Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
Vom Netzwerk:
da ist unsere Yoga-Truppe.« Die vier anderen Damen lächelten ihm zu. Seit vor einem halben Jahr die Firma Melia-Casting Räume im selben Gebäude angemietet hatte, war stets für Abwechslung gesorgt. Die fünf Damen waren ihm jedoch deutlich symphatischer als die öligen Muskeltypen von letzter Woche, die sämtliche Frauen des Sendeteams in Unruhe versetzt hatten.
    Als Sabrina an den Tisch zurückkam, war sein Kopf ferrarirot. Jedenfalls fühlte er sich so an. Aber sie bemerkte nichts, ließ ihre Geldbörse zurück in die Tasche gleiten und schimpfte über das lahmarschige Thekenpersonal. Hannes war nicht gerne mit ihr allein. Lieber hätte er den Café latte in seiner Garderobe getrunken, aber das wäre grob unhöflich gewesen. Sie unterhielten sich über belanglose Dinge des zurückliegenden Drehs. Hannes beschloß, das Notizbuch so bald wie möglich in ihre Garderobe zu schaffen. Es mußte aussehen, als wäre es aus ihrer Tasche gefallen. In einem Anfall von Ironie beglückwünschte er sich zu seiner kriminellen Energie und leerte rasch sein Glas.
    Nasrin riß ein Streichholz an und entzündete das Teelicht unter der Kanne während Robin den Tee in die hauchdünnen chinesischen Tassen goß.
    Er saß auf einem Kissen am Fußboden, Nasrin saß mit angezogenen Knien vor der Scheibe des Kaminofens. Die Tür zum Flur stand offen, ebenso die Wohnungstür. Nasrin bestand immer auf offenen Türen in Robins Wohnung. Robin akzeptierte das als eine ihrer Marotten. Vor ihnen stand schon die zweite Kanne Tee. »Ich trinke sehr viel Tee, alle Türken tun das«, hatte Nasrin bei ihrem ersten Besuch erklärt. Seither hielten sie jeden Nachmittag ihre Teestunde bei offenen Türen und brennendem Kaminofen ab, egal ob es kühl war oder nicht. Nasrin mochte den Ofen, während sie miteinander redeten, beobachtete sie die Flammen, die das Buchenholz langsam auffraßen.
    »Wovon lebst du?« fragte Narin.
    »Von der Hand in den Mund«, grinste Robin.
    »Hauptsache, es schmeckt.«
    »Zur Zeit arbeite ich an einem neuen Buch.«
    »Wovon handelt es?«
    »Ach, von … weißt du, über ungelegte Eier mag ich lieber nicht sprechen.«
    Er stand auf und ging zum Bücherregal. Es waren nicht seine Bücher, das hatte er Nasrin beim letzten Besuch erklärt. Sie hatten seinen Eltern gehört, und er würde sie wohl auch nicht lesen, genauso wie er einen Großteil des Geschirrs nie benutzen würde.
    In der obersten Reihe lagen quer über einigen Konsalik-Bänden sechs in blaues Leder eingebundene Bücher mit einer Lasche und einem Schloß. Robin nahm eines herunter und zeigte es Nasrin.
    »Die Tagebücher meiner Mutter. Ich habe bis jetzt keinen Blick reingeworfen.«
    »Warum nicht?«
    »Sie waren ja wohl nicht für mich bestimmt.«
    »Soll ich sie für dich lesen?« schlug Nasrin vor.
    »Eine eigenartige Idee. Darüber muß ich nachdenken.«
    »Woher kennst du Hannes?« wechselte Nasrin sprunghaft das Thema.
    »Unsere Eltern waren befreundet. Bergkameraden«, sagte Robin mit einem Anflug von Spott und ließ sich wieder auf dem Kissen nieder, obwohl ihm davon allmählich das Kreuz weh tat. »Er ist immer so was wie ein großer Bruder gewesen. Oder eher ein Freund. Geschwister mögen sich ja oft nicht.«
    »Woher weißt du das? Hast du welche?«
    »Nein. Aber Barbara zum Beispiel, die haßt ihre Schwestern. Ich glaube, sie will Hannes hauptsächlich deshalb heiraten, damit sie ihnen demonstrieren kann, daß sie den besten Fang gemacht hat. Deshalb tut sie alles, um ihn zu behalten.«
    »Du meinst, sie liebt ihn nicht richtig?«
    »Was weiß ich? Jedenfalls hat ihr Lebkuchenherz einen Kern aus Stahl.«
    »Und du und Klara?«
    »Klara«, wiederholte Robin nachdenklich. »Sie ist … kompliziert. Sehr eigenwillig, eigentlich braucht sie niemanden. Jedenfalls nicht immer.«
    »Man kann ja auch jemanden lieben, ohne daß man ihn braucht«, gab Nasrin zu bedenken.
    Plötzlich erregte eine Bewegung vor dem Fenster ihre Aufmerksamkeit.
    »Da ist sie«, flüsterte Nasrin.
    »Jetzt ist sie fällig.« Robin kroch durchs Zimmer und stand dann sehr langsam auf. Neben der Standuhr lehnte ein Gewehr, das er nun in die Hand nahm. »Kleinkaliber«, flüsterte er, »gehört Arne. Das ist der Bauer …«
    »Mit dem du joggen gehst.«
    »Genau.«
    »Der Schweinezüchter«, wisperte Nasrin. Sie war vorsichtig aufgestanden.
    Robin ging ganz langsam zur Schublade des Schranks und holte zwei Patronen heraus. Umständlich lud er das Gewehr. Nasrin war ans Fenster

Weitere Kostenlose Bücher