Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
Firma geleast.
Wenn Sie wollen, können Sie sich die Etiketten in meinen Kleidern ansehen — sie
stammen aus dem Emporium-Kaufhaus. Kurz gesagt, Gage, wir haben alles verloren,
als die Spekulation platzte. Nicht einmal ein Nachttopf ist uns geblieben.«
    Er hob beschwichtigend die Hände, und
ich warf ein: »Lassen Sie uns jetzt einmal über die Kidnapper reden. Sie
glauben allen Ernstes, daß sie einer radikalen Tierschützergruppe angehören?«
    Sie nickte und warf Renshaw noch einen
letzten bösen Blick zu. »Öko-Terroristen hat Ihr Mr. Ripinsky sie genannt —
bevor er sich mit unserem Akkreditiv aus dem Staub machte.«
    »Könnte es nicht sein, daß jemand
dieses Öko-Etikett nur als Trittbrett benutzt? Ein verärgerter Mitarbeiter zum
Beispiel?«
    »Soweit ich weiß, sind all unsere Leute
durchaus zufrieden. Sie sind größtenteils jung, besonders motiviert und
lernbegierig. Gute Arbeitskräfte für die biotechnische Industrie sind in dieser
Gegend Mangelware, und deswegen hat Phoenix vielversprechende College-Abgänger
angestellt und ausgebildet.«
    »Gibt es persönliche Feinde?«
    »Darüber habe ich schon mit Gage
gesprochen. Timothy und ich haben keine.«
    »Gut, das wäre es dann erst einmal.«
Ich sah auf meine Uhr. »Ich muß in die Stadt zurück.«
    Renshaw stand auf. Er schien
erleichtert, nun auch gehen zu können. »Sie wird mich regelmäßig informieren,
Diane, und ich halte Sie auf dem laufenden.«
    Diane Mourning nickte. Sie war noch
immer wütend. Mir nickte sie nur um einen Hauch herzlicher zu. Während wir
hinausgingen, hockte sie sich wieder in ihre Couchecke — angriffsbereit für den
Fall, daß sich ein lohnendes Ziel fände.
     
     
     
     
     

8
    »Passen Sie auf, sie ist total high«, sagte
Renshaw.
    Wir standen in der Auffahrt der
Mournings, den Rücken an seinen Wagen gelehnt — einen grünen Ford, der
genausowenig repräsentativ war wie seine Krawatte. »Jeder geht auf andere Weise
mit seinem Kummer um«, sagte ich.
    »Ich rede nicht von Trauer oder
Schmerz. Das ist ihre Sache. Aber dieses Gerede über Tim und seine
Aufopferung... Ich kenne Mourning recht gut. Der Kerl lebte auf großem Fuß. Die
beiden haben ihr Geld nicht durch den Markteinbruch bei der Biotechnik
verloren. Tim hat es verplempert für Boote, Autos und einen teuren Weinkeller.«
    »Vielleicht will Diane sein Andenken
hochhalten.«
    Renshaw schob die weiße Stirnlocke von
der Augenbraue und sah mich an. »Also, Sie sind wirklich ganz schön naiv.«
    »Ich nenne das aufgeschlossen.«
    »Wie auch immer.«
    »Ich möchte Ihnen eine Frage stellen zu
einer Bemerkung, die Sie heute vormittag machten. Bevor die Kidnapper
Verbindung aufnahmen, sei die Vermutung laut geworden, Mourning selbst habe
sein Verschwinden geplant.«
    »Stimmt.«
    »Wer hatte diese Vermutung?«
    »Ich. Und auch Kessell.«
    »Wieso?«
    Er sah sich um, bevor er mit gedämpfter
Stimme weitersprach. »Mourning gehört zu den Leuten, die die Herausforderung
lieben. Sie kennen den Typ sicher: Früher war es der Pionier auf dem Treck nach
Westen. In den Sechzigern hielt er die Raumfahrt für das einzige lohnende Ziel,
in den Achtzigern die Biotechnik — und die war Tim wie auf den Leib
geschnitten. Inzwischen gehört sie zum Alltag. Wie Diane schon sagte, die
Illusionen sind geplatzt, und Tim sah Jahre harter Arbeit vor sich. In
Gesprächen mit ihm gewann ich den Eindruck, daß er an der Schwelle zum Aufbruch
zu neuen Grenzen stand und Diane nicht eingeplant hatte.«
    »Gab es Eheprobleme?«
    »Viel Zeit haben sie nicht zusammen
verbracht, sie hatten nicht viel gemeinsam. Tim sprach sehr viel häufiger von
›ich‹ als von ›wir‹.«
    »Sie meinen, er selbst könnte die
Entführung inszeniert haben?«
    »Möglich; es wäre ein Weg, sich mit
viel Geld aus dem Staub zu machen.«
    »Aber Sie haben doch das Foto gesehen,
das die Kidnapper geschickt haben — man sah Mourning die Angst an, und die war
nicht gespielt.«
    »Es könnte etwas schiefgelaufen sein,
seine Komplizen ihn ausgebootet haben.«
    »Das erklärt aber nicht Ripinskys
Verschwinden, oder warum das Akkreditiv nicht eingelöst wurde.«
    »Ich sage Ihnen, Ripinsky hat es und
hält es zurück in der Hoffnung, daß unsere Aufmerksamkeit mit der Zeit nachläßt
und er uns dann durch die Maschen schlüpfen kann.«
    »Halten Sie ihn wirklich für so dumm?«
    Renshaw verschränkte die Arme auf der
Brust und sah einen Augenblick nach oben in die Bäume. »Logisch betrachtet,
nein, aber... Sie sind

Weitere Kostenlose Bücher