Aufregung versetzen. Endlich war es neun
Uhr, und ich konnte zum Telefon greifen.
    Ich wählte die Nummer einer der größten
Sicherheitsfirmen in der Stadt und fragte nach Bob Stern, meinem ehemaligen
Chef. Bob, der seit meiner Tätigkeit bei ihm etwa alle neun Monate die Firma
gewechselt hatte, war es gewesen, der mich vor einer verhängnisvollen Zukunft
bewahrte, indem er mich ein paar Jahre zuvor feuerte. Seitdem verbrachte er die
meiste Zeit damit, mich wieder in den Haufen zurückzulocken, der gerade für ihn
arbeitete. In hiesigen Ermittlerkreisen genieße ich einen gewissen Ruf. Obwohl
man sich allgemein einig ist, daß man mit mir nicht zusammenarbeiten kann,
würden es einige Leute doch gern mal ausprobieren.
    »Was ist, Sharon?« fragte Bob. »Kommen
Sie zu mir zurück?«
    »Auf gar keinen Fall.«
    »Sie wollen mir doch nicht etwa einen
meiner vielversprechenden Mitarbeiter abluchsen?« Rae hatte einmal kurze Zeit
für Bob in einem seiner früheren Teams gearbeitet, dann merkte er aber, daß sie
ein genauso schwieriger Fall war wie ich, und so hat er sie All Souls
weiterempfohlen.
    »Heute nicht.« Aber während ich das
sagte, ging mir durch den Kopf, daß ich wohl auf Bobs Empfehlung würde
zurückgreifen müssen, sollte ich das Angebot von All Souls nicht annehmen.
Schnell verdrängte ich den lästigen Gedanken wieder und sagte: »Ich brauche
eine Auskunft. Was können

Weitere Kostenlose Bücher