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Woge der Begierde

Woge der Begierde

Titel: Woge der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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er sich vor ihnen auftat. Wenn er ihr erst einmal alles erzählt hatte, würde sie da vor ihm zurückweichen? Würde sie ihn meiden? Ihn aus ihrem Bett verbannen? Doch wenn er nicht sprach, würde das Geheimnis um Raoul für immer zwischen ihnen liegen wie eine hässliche eiternde Wunde und jede Chance zerstören, die er vielleicht hatte, sie für sich zu gewinnen, jegliche Chance auf dauerhaftes Glück. Er biss die Zähne zusammen. Er musste es ihr sagen … und mit den Konsequenzen leben. So wahr ihm Gott helfe.
    Mit verkniffener Miene zog er sie an sich; als sie sich an ihn schmiegte, begann er: »Lass dir von Raoul erzählen …«
    Und das tat er. Alles. Nells Albträume. Der Kerker unter dem Dower House. Die zahllosen Frauen, die dort schreiend unter Raouls Klinge gestorben waren. Johns Ermordung durch Raoul und Sophie, und Sophies Tod durch seine eigene Hand. Den Grund seiner Anwesenheit in Cornwall. Alles.
    Als er fertig war und Daphne steif und schweigend neben ihm lag, sank ihm das Herz. Würde er in ihrem Blick,
wenn sie ihn ansah, Widerwillen und Abscheu lesen, weil sie jetzt wusste, dass er seine Stiefmutter erschossen hatte? Weil sie wusste, dass wenigstens etwas von demselben Blut wie bei Raoul durch seine Adern floss? Was würde er tun, wenn sie sich angewidert von ihm abwandte? Wie sollte er dann weiterleben?
    Dass es solche Kreaturen wie Sophie und Raoul gab, entsetzte Daphne. Trotz aller Schwierigkeiten, die sie gemeistert hatte, hatte sie ein gewöhnliches, nicht übermäßig aufregendes Leben geführt, eines, in dem keine mörderischen Verwandten oder scheußlichen Morde vorkamen. Sie hatte damit gerechnet, von einem skrupellosen Wüstling zu hören oder einem ruchlosen Ehebrecher, vielleicht sogar von einem unehelichen Kind in Charles’ Familie, aber bestimmt mit nichts, das der schrecklichen Geschichte auch nur nahekam, die sie gerade gehört hatte.
    Die unerklärliche geistige Verbindung zwischen Nell und Raoul war schwer zu begreifen, aber der Spuk in Beaumont Place half ihr, zu verstehen und zu akzeptieren, dass es Sachen gab, für die keine vernünftige Erklärung gefunden werden konnte. Der Mord an John erschütterte sie, und ihr wurde das Herz schwer für Charles. Wenn sie bedachte, was sie für Adrian und April empfand, konnte sie sich kaum ausmalen, welche Beweggründe und Gefühle Raoul dazu getrieben hatten, solch ein schreckliches Verbrechen zu begehen. Dass Raoul zu seinem Vergnügen mordete, stieß sie ab, und es war obszön, dass Sophie darum gewusst und ihn beschützt hatte. Es stand außer Frage, dass Sophie es verdiente zu sterben. Was Raoul anging … sie erschauerte. Zu denken, dass er vielleicht noch am Leben sein könnte und am Ende in der Nähe von Beaumont Place sein Unwesen trieb …
    Sie fuhr hoch. Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen
rief sie: »Wir müssen die anderen warnen! Was ist, wenn er April holt? Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ihr etwas zustieße.«
    Charles bezog Trost aus dem Umstand, dass sie nicht aus dem Bett gesprungen war und sich vor ihm bekreuzigt hatte. Vorsichtig erklärte er: »April ist in Sicherheit. Er beschränkt sich auf Opfer aus niederen Schichten, wählt sie danach aus, wie wenig Aufruhr ihr Verschwinden verursachen wird.«
    »Was es nicht besser macht, nicht wahr?«, wandte sie behutsam ein. Sie sah ihn an, bemerkte, wie angespannt er war, und ihr Herz flog ihm zu. Es war ihm nicht leicht gefallen, von solchen Schrecken zu sprechen. Wie musste er gelitten haben, zu wissen, dass sein Bruder … sie machte eine Pause, und ihr Mund wurde schmal. Sein Halb bruder war ein Monster gewesen. Und nun, nachdem er ihr sein schreckliches Geheimnis anvertraut hatte, sah er aus, als wappne er sich für einen Schlag. Liebe und Verständnis regten sich in ihr.
    »Oh, mein armer, lieber Charles! Wie schrecklich für dich«, rief sie und schlang ihm die Arme um den Hals, umarmte ihn fest. »Du musst so gelitten haben, zu wissen, dass Raoul deinen lieben John umgebracht hat und dabei geholfen hat, Daniels Selbstmord herbeizuführen. Ich kann gar nicht glauben, wie du das überstanden hast, ohne verrückt zu werden.« Sie ließ zarte Küsse auf sein Gesicht regnen, murmelte dabei: »Sophie hat den Tod verdient. Sie war eine bösartige Frau, und sie kann niemandem mehr etwas antun - sie ist tot, hat die Strafe für ihre Schandtaten erhalten. Ich hoffe, sie schmort in der Hölle - das geht gar nicht anders -, und sie muss wissen, dass du nun der

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