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Wofuer wir kaempfen

Wofuer wir kaempfen

Titel: Wofuer wir kaempfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tino Kaeßner , Antje Kaeßner
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berühmten im Werdenfelser Land, haben mitgeholfen und Spenden gesammelt.
    Nicht nur unsere Familien, auch die Bundeswehr war von der großen Anteilnahme in der Region und dieser unglaublichen Welle der Hilfsbereitschaft überrascht. Im Dezember übernahm Oberstleutnant Klaus D. Treude die Pressearbeit und wurde zu einem Freund und Berater unserer Familien. Treude
ist seit 1970 Berufssoldat und auch für ihn war die Situation einzigartig: »In der Truppe wie auch in der Bevölkerung rund um den Bundeswehrstandort herrschte Betroffenheit, alle, die mit so einem Unglück in Berührung kamen, waren menschlich bewegt und nahmen Anteil. Für mich war die Pressearbeit ganz schnell kein Job mehr, sondern ein persönliches Anliegen, weil das, was geschehen war, so ungeheuerlich für uns alle erschien. Ich habe sehr intensiv mit den beiden Familien zusammengearbeitet. Bei der Benefizveranstaltung in Garmisch-Partenkirchen habe ich damals das erste Mal Stefan Deuschl gesehen. Da, wo normalerweise die Beine sind, lag nun eine Wolldecke. Das hat mich so berührt, da musste ich wirklich mit den Tränen kämpfen. Es gab häufiger Momente, in denen man mit den Tränen kämpfen musste. Das hält bis heute an.
    Ein Truppenteil ist eben doch ein bisschen wie eine Familie, obwohl viele sagen würden, ein Wehrbereichskommando ist nur eine Verwaltungseinheit und sonst nichts. In solchen Fällen merkt man aber schon, dass wir ganz eng beieinander sind und zusammenrücken und mit den Opfern und ihren Angehörigen fühlen.
    Überall in der Bevölkerung war ein außergewöhnlich starker Wunsch zu helfen spürbar. Wenn wir uns in der Gesellschaft generell so unterstützen würden, wenn ein Mensch oder eine Familie in Not gerät, auch ohne so einen spektakulären Hintergrund wie das Attentat auf Tino Käßner und Stefan Deuschl, dann wäre unsere Gesellschaft heute deutlich besser. Die Kraft, mit der die beiden und ihre Familien ihr Schicksal angenommen haben, kann ich nur unendlich bewundern. Wenn es mir mal schlecht geht, denke ich immer sofort an Käßners und Deuschls und sage mir, Mensch, deine Probleme sind wirklich unbedeutend gegen das, was diese zwei Familien erlebt und durchlitten und gemeistert haben.
    Ich selbst war schon zweimal im Kosovo-Einsatz und habe
mich jetzt ein drittes Mal freiwillig gemeldet. Ich habe lange mit meiner Frau darüber gesprochen. Immer, wenn in den Nachrichten wieder Tote und Verletzte aus Afghanistan gemeldet wurden, sagte sie: ›Sei froh, dass du nicht da unten bist.‹ Und ich bin dankbar, dass sich die Entscheidung nie gestellt hat nach Afghanistan zu gehen – ich bewundere alle Soldaten, die das tun, denn es ist notwendig und dafür verdienen sie unsere Anerkennung.«
     
    Diese Anerkennung haben wir in unserer Heimat von allen Seiten bekommen. Wir wurden getragen von einer Welle der Hilfsbereitschaft, für die wir bis heute unendlich dankbar sind. Es gab viele lustige Geschichten und sogar Erfindungsreichtum bei der Erschließung von Spendenquellen. Die kreativste Idee kam von Vios Seniorchef, der hatte seinen Bischof angeschrieben, dass er trotz seines hohen Lebensalters von 75 Jahren und vieler Kritikpunkte immer noch nicht aus der Kirche ausgetreten sei und Zeit seines Lebens immer pünktlich die Kirchensteuer gezahlt hätte. Diesmal aber gäbe es da eine Familie, die seine Kirchensteuer dringender bräuchte als das Kirchensteueramt – und da hat er die Deuschls genannt. Tatsächlich bekam er eine Antwort vom Bischof – und Deuschls seine Kirchensteuer als Spende für die Familie. Die Hilfsangebote kamen von überall her. Besonders vor Weihnachten haben viele Menschen auf ein Spendenkonto eingezahlt. Es gab große Spenden und auch kleine, und in der Summe hat es uns wahnsinnig geholfen. Wir würden jetzt, wo es wieder ruhiger ist und es uns besser geht, wirklich gerne zu jedem hingehen, der uns geholfen hat, an der Tür klingeln und danke sagen. Vielleicht können wir das ja hier mit diesem Buch?
    Wir sind alle unendlich dankbar für alles, was wir in dieser Zeit selbst von wildfremden Menschen an Zuspruch und Unterstützung erfahren haben. Es war das erste Mal, dass wir Anerkennung
und Respekt in der Öffentlichkeit gespürt haben, für das, was die Soldaten in ihren Auslandseinsätzen leisten. Ohne diese unglaubliche Hilfe wäre es uns mit Sicherheit schwer gefallen, unser vergangenes Leben wieder so gut aufzunehmen zu können.
     
    Vio hatte sich für die Kinder eine besondere

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