Woelfin des Lichts
nicht unattraktiv jedoch kaltherzig wirken ließen.
Das kinnlange zurückgekämmte Haar verstärkte diesen Eindruck ebenso wie die dunkelgraue Stoffhose und die dazugehörige weiße hochgeschlossene Bluse, die ihre hagere Figur unvorteilhaft betonte.
Nur wid erwillig ließ Sara den ungebetenen Besuch herein, ließ es sich nicht nehmen, die Haustür mit einem Ruck aufzureißen und empfand Schadenfreude, als Sophie zusammenzuckte. Die Begrüßung fiel wie erwartet auf beiden Seiten verhalten aus. „Darf ich hereinkommen?“
Warum bloß verstehe ich ihre Worte nicht als Frage, sondern als Aufforderung?
Sie besann sich ihrer Gastfreundschaft, trat beiseite und ließ Sophie ein, die ohne Erlaubnis in Richtung Küche ging. Saras Verdruss über Sophies Erscheinen und deren überh ebliches Auftreten verstärkte sich zusehends. Obgleich Sara versuchte, ein unbekümmertes Gesicht aufzusetzen, verrieten die dunklen Ränder unter ihren Augen, dass eine unruhige Nacht hinter ihr lag. Da Sara nicht unbedingt bester Laune war, bot sie Sophie weder einen Tee noch einen Sitzplatz an. Stattdessen lehnte sie sich demonstrativ gegen die Küchenanrichte.
„Du bist doch bestimmt nicht ohne Grund gekommen, oder?“
Sophie, die spätestens jetzt bemerkte, dass mit Sara an diesem Morgen nicht zu spaßen war, hob in gespielter Überraschung eine Augenbraue und schüttelte den Kopf.
Warum auch immer, sie muss wütend auf mich sein, normalerweise ist sie zumindest um Freundlichkeit bemüht, dachte Sara nun doch verunsichert.
Mit leisen Worten begann Sophie das Gesp räch: „Jack versucht dich schon seit gestern Abend zu erreichen. Ich habe ihm gesagt, dass ich dich im Laufe des Tages gesehen hätte und dass alles in Ordnung wäre. Aber ich verschweige ihm nur ungern Vorgänge, die ihn und somit auch uns betreffen könnten und deshalb bist du mir eine Erklärung schuldig. Wer war der Fremde, mit dem du dich gestern außerhalb des Ortes getroffen hast?“
Nicht noch mehr Probleme, als hätte ich im Moment nicht genug davon !
Sara schob herausfordernd das Kinn vor und fixierte Soph ie aus zusammengekniffenen Augen.
„Ich denke nicht, dass es dich etwas angeht, wen ich wann und wo treffe.“
Ihre Nachbarin ließ ihre Maske der Ahnungslosigkeit fallen und konterte: „Ich habe zwar nicht alles mitbekommen, doch zumindest so viel, dass er dich angegriffen hat.“
Saras Zorn stieg ins Unermessliche, sodass sie kaum an sich halten konnte. „Ach ja? Wenn du dir so sicher bist, warum hast du nicht deinen Hintern in Bewegung gesetzt, um mir zu helfen? Wie gesagt, es geht dich nichts an. Wenn du der Meinung bist, dass Jack, der dich in Bezug auf mich übrigens ebenfalls nichts angeht, davon wissen sollte, habe ich nichts dagegen, dass du ihm bei dieser Gelegenheit obendrein erklärst, warum du nicht eingegriffen hast.“
Sara war sich sicher, dass ihre Na chbarin über diese Angelegenheit Stillschweigen bewahren würde, spielte diese doch selbst dabei eine höchst unrühmliche Rolle. Sophies Gesichtsausdruck bestärkte Sara, dass sie mit ihrer Vermutung ins Schwarze getroffen hatte.
Beide Frauen waren sich darü ber im Klaren, dass Sara diesen Schlagabtausch für sich gewinnen konnte. Sie fixierten einander, bis Sophie wütend das Thema wechselte: „Ich hoffe für dich, dass du weißt, wie es in einem Rudel funktioniert. Für Jack steht viel auf dem Spiel, sollte er sich für die falsche Gefährtin entschieden haben..., es gibt genügend männliche Wölfe, die nur darauf warten, ihm in den Rücken zu fallen.“
Sara hob an, um zu protestieren, doch Sophie ignorierte sie einfach und sprach weiter: „Nein, nicht wir aus Roseend sind damit gemeint, weder Jafa noch Michael würden so etwas tun. Aber in Mitchen und Vereen gibt es ebenfalls viele von uns. Und wer kann schon sagen, wie weit die Loyalität bei den Einzelnen geht? Jack wartet darauf, dass du dich heute Morgen bei ihm meldest, sonst könnte es sein, dass er seine Pflichten als Rudelführer ignoriert und zurückkehrt und das, liebe Sara, liegt bestimmt nicht in deinem Interesse.“
Zum Ende hin hatte sich ein gehässiger Ton eingeschlichen und plötzlich wusste Sara, was mit ihrer Na chbarin los war. Sie war Sophie erst einige Male begegnet, bisher war Michael immer derjenige, der sich überwiegend mit ihr unterhielt. Bislang wurde sie von seiner Frau zumindest freundlich begrüßt, und doch hatte sie das unterschwellige Gefühl nie losgelassen, dass Sophie etwas gegen sie
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