Woelfin des Lichts
ihrer nächsten Begegnung etwas Zeit zu lassen, ihre Beziehung zu überdenken.
Doch war das zu einem Zeitpunkt gewesen, an dem er noch nicht gewusst hatte, wie schwer ihm das Warten fallen würde. Die Sorge um sie brachte ihn letztendlich dazu, seine gutgemeinten Vorsätze über Bord zu werfen. Zielstrebig ging er auf die Haustür zu und klopfte mehrmals an, doch im Inneren rührte sich nichts.
Er blieb hartnäckig, sein Gefühl sagte ihm, dass sie zu Hause war. Denn bei Jafa und Mina hatte er schon nachgesehen, des Weiteren stand ihr Fahrzeug in der Einfahrt und nichts deutete darauf hin, dass es in den letzten Tagen bewegt worden war.
Seine Sorgen um sie verstärkten sich, sodass er mit dem Gedanken spielte, die Tür einzutreten, als er hörte, wie sich leichte Schritte näherten.
Durch die geschlossene Tür hindurch hörte sich ihre normalerweise helle Stimme merkwürdig gedämpft an.
„Wer ist da?“
„Ich bin es, Jack, hast du jemanden anderen erwartet?“
Entgegen seiner Erwartung ging sie auf seinen Scherz nicht ein, öffnete jedoch die Tür um ihn einzulassen. Ein Ausdruck von Erleichterung huschte über ihr Gesicht, bev or sie ihm ein warmes Lächeln schenkte.
Kaum war er über die Türschwelle getreten, sagte ihm sein Instinkt, dass mit Sara etwas nicht stimmte.
Ihre blasse Gesichtsfarbe und die dunklen Ränder unter ihren Augen bestärkten seinen Verdacht. Bevor er Sara da rauf ansprechen konnte, kam sie ihm zuvor:
„Ich will mir gerade einen Tee zubereiten. Möchtest du auch einen?“
„Ja, gerne“, entgegnete Jack, der ihr in die Küche gefolgt war und von ihrer Rückansicht in der engen Jeans abgelenkt wurde.
Während sich Sara am Gasofen zu schaffen machte, schaute er sich in aller Ruhe im Raum um. Die vor ihrem Einzug nüchtern weißgetünchten Wände waren in einem warmen Ockerton gestrichen, entlang der Wand stand eine neue Küchenzeile mit integriertem Kühlschrank und ließ den Raum kleiner wirken, als er in Wirklichkeit war. Der runde Bartisch, der auf einem Flickenteppich direkt unterhalb des Fensters stand, bot ausreichend Platz für zwei Personen. Während Sara damit beschäftigt war, die Becher zu füllen, zog sich Jack einen der beiden Hocker heran. Mit einem Schmunzeln beugte er sich über die vollgestellte Fensterbank und roch an den würzigen Kräutern, die in ihren unterschiedlich bemalten Tontöpfen durch ihren optimalen Standort ausreichend Licht erhielten, um gedeihen zu können.
Interessiert wanderte sein Blick zur gegenüberliegenden Wand an der mehrere Aquarellbilder hingen, die jeweils begrenzte Landschaftsausschnitte zeigten, die Jack gänzlich unbekannt waren. Ein Bild weckte sein besonderes Interesse. Auf einem Anwesen stach ein weißes, gepflegtes Haus, um dessen Vorbau sich eine breite hölzerne Veranda wand, wie ein überbelichteter Farbfleck heraus. Am Fuße der breiten Treppe konnte er winzige Gestalten erkennen, denen ein schwarzer Hund vorauslief. Den Hintergrund bildete eine großflächige, in voller Blüte stehende Wiese mit angrenzenden Äckern und Feldern, die in der Ferne als solche kaum mehr zu erkennen waren. Obwohl es sich eindeutig um einen strahlenden Sommertag handelte, schien über dieser Zeichnung ein Schatten zu liegen, der die Schönheit des Bildes minderte.
Seine Betrachtung fand ein jähes Ende, als Sara auf dem zweiten Hocker Platz nahm und ihm über den Tisch hinweg seinen Tee reichte.
Jack räusperte sich, bevor er ihr unumwunden in die Augen sah: „Was mit uns passiert ist..., ich hoffe du bereust es nicht. Schon seit unserer ersten Begegnung war ich fasziniert von dir.“
Als würden seine Worte nicht die Gefühle ausdrücken, die er empfand, hob er abwehrend die Hand und sprach hastig weiter: „Versteh mich nicht falsch, ich hatte nicht vor, dich zu verführen, zumindest nicht am Anfang.“
Auf seinem Gesicht erschien ein schelmisches Grinsen, das seine Worte Lügen strafte.
Sara, die noch am Morgen nicht gewusst hatte, wie sie sich Jack gegenüber verhalten sollte, lächelte verhalten zurück: „Mir ging es genauso. - Komm, Jack, was soll`s, wir beide sind erwachsen, und ja, ich fühle mich zu dir hingezogen. Wir sollten vielleicht erst einmal abwarten, wohin das alles führt. Bitte lass` mir Zeit, mir über meine Gefühle für dich klar zu werden“, der bittende Ton in ihrer Stimme nahm ihm den Wind aus den Segeln, sodass er nicht wusste, was er darauf erwidern sollte, ohne ihr das Gefühl zu geben sie zu bedrängen.
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