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Woelfin des Lichts

Woelfin des Lichts

Titel: Woelfin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Kuczinski
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gerunzelter Stirn schob Sara den Hocker zurück und wandte sich brüsk vom Fenster ab. Inzwischen war ihr jegliche Lust vergangen nochmals an den See zu wandern, sich bei dieser Gelegenheit zu erfrischen und ihre verstreuten Kleidungsstücke einzusammeln. Stattdessen blieb sie untätig, legte sich in die Hängematte, döste vor sich hin und vermied jeden weiteren Blick über den Gartenzaun.
    Der Abend zog sich endlos in die Länge und das Fernsehprogramm wartete mit einer Reihe von Horrorfilmen auf, denen Sara nichts abgewinnen konnte. Sie zappte durch die Kanäle und blieb an einer Liebesschnulze hängen, die ihr die nächsten zwei Stunden versüßte. Erst gegen Morgen fiel sie in einen leichten Schlaf aus dem sie durch das schrille Klingeln eines Handys gerissen wurde. Aus gutem Grund hatte sie sich direkt nach ihrem Einzug gegen einen Festanschluss entschieden, sodass kein Außenstehender herausfinden konnte, wo sie zu finden war.
    Doch wer sollte sie so früh am Morgen anrufen wollen?
    Erschrocken starrte sie auf ihr Mobiltelefon, ihre Gedanken rasten. Bisher hatte sie einzig Marc und ihrem Bruder die Nummer mitgeteilt, mit dem Versprechen diese an niemanden weiterzugeben. In den vergangenen zwei Jahren hatte sich Sara immer nur sporadisch bei Marcel gemeldet und niemals hatte ihre Unterhaltung länger gedauert als einige Minuten. Und der Grund war nicht die Sorge, jemand könnte ihr Gespräch mitverfolgen, sondern die unausgesprochenen Fragen und die seit langem überfällige Klärung der Umstände, die zu der Trennung zwischen ihr und Marcel geführt hatte. Den Mut, ihrem Bruder gegenüberzutreten und alles aufzuklären, hatte sie nach wie vor nicht. Eine ihr völlig unbekannte Nummer erschien auf dem Display. Da sie weder vorhersehbare noch unerwartete Überraschungen mochte, entschied sie, das nervige Klingeln zu ignorieren und legte das Handy neben sich auf den Nachttisch zurück. Sie überlegte, es einfach auszuschalten, doch der Gedanke, dass Jack zwischenzeitlich die Nummer von Marc bekommen haben könnte und ihr eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen würde, hielt sie davon ab.
    Nach einer kurzen Pause klingelte es erneut.
    Der anonyme Anrufer bewies Hartnäckigkeit, worüber Sara keinesfalls glücklich war.
    Kann es sein, dass sich Miranda meine N ummer gespeichert hat, als ich sie vor kurzem angerufen habe?
    Sie konnte sich nicht daran erinnern. Je länger das nervende Klingeln andauerte, umso unruhiger wurde sie. Als es ihr zu viel wurde, griff sie nach dem Mobiltelefon und drückte die Annahmetaste, lauschte dem Rauschen am anderen Ende und wartete ab.
    Sekunden später manifestierte sich ihr Albtraum, der sie die letzten Jahre über begleitet hatte. Eine zornige Stimme, in einer Lautstärke, die Sara erschrocken zusammenzucken ließ, sodass sie das Handy , ein Stück von ihrem Ohr fernhalten musste, blaffte: „Sara, ich weiß, dass du dran bist. Hast du wirklich gedacht, ich würde dich nicht finden?“
    Simons höhnisches Lachen hallte in ihren Ohren wider, wie erstarrt saß sie auf dem Bett und hielt fassungslos die Luft an.
    „Dein Bruder war so nett mir deine Handynummer anzuvertrauen. Da er im Anschluss an unser kleines Gespräch einen unglücklichen Unfall hatte, konnte ich ihn leider nicht mehr nach deiner momentanen Adresse fragen. Tja, sehr unerfreulich die gan ze Sache, findest du nicht auch?“
    Ein unheilvolles Schweigen trat ein, das Sara keinesfalls zu brechen gewillt war. Arrogant, wie ihr Gesprächspartner nun einmal war, überging er die Provokation und fügte hinzu: „Allerdings bin ich mir sicher, dass er sie mir noch unfreiwilliger gegeben hätte, als deine Nummer. Wenn du mir nicht freiwillig sagst, wo du steckst, finde ich es selbst heraus und in diesem Fall, Sara...“
    Sie reagierte, ohne nachzudenken. Ebenso verängstigt, wie sie es als Siebzehnjährige gewese n war, schaltete sie ihr Handy aus und ließ es zu Boden fallen. Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, starrte sie es an, als würde es sich um eine giftige Spinne handeln und nicht um ein harmloses elektronisches Gerät.
    Oh, Gott, er wird mich finden...
    Es dauerte geraume Zeit, bis sich Sara etwas beruhigt hatte. Dann hob sie ihr Handy auf, wählte die Nummer der Auskunft in Surrey und ließ sich mit dem zugehörigen Krankenhaus verbinden. Am ganzen Körper zitternd, fragte sie nach ihrem Bruder. Sie lauschte der freundlichen Stimme am anderen Ende der Leitung und atmete erleichtert auf.
    „Haben Sie

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