Woelfin des Lichts
verbissener Gesichtsausdruck ließ Sara ahnen, dass dieser kurz davor stand einzugreifen. Sollte es tatsächlich dazu kommen, würde er Jack damit keinen Gefallen tun. Seine Einmischung würde den Rudelführer brüskieren und ihm die unüberwindbare Aufgabe auferlegen, seinen Bruder vor Simon zu schützen.
Sara überlegte fieberhaft, wie sie dieser mörderischen Auseinandersetzung ein Ende bereiten konnte. Sie war sich des Risikos, das sie einging, bewusst, doch ihr blieb keine Wahl. Erneut musterte sie das kleine Fenster, rüttelte am verrosteten Griff, der sich keinen Millimeter bewegte, stieg vom Kühlschrank hinunter und begann sich hastig auszuziehen.
Währenddessen verbot sie sich jeglichen Gedanken daran, was sie gerade in Begriff war zu tun. Nackt und am ganzen Körper zitternd vor Erregung schloss sie die Augen und bemühte sich, alle Geräusche aus ihrer Umgebung auszublenden. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie sich so weit gesammelt hatte, um sich auf ihr Vorhaben konzentrieren zu können.
Die Luft um sie herum schien zu vibrieren, als das warme Prickeln, das ihren Körper wie eine zweite Haut zu überziehen begann, ihre Muskeln vom Fleisch löste, Knochen ihre angestammte Position veränderten und sich neu formierten. Aus bernsteinfarbenen Augen fixierte die Wölfin die Fensteröffnung, nahm Anlauf, stieß sich vom Rand des Kühlschrankes ab, sodass dieser mit lautem Poltern zur Seite kippte, und sprang.
Als das Glas zerbarst, wandten sich alle gleichzeitig in ihre Richtung. Marc, der entschlossen auf seinen Bruder zugegangen war, hielt in seiner Bewegung inne, zeitgleich stieß Jack seinen Gegner von sich und starrte fassungslos auf die zierliche schwarze Wölfin, die wie ein Pfeil auf sie zugeschossen kam. Einzig Simon verzog keine Miene.
Blinde Wut stand in den Augen der Wölfin, die auf Simon zuraste, ihm an die Kehle sprang und mit dem rechten Hinterlauf wegknickte, bevor sie ihm ernsthaft Schaden zufügen konnte. Ihre spitzen Zähne bekamen seinen Arm zu fassen und gruben sich in das Fleisch.
Sara hatte dar auf vertraut, dass Simon, in seinem verwirrten Zustand nicht damit rechnete, dass sie ihn angreifen könnte oder sich gar freiwillig bei Tage in eine Wölfin verwandeln würde. Er hatte sich wie so oft getäuscht. Sie war es leid ihre Gabe selbst vor dem Menschen, den sie liebte und der für sie kämpfte, verbergen zu müssen.
Simon brüllte auf und packte mit festem Griff in ihr Fell um sie abzuschütteln. Das war der Moment, in dem Jack eingriff und Simon mit einem gutdosierten Faustschlag unterhalb des Kinns zu Boden schickte. Die Sekunden verrannen wie in Zeitlupe. Simons erstaunter Blick wurde glasig, bevor er bewusstlos zusammenbrach. Sara, die alles hechelnd mitverfolgt hatte, setzte sich winselnd auf die Hinterläufe und stellte sich dem Urteil ihres Partners. Jack starrte sie weiterhin ungläubig an, wurde jedoch von Marc, der ihm eine Hand auf die Schulter legte und den fremden Wolfswesen, die nur wenige Meter von ihnen entfernt aus dem Wald hervortraten, abgelenkt. Williams Leute ignorierten die Wölfin, ebenso wie ihren menschlichen Anhang. Sie packten Simon an Händen und Füßen und trugen ihn zu den Bäumen hinüber und verschwanden mit ihm im Wald. Verwirrt schaute Marc auf die Wölfin, die noch immer neben ihnen saß, und murmelte, mit einem Seitenblick auf Jack: „Ich wusste nicht, dass sich ein Werwolf bei Tage verwandeln kann, ganz zu schweigen unabhängig vom Vollmond... ach du weißt schon...“
Jack blickte nachdenklich auf Sara hinunter, die ihn keine Sekunde aus den Augen ließ und schwieg.
Marc, der spürte, dass etwas zwischen den beiden vorging, fragte in die Stille hinein: „Wie wäre es, wenn wir von hier verschwinden würden? Ich glaube ja gerne, dass wir uns laut diesem William hier aufhalten dürfen, aber die Männer sahen nicht allzu Vertrauen erweckend aus.“
Sein Bruder unterließ es, Marc darauf hinzuweisen, dass es sich bei den Männern um Werwölfe des hiesigen Rudels handelte.
Er nickte Sara kurz zu, deutete mit einer Geste in Richtung des Autos und machte sich auf um Saras Kleidung einzusammeln, die diese notgedrungen in der Hütte zurückgelassen hatte. Sara würde sie benötigen, wollte sie nicht nackt durch die Gegend laufen und das würde Jack niemals zulassen, zumindest nicht außerhalb ihrer eigenen vier Wände.
Die drängende Frage, wie es möglich war , dass sich Sara bei Tage und ohne den Einfluss des Vollmondes verwandeln konnte,
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