Woelfin des Lichts
schob er hinaus. Bevor sie jedoch in Marcs Auto einstiegen, griff er der Wölfin sachte ins Fell, ging in die Hocke und flüsterte Sara in eines ihrer spitzen, zuckenden Ohren: „Wage es nicht, dich abermals zu verdrücken, wie du es scheinbar früher schon einmal getan hast. Und verwandle dich bitte zurück, es ist nicht sonderlich befriedigend, mich mit einem Wolf zu unterhalten, während ich in Menschengestalt bin.“
Er hielt ihr d ie Autotür auf und wartete, bis sie mit einem geschmeidigen Satz auf die Rückbank gesprungen war.
Bevor er sich jedoch auf den Beifahrersitz setzen konnte, hielt er inne. Vor seinen Augen begann Sara ihre Gestalt zu verändern.
Jack wusste, dass er seinen Blick abwenden sollte, um ihr ein Mindestmaß an Privatsphäre zu ermöglichen, doch dieses Schauspiel faszinierte ihn ungemein.
Er beobachtete, wie sich ihr geschmeidiger Körper zu strecken begann. Ihre Knochen verschoben sich, und gleichsam einem Fluss, d er in eine Richtung strömte, formten sie sich zu menschlichen Gliedmaßen zurück und fügten zusammen, was zusammengehörte. Die Verwandlung ging so rasch vonstatten, wie es normalerweise nur unter dem Einfluss des Vollmondes möglich war.
Jack warf seinem Br uder, der dicht hinter ihm stand und ihm mit offenem Mund über die Schulter schaute, einen kurzen, warnenden Blick zu. Erst als Sara nackt auf dem Sitz kauerte, begriff Marc, was ihm sein Bruder sagen wollte und drehte sich abrupt in eine andere Richtung. Verlegen wartete er, bis sich Sara angekleidet hatte, was unter den gegebenen Umständen nicht einfach war und einige Zeit in Anspruch nahm. Sara drehte sich und griff nach ihrer Bluse und Jack fielen die roten Schrammen auf Saras Rücken und Handgelenken auf. Er ließ seinen prüfenden Blick weiter wandern, sah die blauen Flecken an ihren Armen und die leichte Schwellung an ihrem rechten Fußknöchel, der sich bereits dunkel zu färben begann.
Deshalb humpelte sie in Wolfsgestalt , dachte er beklommen.
Dass er e benfalls etwas mitgenommen aussah, wie er mit einem kurzen Blick in den Rückspiegel feststellte, ließ ihn völlig unbeeindruckt.
Dennoch nahm er ein Feuchttuch aus der Box, die Miranda in der vorderen Klappe deponiert hatte, und versuchte das getrocknete B lut abzurubbeln, das sich von seiner Nase ausgehend quer über seine Wange zog.
Bei dieser Bewegung spürte er die Prellungen, die unter seinem Hemd verborgen, aber zweifelsohne vorhanden waren und bald in allen Farben schimmern würden. Doch weder seine noc h ihre Verletzungen waren schwerwiegender Natur und im Moment war Jack einfach nur erleichtert, dass er Sara, mehr oder minder wohlbehalten, zurückhatte.
Ihr Weg führte auf Schleichpfaden quer durch den Wald, bis sie die Landstraße erreichten, die auf direktem Weg nach Surrey führte. Die Straße selbst lag eingebettet zwischen gedrungenem Baumwuchs und spärlichen Büschen, die den Eindruck erweckten in Richtung der dichten Wälder zurückzuweichen. Der Streckenverlauf bot keinerlei Möglichkeiten, jemanden aufzulauern oder gar eine Straßenblockade zu errichten, ohne dass sie diese frühzeitig bemerkt hätten.
Kurz vor der Stadt, über der bereits jetzt eine dichte Dunstglocke hing, übernahm Sara und lotste Marc über eine kaum einsehbare Seitenstraße zu ihrem ehem aligen Zuhause, wo sie die Nacht verbringen würden. Jack registrierte, dass Saras dunklen Augen einen sehnsüchtigen Ausdruck angenommen hatten, der immer deutlicher zu erkennen war, je näher sie dem Anwesen kamen.
Jack vermutete, dass William mittlerweile über ihr neues Ziel informiert worden war. Da es nicht Saras Schuld war, dass sie sich in dessen Bezirk aufhielten, würde er ihnen freie Durchfahrt gewähren.
Schon von weitem erkannte Jack das imposante Haus mit der weitläufigen Veranda, die sich wie ein schmales Band um das ganze Gebäude zog. Ebenso wie auf dem Gemälde abgebildet, standen die Wiesen in voller Blüte, ihre hohen Halme wogten im warmen Wind hin und her und boten ein idyllisches Bild.
Aus irgendeinem Grund hatte Sara darum gebeten, das letzte Stück zum Haus zu Fuß zurückzulegen. Gestützt von Jack, der seinen Arm um ihre Hüfte gelegt hatte, humpelte sie die Einfahrt entlang. Ihre Mimik und Haltung machten deutlich, dass sie unter starker Anspannung stand und Jack ließ Sara die Zeit, die sie brauchte, um sich zu sammeln.
Bei ihrer überstürzten Flucht hatte sie vieles zurückgelassen, schlechte wie auch gute Erinnerungen verdrängt. Der
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