Woelfin des Lichts
wirst du es bitter bereuen.“
Der Moment war gekommen, in dem sie nicht mehr länger überlegte, sondern nur noch reflexartig reagie rte. Blitzschnell und mit aller Kraft stieß sie ihr Knie in seinen Schritt und riss sich los. Aus den Augenwinkeln registrierte Sara, wie er sie ungläubig ansah, bevor sein Gesicht zu einer Grimasse erstarrte. Als er in die Knie ging und sich vor Schmerz zusammenkrümmte, drehte sich Sara um und stürmte über die Wiese zurück in Richtung Roseend. Die Panik trieb sie zur Höchstleistung an. Ihre Brust schmerzte bei jedem Atemzug und ihre Beine fühlten sich an wie Blei. Dennoch behielt sie ihr Tempo bei, lief die Anhöhe hinauf und hielt erst unterhalb von Michaels Cottage an. Völlig außer Atem stützte sie sich mit den Armen auf ihren Knien ab und sah sich hektisch nach ihrem Verfolger um.
Simon hatte sich mittlerweile erholt. Seine Wut auf Sara war ins Unermessliche gestiegen. Er würde sich nicht mehr mit einer Demütigung zufriedengeben, jetzt wollte er Rache. Dieses Biest wird es bitter bereuen, dass sie mich abgewiesen und angegriffen hat, dachte er hasserfüllt. Doch nicht heute, er würde wiederkommen, wenn sie nicht damit rechnete...
Es dauerte einen Augenblick, bis es Sara dämmerte, dass Simon die Verfolgung aufgegeben hatte und stattdessen zu seinem Fahrzeug zurück ging, doch erst als er mit quietschenden Reifen hinter der nächsten Biegung verschwand, atmete sie erleichtert auf. Sie hatte unglaubliches Glück gehabt. Nochmals würde ihr ein solcher Überraschungseffekt mit Sicherheit nicht mehr gelingen.
Beim Näherkommen bemerkte Sara Sophie, die mit dem Rücken zu ihr im Garten stand und in Seelenruhe eine La dung Wäsche aufhängte.
Sara, die einen Seitenblick ihrer Nachbarin auf fing, winkte ihr bemüht freundlich zu und beschleunigte ihre Schritte.
Hoffentlich kommt Sophie nicht auf die Idee, mich auf eine Tasse Tee einzuladen, dachte sie grimmig.
Sophie hingeg en hielt in ihrer Bewegung inne und schaute mit verkniffenem Gesicht dem schwarzen Mercedes hinterher, bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war.
Zum ersten Mal kontrollierte Sara, ob alle Türen und Fenster geschlossen waren. Ihr Handy hatte sie, nachdem es ununterbrochen mit unterdrückter Nummer geklingelt hatte, nach ihrer Begegnung mit Simon vom Netz genommen. Unruhig lief sie im Zimmer auf und ab.
Was soll ich bloß tun ? , dachte sie und spielte im Geiste mehrere Szenarien durch.
Sie könnte Jack anrufen, ihn bitten zurückzukommen und ihm alles erklären. Diesen Gedanken verwarf sie sogleich. Ihn wollte sie auf keinen Fall in die Sache hineinziehen, zudem war Simon in seinem Wahn nicht zu unte rschätzen. Eine leise Stimme flüsterte ihr noch einen weiteren Grund ein: Jack würde erfahren, zu was sie fähig war und dass sie ihn die ganze Zeit belogen hatte.
Die Polizei, die Sara vermutlich einige ungemütliche Fragen stellen würde, fiel ebenfalls a us und Marcel lag weiterhin in der Klinik und erholte sich von seinen Verletzungen.
Ihren Bruder konnte sie zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin nicht ins Vertrauen ziehen. Ihr Verhältnis zu ihm war von Kindheit an sehr eng gewesen. Für Marcel war Sara seit jeh er die kleine Schwester, die er vor allem Unbill schützen wollte. Mit ihrem Weggehen hatte indirekt sie die Beschützerrolle übernommen. Da Marcel, im Gegensatz zu ihr, keinerlei Eigenschaften eins Wolfes in sich trug und dadurch angreifbar für Ihresgleichen war, gab es durch ihr Verschwinden keinen Grund mehr ihn anzugreifen. Simons Überfall auf ihren Bruder hatte sie allerdings eines Besseren belehrt.
In ihrer Verwirrung über das unheilvolle Zusammentreffen vergaß sie, ihr Handy erneut einzuschalten. Es ka m ihr erst in den Sinn, als sie zusammengerollt auf ihrem Sofa lag, doch die lähmende Angst, die sie gefangen hielt, und die Schwierigkeiten, die sich wie ein hoher Berg vor ihr auftürmten, wogen so schwer, dass sie sich nicht dazu aufraffen konnte. Irgendwann fiel sie in einen unruhigen Schlaf, aus dem sie mehrmals aufzuwachen drohte.
Lange vor Morgengrauen saß Sara in der Küche vor einer Tasse Tee, zuvor war sie mehrmals durch alle Räume gegangen, als würde sich Simon bereits Zugang verschaffen.
Jetzt b eobachtete sie wie Sophie ihr Grundstück betrat. Da sich ihre Nachbarin unbeobachtet fühlte, ließ ihr strenges Gesicht jegliche Weichheit vermissen. Zum ersten Mal fiel auf, dass diese Frau ausgeprägte maskuline Gesichtszüge besaß, die sie in Saras Augen
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