Woelfin des Lichts
könnte, um das unangenehme Schweigen zwischen ihnen zu brechen. Es wäre ihr viel lieber gewesen, wenn er sie nicht gerade jetzt, wo es mit ihrer Beziehung so gut anlief, verlassen würde. Der Gedanke, zurückzubleiben, verursachte ihr, obwohl sich nette Nachbarn in der Nähe aufhielten, eine Gänsehaut. Doch wie er wusste sie, dass wichtige Angelegenheiten im Bezirk keinen Aufschub duldeten.
Sie warf Jack einen Seitenblick zu und brach das Schweigen: „Ich vermute, dass du dich deshalb mit Marc zurückgezogen hast? Er ist kein Werwolf, wie kommt es, dass er über euch“, sie verbesserte sich, „uns so gut Bescheid weiß?“
„Er ist immerhin mein Bruder. Für Marc war es wesentlich einfacher, Menschen so anzunehmen, wie sie sind. Zumindest ab einem bestimmten Punkt war es kein Problem mehr, wenn ich mich bei Vollmond in einen Wolf verwandelt habe. Allerdings , ich gebe es zu, liegt das schon lange zurück. Als Kinder machten wir uns daraus einen Spaß. Wir schlichen im Dunkeln aus dem Haus und stromerten stundenlang durch die Gegend. Du weißt ja selbst, wie reizvoll die Natur einem im Mondlicht erscheint. Man glaubt, in eine fremde Welt einzutauchen.“
„Oder in eine andere Haut“, fügte Sara schmunzelnd hinzu.
Jack nickte bestätigend und fuhr fort: „Heute bin ich mir sicher, dass unser Vater von den nächtlichen Ausflügen seiner Söhne wusste, auch wenn er kein Wort darüber verlor. Nie standen wir bei unserer Rückkehr vor verschlossener Tür.“
Die Erinnerung an die geheimen Ausflüge ließ seine Gesichtszüge weich werden.
„Wir alle sind dankbar jemanden wie ihn, der völlig unberührt von der Macht des Mondes ist, als Freund zu besitzen. Marc recherchiert für uns zahlreiche Vorgänge, die unser Leben erleichtern, und fährt, wenn nötig, in meinem Auftrag in weit entfernte Gebiete, was uns schwerfallen würde, da es ja außer uns noch andere Werwölfe gibt und wir nicht so ohne weiteres in ein fremdes Territorium eindringen können. Die Zustimmung des jeweiligen Leitwolfs einzuholen, ist etwas heikel, denn es wissen nur wenige, dass es uns hier überhaupt gibt, und so soll es auch in Zukunft bleiben. Wir sind ein Rudel von geringer Größe, und dieser Umstand garantiert uns, dass wir nicht sonderlich auffallen.“
Sara, die ihm interessiert zu hörte, nahm in seiner Stimme die Zuneigung, die er für seinen Bruder empfand, aber auch seine Verantwortung allen Rudelmitgliedern gegenü ber wahr. Die Hoffnung, endlich einen Ort gefunden zu haben, an dem sie bleiben konnte, und einen Partner, der sie scheinbar nicht zu unterdrücken suchte, ließen ihr Herz pochen.
Konnte sie wahrhaftig einem Rudel angehören und ohne die Unrast, die sie im mer vorantrieb, an einem Ort verweilen und glücklich sein?
Sogleich schoben sich ihre Sorgen in den Vordergrund und sie betete, dass Simon sie niemals finden würde.
Jack fand die Zeit gekommen, Sara vorsichtig nach ihrer Vergangenheit zu fragen. Insbesondere interessierte er sich für ihren früheren Partner, bei dem es sich, wie Mina angedeutet hatte, um einen üblen Burschen gehandelt haben musste. Demnach schien er für Saras Zurückhaltung und Misstrauen verantwortlich zu sein. Er würde vorsichtig vorgehen müssen. Zum einem wollte er vermeiden, dass Sara herausfand, dass er von dem Gespräch zwischen ihr und Mina erfahren hatte, zum anderen hoffte er, dass sie ihn freiwillig über ihre damalige Beziehung aufklären würde. In der Hoffnung, sie aus der Reserve zu locken, sprang er über seinen Schatten und kam auf seine eigene gescheiterte Liaison zu sprechen. Er ging in die Hocke, fixierte einen Punkt hinter Sara und berührte ihre Hand.
„Im Grunde ist es nicht mehr wichtig, aber ich möchte, dass du weißt, dass ich keine Geheimnisse vor dir habe. Kurz bevor Michael Sophie heiratete, war sie mit mir zusammen.“
Er registrierte Saras erstaunten Blick und war sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, ihr gerade jetzt von Sophie zu erzählen, doch da er damit begonnen hatte, wollte er es auch zu Ende bringen.
„Unsere Beziehung hielt nur wenige Wochen. Sophie arbeitete damals in Bellwick. Sie kam zu mir, weil sie sich Hilfe erhoffte und gehört hatte, dass in meinem Bezirk auch fremde Werwölfe willkommen sind. Zu diesem Zeitpunkt stellte sie mir Michael vor. Die beiden wuchsen zusammen auf. Michael hatte damals große Schwierigkeiten mit einem Wolfsrudel, dem er angehörte.“
Erstaunt sah Sara zu ihm auf. Es
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