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Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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plötzlich hatte Klara ein lebhaftes Interesse daran gehabt, aufs Land zu ziehen.
    Als Robin den Türklopfer aus Goldmessing betätigen wollte, sah er, daß die Tür bereits offenstand. Er machte einen Schritt und stand im Flur.
    Keine Antwort. Die Stille setzte Robins Phantasie in Gang. Katzenleise und auf alles gefaßt, betrat Robin den Wohnraum. Die Kissen lagen nach Farben sortiert auf dem Sofa, der Tisch war abgeräumt und selbst im gnadenlosen Sonnenlicht, das durch die große Scheibe fiel, war kein Körnchen Staub zu sehen.
    »Morgen, Robin.«
    Barbara stand am Geländer der Galerie, im Bademantel und mit einem rosa Turban auf dem Kopf.
    »Morgen, Osama.«
    »Was gibt’s?«
    »Ich wollte nur fragen, ob du die Zeitungen mit reingenommen hast.«
    »Nein, ich war noch gar nicht vor der Tür.«
    »Komisch. Sie sind nicht da, keine einzige.«
    »Guten Morgen.«
    Robin fuhr herum. Das fremde Mädchen stand in der Küche und hielt einen Lappen in der Hand. Auf der Ablage standen Gewürzdosen.
    »Hei«, sagte Robin.
    Barbara verschwand wieder im Bad. Ein Fön summte, und Robin stand ein wenig verloren herum. Das Mädchen widmete sich wieder ganz den Gewürzdöschen, die sie eine nach der anderen abwischte. Sie trug dieselbe Kleidung wie gestern. Ihr Haar war zusammengebunden, es sah aus, als säße ihr ein Besen im Nacken.
    »Was machst du da?« erkundigte sich Robin.
    »Ich mache die Gewürze sauber und sortiere sie.«
    »Nach welchen Kriterien?« erkundigte sich Robin interessiert.
    Nasrin legte den Lappen beiseite, starrte auf das leere Gewürzregal und sagte schließlich: »Ich dachte, nach Alphabet. Oder was meinst du?« Sie sah Robin mit verzweifeltem Ernst an, als hätte er soeben ein Problem von bedeutender Tragweite zur Sprache gebracht.
    »Nach Farbe?« schlug Robin vor.
    »Was mache ich dann mit den verschiedenen Gewürzmischungen, die alle gleich aussehen? Und mit dem bunten Pfeffer?«
    »Man könnte sie auch nach süß und scharf sortieren.«
    »Und was ist mit bitter?« Sie sah Robin ratlos an. Es was das erste Mal, daß sie ihn direkt ansah.
    »Das war ein Witz«, sagte Robin, der unter ihrem Blick verlegen wurde. »Ist doch egal, wie sie da drinstehen. Kommt eh alles wieder durcheinander.«
    Das Mädchen biß sich auf die Lippen, als hätte sie soeben eine schmerzliche Wahrheit erfahren. Oben ging die Badezimmertür auf.
    »Nasrin? Was hast du mit den ganzen Pillen angestellt?«
    »Sortiert.«
    »Ich finde nichts mehr wieder! Wo ist das Magnesium?«
    »Bei den Glasfläschchen zwischen Maca und Megabrain .«
    Barbara ging nachsehen.
    »Tatsächlich«, kam es aus dem Bad. »Und das Vitamin C?«
    »Bei den Pappschachteln unter V. Zwischen Viagra und Vitamin E«, antwortete Nasrin und erklärte Robin: »Sie sind nach Verpackung sortiert. Unten die Fläschchen. In der Mitte die Plastikdosen, oben die Pappschachteln. Dann nach Alphabet.«
    »Logisch«, sagte Robin und zu Barbara, die mit rotem Kopf die Treppe herunterkam: »Endlich kommt mal Ordnung in diesen Saustall.«
    »Nasrin, du solltest mal bei Robin aufräumen. Da hättest du bis zum Jüngsten Tag zu tun.«
    »Wirst du so lange hierbleiben?« fragte Robin.
    »Nein, ich muß morgen gehen«, sagte Nasrin, und es klang traurig.
    »Schule?«
    Nasrin schüttelte den Kopf. »Barbara hat es gesagt.«
    Barbara wurde noch eine Nuance röter, dann sagte sie zu Robin. »Was ist denn jetzt mit den Zeitungen?«
    »Sie sind nicht da. Keine einzige.«
    »Vielleicht ist dem Boten was dazwischengekommen. Ein Unfall. Oder sie streiken.«
    Die Frage nach dem Verbleib der Zeitungen war auf einmal nicht mehr gar so wichtig. Robin wandte sich an Nasrin. »Bei mir gibt es zwar kein Anti-Aging zu sortieren, aber vielleicht magst du ja trotzdem mal rüberkommen. Auf einen Kaffee, oder so.«
    »Pulverkaffee«, ergänzte Barbara.
    Nasrin nickte vage. Dann machte sie sich mit wildem Eifer an das Einräumen der Gewürzdosen, während Barbara fast deplaziert herumstand, als wage sie nicht, irgend etwas anzufassen, weil sie die Ordnung durcheinanderbringen könnte. Als Robin schon an der Tür war, sagte sie: »Wollt ihr heute abend zum Essen kommen? Nasrin möchte was kochen.«
    »Was Türkisches?« fragte Robin. Er hatte es leise zu Barbara gesagt, aber aus der Küche tönte ein entschiedenes: »Nein!«
    »Ich komme gerne«, rief Robin unnötig laut, denn Nasrin war zu ihnen in den Flur getreten. »Klara fragst du am besten selbst«, fügte er hinzu. »Sie ißt aber kein

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