Wofuer wir kaempfen
die Vorsitzende der Greenpeace-Umweltstiftung Melanie Stöhr, »überrascht und berührt. Es freut mich, dass ein Soldat eine gewaltfreie und für den Frieden arbeitende Organisation bedenkt.«
Ich finde dieses Detail deshalb so interessant, weil sich hier zeigt, welchen Status die Soldaten immer noch in unserer Gesellschaft haben. Warum ist man »überrascht und berührt«, wenn sich Berufssoldaten für den Schutz von Natur und Umwelt engagieren? Weil Soldaten etwa nur töten und zerstören? Warum soll ein Soldat nicht auch Sympathien für eine gewaltfreie Organisation wie Greenpeace hegen? Frieden und Soldaten schließen sich doch nicht aus!
Armin Franz war Ingenieur und soll ein »Umweltfreak« gewesen sein, so sein Testamentsvollstrecker Gerhard Happ. Viel mehr weiß auch er nicht über den Verstorbenen zu berichten, denn Franz sei ein sehr stiller, aber guter Mensch gewesen, an den man nur sehr schwer herangekommen sei.
Armin Franz’ Wunsch gemäß arbeitete die Umweltstiftung von Greenpeace 2005 an einem Konzept, um einen von Franz vorgeschlagenen Innovationspreis für Umwelttechnik auszuloben. Diesen Umweltpreis gibt es bis heute nicht. Zu aufwändig, so Greenpeace, wäre das Auswahlverfahren geworden. Und so gerät auch bei Greenpeace der Name des Soldaten Armin Franz in Vergessenheit.
In seiner Heimatstadt Redwitz gibt es bis heute keine Gedenktafel, die an den Einsatz von Armin Franz für sein Vaterland erinnert. Nach dem Attentat, so heißt es aus der Gemeindeverwaltung, habe von Seiten des Verteidigungsministeriums Auskunftssperre geherrscht, und zu viel Aufsehen sei unerwünscht gewesen. Die Toten sollten zum Schutz vor den Medienvertretern und zu viel Öffentlichkeit möglichst ohne Identität bleiben.
Auch später wurde das nicht korrigiert: Auf der Erinnerungstafel am Kriegerdenkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege in Redwitz wurde bis heute kein Nachtrag vorgenommen. Im Jahr 2005, so hieß es aus der Redwitzer Stadtverwaltung, sei Afghanistan schließlich offiziell kein Kriegsgebiet gewesen, und zudem sei Armin Franz ja nur ein Oberstleutnant der Reserve gewesen und somit gar nicht im aktiven Dienst gestorben. Ferner habe man auch Einwände des Denkmalschutzes berücksichtigen müssen. Für das kommende Jahr aber plane man, nach der Renovierung des Kirchplatzes über eine solche Gedenktafel zu sprechen.
Der Soldat Armin Franz hat kaum Spuren hinterlassen, in seinem Leben nicht und auch nicht in der Erinnerung seiner Mitbürger. Er war der ideale Soldat. Kaum einer hat etwas bemerkt von seinem Sterben für Deutschland. Und kaum einer wird sich daran erinnern. 44 Jahre Leben, das von einer Bombe im fernen Afghanistan ausgelöscht wurde und bald völlig vergessen sein wird.
Franz ist bestattet in einem schlichten Urnengrab auf dem Friedhof von Redwitz. Darauf nur sein Name, sein Geburts-und sein Sterbedatum und das Kreuz für gefallene Soldaten. Kein Wort, dass er am Hindukusch starb, um dort die Sicherheit und Freiheit der Deutschen zu verteidigen.
Tathintergründe und der Attentäter
Wohl ebenso schnell vergessen wie Armin Franz wird sein Mörder sein. Man kennt weder seinen Namen noch seine Nationalität. Der Einzige, der wirklich sagen kann, wie der Täter aussah, ist Tino, der ihm Sekunden vor Zündung der Bombe in die Augen gesehen hat. Den Blick des Unbekannten hat er bis heute nicht vergessen können.
Der Anschlag auf die Personenschützer aus Murnau am 14. November 2005 ist nur der Beginn einer ganzen Serie von Attentaten. 90 Minuten nach der ersten Explosion explodiert sechseinhalb Kilometer westlich von Camp Warehouse eine zweite Bombe. Während die Rettungsmannschaften aus dem amerikanischen Camp noch die Verwundeten des ersten Anschlags bergen und das Gelände nach weiteren Fallen absuchen, fährt ein Konvoi des griechischen ISAF-Kontingents nur 500 Meter vom Anschlagsort entfernt in eine Sprengfalle. Zwei griechische Soldaten und sieben afghanische Zivilisten sterben, darunter ein kleines Kind – es gibt Dutzende Verletzte. Die Route Violet ist blockiert. Nach Meinung der Sicherheitsexperten sollte die zweite Bombe die für den ersten Anschlag alarmierten Rettungswagen zerstören, die Bergung von Verletzten verhindern und für weiteres Chaos sorgen. Durch diese Verzögerungen bei der Bergung der Verletzten, so das Kalkül des Attentäters und seiner Hintermänner, würde die Zahl der Opfer noch steigen. Tatsächlich wären dann auch Tino und Stefan gestorben. Der
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