Woelfin des Lichts
zuwarfen und anschließend in Gelächter ausbrachen.
„Schön, dass ich euch eine Freude machen konnte“, fügte Sara konsterniert hinzu.
„Tut mir leid.“
Jack bemühte sich offensichtlich um Ernsthaftigkeit und wandte sich Sara vollends zu.
„Du m usst Jennifer bei Gelegenheit unbedingt kennenlernen, dann wüsstest du, warum wir lachen. Sie denkt, nun ja, sagen wir es mal so, eben wie eine Werwölfin. Du weißt ja, dass Sophie auch an der Tankstelle arbeitet. Die zwei stehen seit Ewigkeiten in Konkurrenz miteinander und das schließt die Aufmerksamkeit der männlichen Besucher ihnen gegenüber ebenfalls mit ein.“
Sara ging langsam ein Licht auf, fassungslos starrte sie Jack an: „Sophie ist mit Michael verheiratet, wie kann sie nur...“
„Das eine schließt das andere nicht unbedingt aus“, entgegnete Jack trocken.
Gerne hätte sie das Gespräch fortgesetzt, aber etwas in Jacks Stimme veranlasste sie, das Thema besser fallen zu lassen.
Marc und Mirandas Grundstück lag nur wenige Kilometer hinter dem letzten Dor f, beschaulich und eingebettet in ein kleines Tal. Das in weichem Beige gestrichene Haus mutete durch den Wald im Hintergrund wie ein heller Farbtupfer auf grüner Leinwand an und wirkte auf Sara auf Anhieb einladend. Eine gepflasterte Einfahrt teilte den kurz geschnittenen weitläufigen Rasen. Auf der rechten Seite befand sich ein sechseckiger Pavillon, vor dem sich eine aus Holzstämmen gezimmerte Sitzecke befand, nur wenige Schritte von der großzügig angelegten Grillstelle entfernt.
Alles war mit einer gel ben, intensiv duftenden, dünnen Blütenschicht bestäubt, die sich von den Kiefern ausgehend über das ganze Gelände verteilte. So war es nicht weiter verwunderlich, dass ihr Miranda zur Begrüßung ein feuchtes Wischtuch reichte, um wenigstens die Kleidung vor der gröbsten Verschmutzung zu bewahren.
Verzückt wandte Sara ihr Gesicht der leichten Brise zu, die aus Richtung des Waldrandes zu ihr hinüber wehte.
Sie konnte sich bildhaft vorstellen, wie des Abends die Rehe aus der Schonung traten, und war insgeheim froh, dass an diesem wunderschönen Ort völlig normale Menschen wohnten.
Miranda, die ebenso wie Marc keinen Hehl daraus machte, dass sie sich über Saras Kommen freute, verwickelte sie sogleich in eine Plauderei über die neue Sommerkollektion, die erst vo r wenigen Tagen in zweiter Auflage eingetroffen war. Nebenbei bemerkte Sara Jacks belustigte Blicke, die dieser ihr hin und wieder zuwarf. Er schien ihrem Gespräch zu lauschen und machte den Eindruck, als ob er sich die Dessous an Sara vorstellte. Sie allerdings beobachtete ihn nicht weniger oft.
Ihr Liebhaber, der lässig an der Feuerstelle neben seinem Bruder stand und diesem beim Entfachen der Holzkohle zur Hand ging, wirkte in seiner kurzen ausgefransten Jeans und dem verwaschenen hellblauen T-Shirt, da s sich eng um seinen Oberkörper schmiegte und seine Muskeln deutlich erkennen ließen, ungemein sexy. Sein Anblick erfüllte sie mit einem gewissen Stolz und einer weiteren Empfindung, die sich verdächtig nach Liebe anfühlte. Beide waren so damit beschäftigt, sich heimliche Blicke zuzuwerfen, dass ihnen völlig entging, dass sie von Marc und Miranda beobachtet wurden.
Das Ehepaar war schon seit längerem der Ansicht, dass es allmählich Zeit wurde, dass sich Jack erneut verliebte. Beiden war klar, dass es für e inen Rudelführer von außerordentlicher Wichtigkeit war, die richtige Partnerin zu finden und Sara war in ihren Augen eine ausgezeichnete Wahl.
Bereits bei früheren Gelegenheiten hatte Jack auf die Frage, ob er sich nicht endlich für eine Frau entscheiden könnte, darauf hingewiesen, dass seine zukünftige Partnerin zu ihm und seinem Rudel passen musste.
Dieses Mal schien es ihm ernst zu sein. Dass er nach langer Zeit jemanden mitbrachte, ließ vermuten, dass er zumindest mit dem Gedanken spielte, diese Beziehung zu vertiefen.
Unter einem Schatten spendenden Sonnensegel, das Marc und Jack gegen Mittag aufspannten, stellte sich Sara mit gemischten Gefühlen den unvermeidlichen Fragen, die ein zwa ngloses Beisammensein mit sich brachte.
„Gibt es außer dir noch jemanden in deiner Familie, der das Wolfsgen in sich trägt?“
Miranda, die nicht ahnen konnte, dass dieser Punkt in ihrem Gast unangenehme Erinnerungen wach rief, die Sara gerne für sich beha lten hätte, übersah deren plötzliche Nervosität. Jack hingegen, der Sara den ganzen Nachmittag nicht aus den Augen gelassen hatte,
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