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Woge der Begierde

Woge der Begierde

Titel: Woge der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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Gedanke, dass er eines Tages Vater sein könnte, war ihm zuvor nicht gekommen. Werde ich ein guter Vater sein?, fragte er sich unwillkürlich. Er hatte seinen eigenen Vater stets verehrt; John war seinem Sohn Daniel auch ein vorbildlicher Vater gewesen, und Julian war es seinen Kindern. Vielleicht gab es noch Hoffnung für ihn.
    Raouls verzerrtes Gesicht schoss ihm durch den Sinn, und Furcht erwachte in ihm. Er hatte immer geglaubt, Raouls
Schlechtigkeit stamme voll und ganz von Sophies Seite, aber was, wenn er sich irrte? Was, wenn ein Teil der Niedertracht und Grausamkeit, die Raoul dazu getrieben hatte, an Unschuldigen solche Gräueltaten zu begehen, von der Weston-Seite der Familie geerbt war? Was, wenn er selbst denselben Samen des Bösen in sich trug? Und ihn an sein Kind weitergab? Ein Schauer durchlief ihn.
    Daphne spürte die Bewegung und schaute ihn an. »Was ist? Frierst du?«
    Charles schüttelte den Kopf. »Nein«, erwiderte er mit ausdrucksloser Stimme.
    Der Unterton in seiner Stimme beunruhigte sie; sie stützte sich auf eine Hand und schaute ihm in die grimmigen Züge. »Was ist los? Habe ich etwas getan, das dich ärgert?«
    »Gütiger Himmel, nein!«, rief er und lächelte schief. »Ich habe nur an Familie gedacht … und die Familie, die wir beide vielleicht eines Tages haben werden.«
    Eine steile Falte erschien zwischen ihren Brauen. »Und das sorgt dafür, dass du erschauerst?«
    »Nein. Es ist nur …« Seine Stimme erstarb, und er schaute sie forschend an. Konnte er es wagen, ihr die Wahrheit zu sagen? War dies der richtige Augenblick? Er schluckte. Sie hatte das Recht, es zu wissen. Aber was, wenn sie sich angewidert von ihm abwandte?
    Seine Miene machte ihr Sorgen; behutsam berührte sie ihn an der Wange. »Charles, was ist es? Sicherlich doch nicht so schlimm, dass du es mir nicht sagen kannst.« Sie lächelte leise. »Schließlich standen wir gemeinsam Sir Wesley gegenüber - was könnte schlimmer sein, als einem bösen alten Gespenst zu begegnen?«
    Sein Blick glitt über ihre Züge, und er fuhr den Umriss
ihres Mundes mit einem Finger nach. »Es gibt so viel, was du nicht weißt.«
    »Aber du wirst es mir jetzt sagen, nicht wahr?«
    Charles nickte langsam, er war zu einem Entschluss gekommen. »Manche Westons waren nicht unbedingt tugendhaft«, erklärte er. Und das, dachte er bitter, ist sehr wohlwollend und beschönigend formuliert, wenn man an den alten Earl und seine zahlreichen unehelichen Nachkommen überall auf den britischen Inseln denkt … und an Raoul. Daphne schaute ihn erwartungsvoll an, und er beschloss, sich das schwerere Gelände für später aufzuheben und begann: »Ich habe meinen Vater geliebt, aber nach dem Tod meiner Mutter wurde er ein … Trinker und Spieler. Er hat uns an den Rand des Ruins gebracht, und wenn er nicht Sophie geheiratet hätte, hätten wir Stonegate verloren.« Mit Bedacht sagte er: »Es war keine Liebesheirat. Er hat sie wegen des Geldes geheiratet, weil, wenn er das nicht getan hätte, Stonegate um uns zur Ruine verkommen wäre. Sophies Vermögen ist der einzige Grund, weswegen Stonegate so dasteht, wie du es heute gesehen hast.«
    »Das klingt noch nicht so schlimm.« Sie lächelte ermutigend. »Verarmte Herren von Stand heiraten seit dem Beginn aller Zeiten reiche Erbinnen.«
    Er schlich um den heißen Brei herum, mied den eigentlichen Knackpunkt und wusste es. Seufzend fragte er sich, wann er zum Feigling geworden war. Aber die Antwort auf diese Frage kannte er - als er sich in Daphne verliebt hatte. Er könnte es nicht ertragen, wenn sie sich angewidert und entsetzt von ihm abwandte. Und das wird sie vielleicht wirklich tun , dachte er niedergeschlagen, wenn ich ihr von Raoul erzähle. Welche Frau würde das nicht?
    Ihr Gesicht war voller Sorge, sie berührte ihn an der Wange.
»Charles, was ist?«, erkundigte sie sich ruhig. »Was ist so schlimm, dass du das Gefühl hast, du könntest nicht darüber mit mir sprechen?« Sie lächelte schwach. »Am Ende finde ich es gar nicht so schlimm, weißt du?«
    »Doch, das wirst du«, verkündete er entschieden.
    Angst ballte sich in ihrem Magen. Was auch immer Charles vor ihr verbarg, es war offensichtlich mehr und wesentlich übler, als einen Trinker und Verschwender zum Vater zu haben. Sie holte tief Luft und erklärte: »Dann solltest du es mir vielleicht einfach sagen.«
    Er schaute einen Moment weg. Sie standen am Rande eines Abgrundes, und er wünschte, sie hätten mehr Zeit zusammen gehabt, ehe

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