Woge der Begierde
einen Schauer. »Es muss grässlich für sie gewesen sein, mit anzusehen, wie er diese armen, bedauernswerten Frauen umbringt.«
Charles nickte. »Das war es, aber Nell ist stark.« Er grinste. »Das muss sie auch sein, schließlich hat sie meinen Cousin geheiratet.« Er setzte sich neben sie, die Schachtel auf den Knien. »Aber lass uns nicht von ihnen sprechen. Lass dir von mir all die hübschen Kleinigkeiten zeigen, die du tragen kannst, wann immer du willst.«
Sie öffnete den Deckel der Schmuckschachtel und keuchte, als sie Diamanten, Smaragde und Rubine sowie andere kostbare Edelsteine erblickte, die im Kerzenschein funkelten. »Oh! Da sind ja so viele wunderschöne Schmuckstücke!«
»Ja, und als meiner Gattin gehören sie alle dir.« Er berührte
ein, zwei Stücke. »Manche von ihnen sind sehr alt, denn jede Generation hat welche hinzugefügt, und ich werde da keine Ausnahme machen - ich habe fest vor, dich gelegentlich mit Schmuck zu überschütten.« Seine Augen liebkosten sie. »In der Zwischenzeit denke ich, dass diese Smaragdkette und diese Ohrringe, die meiner Ururgroßmutter von ihrem Gatten geschenkt wurden, an dir sehr schön aussähen.« Ein sinnliches Lächeln spielte um seine Lippen. »Natürlich würdest du sonst nichts tragen.«
»Natürlich«, stimmte sie mit einem reizenden Erröten zu.
Sie verbrachten sehr angenehme Minuten mit der Betrachtung der verschiedenen Stücke, aber nach einer Weile begann Charles die Stirn zu runzeln. Daphne, die das sah, fragte: »Was ist los?«
»Meine Stiefmutter«, antwortete er langsam, nachdenklich, »liebte Schmuck. Sie hat sich stets welchen gekauft … ich erinnere mich an viele ihrer Stücke - einen Saphiranhänger, ein Halsband mit Diamanten und Perlen mit dazu passenden Ohrringen und anderes. Nichts davon ist hier.«
»Denkst du, sie hat sie irgendwo hingeschickt? Zu ihrem Bankier in London? Oder zu einem Juwelier, um sie reinigen und polieren zu lassen, bloß, dass sie nicht zurückgeschickt wurden?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ihr Anwalt und ihr Bankier haben mir alles übergeben, als die Hinterlassenschaft geordnet wurde.« Er ging zu einem massiven Mahagonischreibtisch und fand, nachdem er mehrere Schubladen geöffnet hatte, wonach er gesucht hatte. Er blätterte einen Stapel Papiere durch und zog eines heraus, dann kam er, um sich neben sie auf das Sofa zu setzen. »Das hier ist eine Liste von allen persönlichen Gegenständen aus Sophies
Besitz. Dir entgeht vielleicht nicht, dass dort kein einziges Schmuckstück aufgeführt wird. Und ich weiß, ihre Schwäche war Schmuck. Ich habe vielleicht das eine oder andere vergessen, was ihr gehörte, aber nicht alles. Also, wo sind sie?« Er schaute auf die glitzernden Steine in der Schachtel auf Daphnes Schoß. »Was fehlt, ist mühelos ein kleines Vermögen wert … und Raoul würde ein Vermögen benötigen.«
»Juwelen«, erklärte Daphne nachdenklich, »ließen sich leicht verstecken und transportieren, ohne dass jemand es merkt … Sie hätte ihm verschiedene Schmuckstücke geben können, damit er sie an Orten versteckt, an die er problemlos herankäme, sollte es zum Schlimmsten kommen.«
»Es wäre besser, als Geld in einer Bank anzulegen«, fügte Charles hinzu, der ihrem Gedankengang folgte. »Ein kleines Geheimversteck hier und da würde dafür sorgen, dass er stets genug Geld hat.« Mit zusammengezogenen Brauen betrachtete er den Schmuck. »Es scheint, dass sie intelligent genug war, keine Familienerbstücke zu nehmen, aber ich kann nichts von den Sachen entdecken, die sie in den vergangenen zehn oder zwanzig Jahren gekauft hat. Die fehlenden Stücke haben den Wert eines stattlichen Vermögens - und dabei rechne ich nur die zusammen, an die ich mich erinnere. Es können noch viel mehr gewesen sein, die ich nie gesehen oder wieder vergessen habe. Sicherlich wären sie genug wert, dass Raoul leben kann, wo und wie es ihm beliebt.«
Gedankenverloren schloss Charles den Deckel der Schachtel. Er stand auf und legte sie zurück in den Safe. Nachdem er Regal und Bücher wieder an die richtige Stelle geschoben hatte, kam er zu ihr zurück und nahm neben Daphne Platz.
»Falls er noch lebt, denke ich, haben wird entdeckt, wovon
er in den vergangenen drei Jahren seinen Lebensunterhalt bestritten hat«, erklärte er fast grimmig. »Er hatte eine Jagdhütte in Leicestershire, eine Suite je in Brighton und London, eine kleine Yacht und ein Haus in Poole. Er hätte die Stücke überall
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