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Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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glaube, ich werde das alles einfach möglichst rasch vergessen. Jetzt, wo diese Leiche weg ist … Ja, einfach vergessen werde ich das alles. Ich muß mich endlich auf meine Arbeit konzentrieren.«
    Barbara sah ihn verblüfft an. »Aber gestern warst du doch noch ganz wild drauf, etwas über sie rauszukriegen.«
    »Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, um es mit Adenauer zu sagen. Willst du ein Bier?«
    »Nein, ich möchte kein Bier.«
    »Einen Schnaps? Ich glaube, ich habe noch was von Arnes Mirabellenzeugs im Kühlschrank.«
    »Ich möchte auch keinen Schnaps. Ich möchte wissen, was hier gespielt wird, Robin.« Ihre Stachelbeeraugen maßen ihn voller Mißtrauen.
    »Nichts. Ich möchte diese ganze Scheiße einfach nur hinter mir lassen.«
    »Ich dachte, das Mädchen war dir so wichtig?«
    »Barbara, bitte laß mich damit in Ruhe. Wenn du in diesem Schweinestall dabeigewesen wärst, dann würdest du mich verstehen.«
    »War es so schlimm?«
    »Schlimmer, als du es dir vorstellen kannst.« Er trat ans Küchenfenster und sah hinaus. Arnes Trecker fuhr gerade auf die Felder zu, den Mistbreiter im Schlepptau. Der Fahrer trug eine Mütze, demnach war es der alte Gamaschke.
    »Das glaube ich dir«, sagte Barbara. Deshalb hatte er sich wohl auch einen angesoffen. Erst jetzt, als Robin sich umwandte, sich dabei mit der Hand auf dem Küchentisch abstützen wollte und das Möbel knapp verfehlte, merkte sie, wie betrunken er wirklich war.
    »Dann leg dich mal ein bißchen hin«, sagte sie. »Schlaf hilft, um zu vergessen.«
    »Bier auch«, sagte Robin und rülpste dezent.
    »Ich hatte mal ein Verhältnis mit ihm. Als es zu Ende war, hat er mir ekelhafte SMS geschrieben und beleidigendes Zeug auf die Mailbox gesprochen. Dann hat er meine Festnetz-Nummer rausgekriegt. Nachdem mir Nasrin von einem Fremden erzählt hatte, der am Ostersonntag um das Gut herumgeschlichen sein soll, hatte ich Angst, daß er die Wölfe entdeckt hat. Außerdem wollte ich nicht, daß Robin was von ihm erfährt. Das Ganze war mir peinlich.« Sie sah ihn mit zerknirschter Miene an. »Manchmal läßt man sich auf Leute ein, für die man sich hinterher in Grund und Boden schämt.«
    »Das kenne ich.«
    »Robin hat von einem Gegenstand gesprochen, den er in der Hand hatte«, fuhr Klara fort. »Es war eine Farbsprühdose. Damit wollte er garantiert irgendwas Ekelhaftes an die Hauswand schreiben, die fiese Ratte.« Klara fuhr auf einer schmalen, aber schnurgeraden Straße irgendwo hinter Hameln, der Drehzahlmesser stand bei fünftausend Umdrehungen, und der Lärm des Motors machte eine Unterhaltung schwierig. Hannes rang flehend die Hände. Klara lachte und drosselte das Tempo.
    Sie bog in eine der zahlreichen Alleen ein, die sie an dieser Gegend so mochte.
    »Sie werden ihn suchen. Irgendwann wird die Polizei vor deiner Tür stehen.«
    Dieser Gedanke war auch Klara schon gekommen.
    »Ich werde zugeben, daß ich mal was mit ihm hatte. Da bin ich vermutlich nicht die einzige.«
    »Nur mal rein hypothetisch: Wie tötet man einen Menschen mit bloßen Händen?« fragte Hannes.
    »Ich glaube, die gängige Methode ist Erwürgen.« Klara illustrierte das Gesagte.
    »Laß die Hände am Steuer!«
    Klara gehorchte grinsend.
    »Erwürgen dauert zu lange.«
    »Mein Vater hatte einen Kumpel, der viele Jahre bei der Fremdenlegion war. Der hatte tolle Tricks drauf, zum Beispiel, wie man jemandem den Arm bricht …«
    »… oder das Genick.«
    »Auch das.«
    »Du solltest Robin Bescheid sagen. Der dreht sonst durch, wenn die Polizei auftaucht.«
    »Du meinst, die ganze Wahrheit?«
    »Zumindest so viel, wie er wissen muß. Und wo wir gerade bei der Wahrheit sind: Was ist mit dem Mädchen?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Vielleicht hat sie dich beobachtet.«
    »Möglich«, sagte Klara, und nach einer kurzen Denkpause: »Also wirklich! Seit ich hier im Wagen sitze, unterstellst du mir einen Mord nach dem anderen.«
    Hannes hielt die Hände vor sein Gesicht, als Klara den Mercedes mit achtzig in eine Kurve legte. Das Heck brach aus, der Wagen schlingerte, aber Klara fing ihn geschickt ab und brachte das Gefährt wieder auf Kurs.
     »Ich will dir gar nichts unterstellen«, keuchte Hannes, nachdem er sich den Angstschweiß von der Stirn gewischt hatte. »Im Gegenteil, ich wünschte fast, du hättest es getan.«
     »Und das sagt mir ein Richter.«
     »Nicht umsonst bin ich nur noch ein Richter-Clown.«
    Eine ganze Weile blieb es still, bis Klara fragte: »Bist du

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