Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11
der Anwaltskanzlei seines
Vaters. Fotos, Speisekarten, notariell beglaubigte Erklärungen vom Küchenchef, von Kellnern, Hilfskellnern und Familienmitgliedern.<
»Es geht doch nichts über einen Anwalt als Vater«, sagte ich. »Jedenfalls ist das beruhigend, denn Deborah Brittain scheint immer noch beunruhigt wegen ihm.«
»Warum?«
»Das Erlebnis hat sie Nerven gekostet. Sie verehrte Hope, hat gesagt, sie hätte ihr Leben verändert. Außerdem habe ich Tessa Bowlby aufgetrieben und einige interessante Dinge erfahren.«
Ich berichtete ihm von meinen Gesprächen mit Walter Bowlby und Dr. Emerson.
»Gravierende psychische Probleme«, sagte er. »Meinst du, der Vater hat die Wahrheit gesagt, dass sie ihn fälschlicherweise beschuldigt hat?«
»Schwer zu sagen. Dr. Emerson deutete an, es würde nicht viel bringen, der Sache näher auf den Grund zu gehen. Mr. Bowlby wirkte sehr offen. Er hat mir den Namen des Detectives in Temple City genannt, der die Angelegenheit damals untersucht hat. Gunderson.«
»Ich werde ihn anrufen«, sagte Milo. »Falsche Anschuldigungen … dann könnte Muscadine also die Wahrheit gesagt haben.«
»Aber selbst wenn nicht, sehe ich keine Verbindung zu Mandy Wright.«
»Und damit bliebe dann nur noch Monsieur Kenny Storm jun. übrig, den ich morgen Nachmittag im Büro seines Daddys sprechen werde. Hast du Lust mitzukommen?«
»Klar. Außerdem habe ich ein paar Dinge über Dr. Cruvic herausgefunden.«
Zuerst erzählte ich ihm von den vielen Wagen abends auf dem Parkplatz vor dem Frauengesundheitszentrum und von
dem bewaffneten Wachmann. Von den zahlreichen Abtreibungen zum Preis von neunhundert Dollar.
»Irgendwie muss er den Bentley ja unterhalten«, sagte er.
»Warte, ich habe noch mehr. Cruvic hat gar keine richtige Ausbildung für die Behandlung von Fertilitätsproblemen, und es gibt noch mehr Unregelmäßigkeiten in seinem Lebenslauf. Nach nur einem Jahr hat er die chirurgische Facharztausbildung an der University of Washington abgebrochen und ist an ein Institut gegangen, das sich Brooke-Hastings nennt. Danach hat er sich auf die Gynäkologie verlegt und an einem Krankenhaus in Carson gearbeitet - dem Fidelity Medical Center. Ich kann weder das eine noch das andere finden.«
»Ein Schwindler?«
»Sein Examen und sein Doktortitel sind echt, und es liegt keine Beschwerde gegen ihn vor. Kann ja sein, dass sowohl Brooke-Hastings als auch das Fidelity Medical Center dichtgemacht haben. Aber wenn jemand von einem renommierten Uni-Krankenhaus an ein unbekanntes Privatinstitut wechselt, ist das nicht gerade ein Karrieresprung. Denkbar wäre also, er ist nicht aus Seattle weggegangen, weil sich seine Interessen verlagert hatten. Vielleicht ist er wegen irgendeiner Übertretung rausgeflogen. Irgendetwas, das gegen das ärztliche Berufsethos verstößt. Und vielleicht ist sein Ethos seitdem nicht besser geworden. Sich als Experte für Fertilitätsfragen auszugeben ist ziemlich anrüchig.«
»Interessant«, sagte er. »Ja, mir dringt tatsächlich ein gewisser Geruch in die Nase. Und Hope war seine Beraterin - ob sie sich wegen Geld zerstritten haben?«
»Vielleicht ist Seacrest deshalb so ausweichend. Nicht wegen ihres Seitensprungs - sondern wegen ihrer finanziellen Probleme. Das würde auch erklären, warum er so deutlich
betonte, er hätte keinen Einblick in Hopes berufliche Aktivitäten gehabt.«
»Könnte sein.«
»Soll ich mich noch mal mit ihm unterhalten?«
»Eine Plauderei unter Akademikern. Klar, gern... Er ist der Einzige, den wir bei einer Lüge erwischt haben.«
»Gefällt er dir jetzt besser alsVerdächtiger?«
»Sagen wir, ich fange an, heimlich, still und leise mit ihm zu liebäugeln. Aber du kannst Gift drauf nehmen, wenn ich irgendeineVerbindung zwischen ihm und Mandy finde, werde ich mich Hals über Kopf in ihn verlieben.«
Es war zehn nach sieben, und Ruth war immer noch nicht zurück. Solche Reparaturen konnten schwierig sein, und ich rief im Aufnahmestudio des Countrysängers an. Sie sagte: »Tut mir leid, Schatz, hier herrscht das totale Chaos. Ich brauche bestimmt noch länger - mindestens zwei Stunden.«
»Hast du schon gegessen?«
»Nein, ich will erst hier fertig werden. Aber mach dir keine Mühe, ich glaube, mir ist nach was Einfachem.«
»Gänseleber?«
Sie lachte: »Au ja, fang mir eine Gans.«
Ich saß eine Weile da, trank Kaffee und überlegte.
Pizza war einfach.
Und es gab eine nette kleine Pizzeria in Beverly Hills, wo man immer noch
Weitere Kostenlose Bücher