Wölfe und Kojoten
an,
dennoch untersuchte ich sie entschlossen weiter. Zeitungen und Plastiktüten,
Kaugummihüllen, Streichholzbriefchen und Zigarettenkippen, jede Menge Papierfetzen.
Einer davon trug Hys ausgeprägte
Handschrift: »Mobile RKI-Einheit - 777.3209.«
Eine Autotelefonnummer. Wessen? RKI.
War das eine Person oder eine Firma? Mobile Einheit — das klang mehr nach einer
Firma.
Ich suchte weiter, fand aber nichts
mehr, was ich mit Hy in Verbindung bringen konnte. Schließlich gab ich auf und
ging zum Wagen zurück.
Was war hier vorgegangen? fragte ich
mich. Hy mußte einen guten Grund gehabt haben, diesen Platz aufzusuchen. Aber
welchen? Eine Verabredung mit jemandem? Vielleicht. Bestimmt aber hatte es mit
RKI zu tun, was oder wer immer das war. Irgendwie war er mit dem Leihwagen
durch den Steinkreis gefahren und hatte den Findling gerammt. Wie stark? Stark
genug für eine Verletzung? Vielleicht. Stark genug für eine tödliche Verletzung?
Wenig wahrscheinlich. Und warum? Ich hatte keine Idee.
Inzwischen war die Dunkelheit vollends
hereingebrochen. Mit hoher Geschwindigkeit fuhren auf der 101 die Fahrzeuge
vorbei, darunter auch ein Streifenwagen der Highway Patrol, aber keiner der
Insassen schien mich zu bemerken. Ein guter Treffpunkt also, auf dem ein
geparkter Wagen kaum Aufmerksamkeit erregte. Aber ein Treffpunkt für wen und zu
welchem Zweck?
Schließlich startete ich meinen MG,
schaltete die Scheinwerfer ein und machte mich in nördlicher Richtung auf den
Weg nach San Francisco zurück. Doch bei der ersten Gelegenheit bog ich zu einer
Tankstelle ab und rief Ron Chan, meinen Kontaktmann bei Pacific Bell, an. Er
war zu Hause, freute sich, von mir zu hören, und erklärte sich bereit, die Nummern
herauszusuchen, die Hy angerufen hatte, jedoch nur unter der Bedingung, daß ich
in der kommenden Woche mit ihm zum Lunch gehe. Ich versprach es, und Chan
sagte, bei der Telefongesellschaft gebe es eine Nachtaufsicht, die ihm einen
Gefallen schulde. Er werde sich heute abend noch oder gleich morgen früh bei
mir melden. Als nächstes versuchte ich es noch einmal bei Hys Buchhalter, Barry
Ashford, bekam aber wieder keine Verbindung. Also setzte ich meine Rückfahrt
fort.
Als ich mein braunes, schindelverkleidetes
Erdbeben-Cottage in der Nähe des Glen-Park-Viertels erreicht hatte, war es fast
elf. Das Licht auf der Veranda hatte ich am Morgen nicht angelassen, weil ich
nicht damit gerechnet hatte, erst nach Einbruch der Dunkelheit heimzukommen.
Auf den Stufen stolperte ich über etwas. Als Antwort erhielt ich einen
indignierten Aufschrei. »Tut mir leid, Ralphie«, sagte ich und öffnete meinem
rostroten Kater die Tür. Noch immer schimpfend schlüpfte er hinein.
Unter der Tür war ein Blatt Papier
durchgeschoben worden — der Kostenvoranschlag einer Baufirma, die die Fassade
mit neuen Schindeln versehen sollte. Vor knapp zwei Wochen hatte sie jemand mit
einer Sprühdose verunstaltet — als Antwort auf mein Engagement in einem Fall,
der von den All-Souls-Gesellschaftern jetzt plötzlich als Jack Stuarts
persönlicher Kreuzzug bezeichnet wurde. Ich wollte die Sache möglichst schnell
erledigt haben. Während ich durch den Flur in mein privates Wohnzimmer ging,
warf ich einen Blick auf den Preis. Er schien annehmbar. Ich würde dem
Unternehmen grünes Licht geben.
Das Lämpchen an meinem Anrufbeantworter
blinkte. Ich ignorierte Ralphs jämmerliches Maunzen nach Futter — inzwischen
unterstützt von seiner gefleckten Schwester Alice — und ließ das Band ablaufen.
Ron Chan: Hy hatte als erstes eine Nummer in La Jolla angerufen, danach eine
hier in der City. Es waren beides Anschlüsse der Renshaw and Kessell
International. Chan nannte auch die Adressen. Danach war kein weiterer Anruf
mehr über die Kreditkarte erfolgt.
Renshaw and Kessell International. RKI.
Irgendwie kam mir das bekannt vor.
Ich nahm den Hörer auf und wählte die
Nummer in San Francisco. Eine Tonbandstimme sagte: »Sie sind mit dem Büro von
Renshaw and Kessell International verbunden. Unsere Dienststunden sind montags
bis freitags von neun bis siebzehn Uhr. Sollte es sich um einen Notfall
handeln, geben Sie Ihren Sicherheitscode ein, und drücken Sie die Eins. Bleiben
Sie am Apparat. Es wird sich ein Mitarbeiter melden.«
Notfall? Sicherheitscode? Ich hörte mir
die Wiederholung der Ansage an und legte auf. Was waren das für Leute? Meine
Unterlagen hier zu Hause würden mir keine Auskunft geben, es sei denn, ich
wollte mir die ganze Nacht mit der
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