Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Wennigsen. Große Sache, mit vier Ortsfeuerwehren und allem Drum und Dran. Hütte total im Arsch, nur noch ein Haufen verkohltes Holz. War so ein Öko-Blockhaus. Um sechs bin ich dann endlich heimgekommen. Aber schlafen kann ich nach so was dann auch nicht.«
    »Und die Leute?«
    »War keiner zu Hause.«
    »Schöne Überraschung.«
    »Lange mach ich das sowieso nicht mehr.«
    »Was? Die Feuerwehr?« keuchte Robin. Sein Kopfschmerz wurde vom Laufen nicht besser.
    »Die Schweinezucht. Lohnt ja nicht mehr. Um ein Drittel ist der Preis für Schweinefleisch letztes Jahr gesunken, aber die Kosten bleiben: Futterzusätze, Medikamente, Tierarzt, Heizung, Strom … Morgen früh werden zwanzig Sauen abgeholt.«
    »Zum Schlachten?«
    »Bist du wahnsinnig? Eine gute Zuchtsau ist ein paar tausend Euro wert. Ich konnte sie einigermaßen günstig an einen Holländer verkaufen.«
    »Die Eber auch?« fragte Robin.
    »Die kommen auch bald weg. Die Ferkel werden noch ein paar Wochen gefüttert und dann an den Mäster weiterverkauft.«
    »Was machst du danach?«
    »Es gibt ja immer noch Korn und Rüben. Ich werde versuchen, wieder nebenbei als Landmaschinentechniker zu arbeiten. Vielleicht mach ich den Meister nach.«
     Sie liefen ein paar Minuten stumm weiter, dann fragte Robin. »Steckt da vielleicht Sina dahinter. Ich meine, weil sie Buddhistin ist?«
    »Das kommt noch dazu«, gestand Arne.
    »Richte ihr auf jeden Fall meine Glückwünsche zum Geburtstag aus. Sie hat doch am Samstag, oder?« fragte Robin, obwohl sie vor ein paar Tagen ausführlich darüber gesprochen hatten.
    »Eigentlich heute«, sagte Arne. »Samstag ist die Party.«
    »Dann bist du ja an ihrem Geburtstag gar nicht da.«
    »Geht halt nicht anders.«
    »Warum?«
    »Na, wegen der Schweine.«
    »Ich versorge sie, wenn du hinfahren möchtest.«
    »Ja, aber … So lange? Und wenn dann doch was ist?«
    »Was soll sein? Im Notfall kann ich auch den Tierarzt holen oder zu Bauer Venske gehen, das hast du doch mal gesagt, oder?«
    »Ja, der kennt sich aus. Hat ja selber lange Schweine gehabt. Allerdings nur Mastschweine, keine Ferkelzucht, wie wir. Macht jetzt auf Reiterhof. Lohnt sich aber auch nicht richtig.«
    »Überlege es dir: Schweinefüttern oder Candle-Light-Dinner.« Robin quälte sich ein kumpelhaftes Grinsen ab. Für Leute wie mich, dachte er dabei, hat Dante den neunten Kreis der Hölle vorgesehen.
    Das Telefon klingelte. Klara zuckte zusammen. Es war Trenz.
    »Es ist soweit. Die ersten sind weg. Am Wochenende soll es deutschlandweit für mehrere Tage sehr schlechtes Wetter geben. Das ist ideal für uns, dann sind die Wälder so gut wie leer.«
    »Und wo?« fragte Klara.
    Es entstand eine Pause, es hörte sich an, als ob er in Unterlagen blätterte. »Im Harz.«
    »Ist das nicht zu nahe an meinem Wohnort? Sie könnten zurückkommen.«
    »Sie sollten sie während der Fahrt leicht sedieren, damit sie sich nicht so leicht zurückorientieren. Reisen Sie in den frühen Morgenstunden bei Dunkelheit an. Eine detailgenaue Karte des Gebiets ist an Sie unterwegs, darauf ist alles eingezeichnet, auch ein Platz, an dem Sie Ihr Fahrzeug verstecken können. Außerdem erhalten Sie einen GPS-Empfänger für Ihren Organizer. Damit können Sie Ihren eigenen Standort bestimmen. Aber benutzen Sie den Empfänger nicht im Dauerbetrieb, er braucht sehr viel Strom, der Akku hält sonst nicht lange. Wandern Sie ein Stück nach Beschreibung. Machen Sie kein Feuer. Allenfalls eine Taschenlampe. Tarnen Sie Ihr Zelt, wechseln Sie öfter Ihren Standort. Hinterlassen Sie keine Spuren. Nehmen Sie für sich selbst genügend Nahrung mit, aber tragen Sie sie am Körper. Sie dürfen die Wölfe auf keinen Fall mehr füttern, Sie müssen sie regelrecht verstoßen, wie es erwachsene Tiere mit ihrem halbwüchsigen Nachwuchs machen. Auch wenn es brutal erscheint und schwerfällt. Danach entfernen Sie sich möglichst rasch. Ich überwache Ihre Tiere an meinem PC, so lange sie mit Ihnen draußen sind. Ich werde Ihnen Bescheid geben, wenn sie sich weit genug von Ihnen entfernt haben. Wenn Sie zurück sind, übernehmen Sie das selbst und melden mir bitte alle Bewegungen oder auch Stillstände. Haben Sie eine Waffe?«
    »Ja.«
    »Nehmen Sie sie mit. Falls es zu Aggressionen seitens Ihrer Tiere kommt, empfiehlt sich außerdem ein kleiner Flammenwerfer.«
    »Ja«, sagte Klara und verwarf den Gedanken sofort. »Wie läuft es mit den anderen?« wollte sie wissen. »Sie sagten, ein paar sind schon weg?«
    »Im