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Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Küchentisch, während Klara das Fenster öffnete.
    »Ich hatte vorhin ein aufschlußreiches Gespräch mit Barbara. Nasrin hat uns angelogen mit ihrem Märchen von der verkauften Braut.« Klara gab in dürren Worten wieder, was Barbara ihr heute morgen, nachdem Hannes gefahren war, über ihre Nachforschungen im Friseursalon berichtet hatte. Sie schloß mit den Worten: »Sie ist womöglich nicht mal Türkin.«
    »Was dann?«
    »Weißt du es? Wenn sie nicht mal dir etwas verraten hat, wird sie ihre Gründe dafür gehabt haben. Wir sollten froh sein, daß wir sie los sind.«
    »Und wer ist dann der Kerl von heute nacht?«
    »Keine Ahnung«, sagte Klara. »Du hast dich doch immer stundenlang mit ihr unterhalten. Worüber habt ihr denn so gesprochen?«
    Robin überlegte. Sie hatten über das Sozialverhalten von Krähen diskutiert und die Frage erörtert, warum in Niedersachsen alle Scheunentore grün angestrichen waren. Und er hatte viel von sich erzählt, von seiner Kindheit, woher er Hannes kannte, von seinen Schreibanfängen und seiner Schreibkrise. Aber das war sicher nicht das, was Klara interessierte.
    »Was hat sie von sich erzählt?«
    »Nichts.« Robin erkannte es selbst erst in diesem Moment.
     Typisch, dachte Klara. Wahrscheinlich hat er stundenlang über die Tragik seines Künstlerdaseins monologisiert, anstatt sich für sie zu interessieren.
    »Sie hat nie über sich oder ihre Familie gesprochen«, sagte Robin traurig und malte mit dem Finger Figuren in die Kaffeepfütze auf dem Tisch.
    Klara nahm einen Lappen und wischte den Kaffee auf. »Oder sollen wir einen Rohrschachtest damit durchführen?«
    Robin verdrehte die Augen. Manchmal konnte einem Klaras Humor ziemlich auf die Nerven gehen. Er stand auf.
    »Übrigens weiß Hannes noch nichts davon. Barbara möchte ihm lieber selbst beichten, wie dämlich sie ist.«
    Robin drehte sich in der Tür zu ihr um. »So was könnte dir natürlich nie passieren. Du irrst dich nie, und du machst nie einen Fehler!«
     »Laß deinen Frust woanders aus«, entgegnete Klara. »Geh Holz hacken. Einsame Nächte können sehr kühl sein.«
    Robin legte die Stirn an die Fensterscheibe seines Schlafzimmers. Es hatte sich erneut eingetrübt und würde wohl bald wieder regnen. Die Windräder drehten sich träge, und das Rot der S-Bahn, die sich durch die Felder schlängelte, ließ das Graugrünbraun der Umgebung nur noch fader erscheinen. Die unspektakuläre ländliche Szenerie, die ihn sonst immer beruhigt hatte, kam ihm nun trist vor. Ein Mann führte seinen Hund spazieren. Weit weg pflügte ein Bauer ein Feld um, ein Schwarm Krähen folgte seinem Trecker.
    Wo war sie? Wer war sie? Was war so schlimm an ihrer Vergangenheit – oder an ihrer Gegenwart –, daß sie es verschweigen mußte? Er wünschte sich nichts so sehr, als sie für einen Moment zu sehen, sie zu berühren, mit ihr zu sprechen. Je mehr er über sie nachgrübelte, desto unfaßbarer wurde sie ihm.
    Er fand sich an seinem Schreibtisch wieder, die Augen beschwörend auf das Telefon gerichtet. Würde sie ihn anrufen? Hatte sie überhaupt die Nummer? Jetzt bereute er, nie einen Anrufbeantworter angeschafft zu haben. Auch das Handy, das ihm Klara einmal geschenkt hatte, hatte er so gut wie nie benutzt. Ich muß nicht ständig erreichbar sein, ich bin schließlich nicht der Klempner . Er konnte das Ding nicht einmal richtig bedienen.
    Hatte sie den Toten doch gekannt, gehörte er zu ihren Verfolgern? Vielleicht stimmte ihre Geschichte ja doch, zumindest teilweise. Durfte man es ihr übelnehmen, daß sie Barbaras Naivität in ihrer Notlage ausgenutzt hatte?
    Nein. Selbstverständlich nahm Robin ihr gar nichts übel, auch nicht, daß sie sein Fahrrad mitgenommen hatte. Ob sie eine Lügnerin war, eine Kriminelle oder ein Mitglied der PKK – er würde ihr helfen, falls sie in Schwierigkeiten steckte, er würde es mit allen und mit jedem aufnehmen. Alles wäre besser, als dieses Herumsitzen und Warten mit dem Gefühl, verlassen und belogen worden zu sein. Warum hatte sie ihm nicht vertraut?
    Sein Blick löste sich vom Telefon und streifte den dunklen Bildschirm. Er hatte Nasrin gestanden, daß er seinen ersten Roman zum Teil unter dem Einfluß von Kokain und ähnlichem Zeug geschrieben hatte. Auch wenn es kein Renner geworden war, wenigstens ihm selbst hatte das Buch gefallen, vor allem sein lakonischer Stil. Inzwischen funktionierten nicht einmal mehr Drogen. Er hatte es ausprobiert, zweimal. Genau wie damals war ihm

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