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Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Barbara über türkische Eltern wußte, scherten die sich im allgemeinen wenig um die Volljährigkeit ihrer Töchter.
    »Nicht, daß es Ärger gibt.«
    »Wird es nicht.«
    »Gut«, willigte Barbara ein. »Sagen wir: bis Donnerstag.«
    An dem Abend würde Hannes wiederkommen. Selbst wenn er später durch Klara oder Robin von Nasrin erfuhr, würde es nichts ausmachen. Sie wäre wieder fort, und das Haus würde strahlen wie nach einem Frühjahrsputz.
    Die Taube schoß in den Himmel, Robin drückte ab. Der Knall zerriß ihm fast das Trommelfell, während der Schaft der Schrotflinte sein Schlüsselbein zu zerschmettern schien. Die Tontaube setzte ihren Flug ungehindert fort und landete am anderen Ende der Kiesgrube. Arne lachte.
    »Fest an die Schulter ranziehen, hab ich gesagt! Das muß eine fließende Bewegung sein: abwinken, Flinte ranziehen, zielen, vorhalten, abdrücken. Ich zeig’s dir noch mal.«
     Robin bediente den Schußapparat auf Arnes Zeichen, ein kurzes Absenken des Gewehrlaufs, die Taube schnellte hoch, schon hatte Arne die Flinte an der Wange, es krachte, die Taube zersprang in tausend Fetzen.
    »Meine armen Ohren!«
    Arne nahm seinen Gehörschutz ab und reichte ihn Robin samt Gewehr. Es roch nach Pulver. Robin schob zwei Patronen in die Läufe der Schrotflinte, schloß die Waffe und stellte sich in Positur.
    »Jetzt«, sagte er. Er konzentrierte sich, es ging um seine Ehre. Er hatte schon zehn Ladungen verschossen, ohne einen Treffer. Der erste Schuß ging auch dieses Mal ins Leere, aber mit dem zweiten erwischte er die Tonscheibe gerade noch. In mehreren größeren Scherben regnete sie vom Himmel.
    »Also, geht doch«, murmelte Arne.
    Robin lächelte grimmig. Innerlich jedoch strahlte er.
    »Ich werde üben wie verrückt, dann machen wir ein Wettschießen mit Hannes und Klara.«
    »Klara kann schießen?«
    »Sie ist mit ihrem Vater in Finnland wochenlang durch die Wälder gezogen. Angeblich mußten sie ihr Essen selbst erlegen.«
    »Stark«, meinte Arne. Er reichte Robin noch einmal die geladene Flinte. Diesmal traf Robin die Taube richtig, so daß sie in ihre Moleküle zu zerspringen schien.
    »Sauber! Mir hat das Schießen mein Vater beigebracht. Weißt du, was er früher mit seinem Kumpel gemacht hat? Sie haben von unserem oberen Fenster aus auf den Wetterhahn auf dem Holtenser Kirchturm geschossen. Wenn der Hahn sich dreimal um die eigene Achse gedreht hat, dann galt das als Treffer.«
    »Wie geht’s ihm denn?« erkundigte sich Arne.
    »Besser. Meine Mutter fliegt nächste Woche mit ihm für ein paar Wochen nach Mallorca, sie besuchen meine Schwester.«
    »Die Malerin?«
    »Die Bekloppte, ja. Der Alte und Mallorca! Der kann doch nicht ohne seine Schweine. Mutter meint, das Klima täte ihm gut. Als ob das Klima was mit der Leber zu tun hätte. Aber wenn Frauen sich was einbilden …« Arne winkte ab.
    »Wer versorgt denn dann den Hof?«
    »Ich, wer sonst?«
    »Wenn ich dir mal irgendwie helfen kann …«, sagte Robin und war überrascht, als Arne, nachdem er zwei weitere Tontauben pulverisiert hatte, fragte: »Meinst du, du könntest für mich mal die Schweine füttern?«
    Robins Magen zog sich zusammen. Die Schweine. Diese riesigen, lärmenden, furchteinflößenden Ungeheuer! Vor ein paar Wochen hatten er und Klara den Stall besichtigt. Robin hatte den Gestank gefürchtet, aber an den gewöhnte man sich. Viel schlimmer war der Lärm. Sobald die Stalltür aufging, brach Hysterie aus, und zweihundert Tiere schrien, als ginge es bereits ans Schlachten.
    Vor den Ställen gab es einen kleinen, umzäunten Auslauf, in dem die Schweine warteten, während ihre Box von Exkrementen gesäubert und der Betonboden mit einer neuen Lage Stroh bedeckt wurde. Das war ihre Gelegenheit, Tageslicht zu sehen und frische Luft zu atmen. Falls man von frischer Luft reden konnte, denn direkt daneben befand sich der Misthaufen. Den Rest ihres Daseins verbrachten sie bei Neonlicht in ihren Verschlägen. Die Muttertiere mit ihren Jungen befanden sich in größeren Boxen, die Arne Buchten nannte, allerdings standen sie zwischen massiven Metallstangen. Umdrehen konnten sich die Tiere nicht. »Sonst erdrücken sie die Ferkel.« Die Ferkel liefen in der Bucht durcheinander.
    Als Klara sich einmal über die Abtrennung gebeugt hatte, waren sie zurückgewichen, aber dann waren zwei Mutige angelaufen gekommen und hatten an ihrer Hand geschnüffelt. Sie hatten blaue Augen, und ihre Ohren wackelten lustig auf und ab.
    »Mein Gott,

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