Woge der Begierde
trat, prickelte ihre Haut am ganzen Körper, und sie sehnte sich nach seiner Berührung. Unsicher, ob sie beunruhigt oder belustigt sein sollte, trocknete sie sich rasch ab und schlüpfte in einen blauen Morgenrock.
Mit wild wallendem Haar betrat Daphne das Schlafzimmer, blieb aber jäh stehen, als sie einen Tisch neben dem Bett sah, auf dem mehrere abgedeckte Schüsseln standen; ein Strauß weißer Lilien und gelber Rosen stand in der Mitte, und zwei Stühle waren an den Tisch gestellt worden. Kerzen badeten den Raum in ihrem warmen Licht, und der Duft der Lilien füllte die Luft.
Die Tür, die ihre Zimmer miteinander verband, wurde geöffnet und Charles schlenderte herein. Er trug wieder den schwarzen Morgenrock, dessen Aufschläge karmesinrote und goldfarbene Stickereien zierten. Sie wusste, dass er unter dem Stoff ebenso nackt war wie sie. Er sah sie, grinste und sagte: »Ausgezeichnet! Du hast dich noch nicht fürs Dinner umgezogen.« Sein Blick glitt über ihren schlanken Leib. »Obwohl«, murmelte er mit einem Glitzern in den Augen, »es mir nichts ausgemacht hätte, dich auszuziehen …«
Sie versuchte nicht auf das hartnäckige Pochen zwischen ihren Beinen zu achten und deutete auf den Tisch: »Bist du das gewesen?«
»Allerdings. Es war ein langer Tag, und ich dachte, heute Abend wäre dir vielleicht ein einfacherer Imbiss lieber. Verschieben wir die Pracht des Speisesaals lieber auf morgen.« Er lächelte. »Oder einen Tag, an dem du dich nicht nach deinem Bett sehnst.«
Sie erwiderte sein Lächeln. »Oh, sehne ich mich nach meinem Bett?«
Er kam zu ihr und zog sie in seine Arme. Mit seinem Mund neckte er sie, knabberte zart an ihren Lippen. »Wenn du das nicht tust«, erklärte er mit belegter Stimme, »dann ich auf jeden Fall.«
Daphne schmolz in seinen Armen, öffnete ihm ihren Mund, genoss seinen Geschmack, das Vordringen seiner Zunge. Seine eine Hand legte er ihr auf den Po, drückte sie fester an sich, bis sie stöhnte, die Finger in sein Haar schob und seinen Kopf zu sich herabzog.
Das Dinner musste lange warten.
Aber schließlich labten sie sich an Steinbutt und Hummer, Lammkotelett, Erbsen und Spargel, Kiebitzeiern in Aspik und Baisergebäck à la Crème sowie weiteren Köstlichkeiten, ehe sie sich wieder ins Bett begaben. Erst als sie nebeneinanderlagen und Herzschlag, Atem und Verstand nach einem weiteren Liebesspiel wieder in die Normalität zurückfanden, kam das Gespräch wieder auf Charles’ Familie.
Mit Daphne an seiner Seite, ihrem Kopf auf seine Schulter gebettet, starrte Charles in den seidenen Betthimmel. Das Schicksal ist manchmal schon eine seltsame Sache, überlegte er. Es schien unglaublich, dass er Stonegate vor kaum zwei Monaten verlassen hatte, von dem Wunsch beseelt, herauszufinden, ob Raoul noch am Leben war und wieder unschuldige Frauen abschlachtete. Und nun war er als verheirateter Mann zurückgekehrt. Ein verheirateter Mann, musste er erstaunt zugeben, der sich Hals über Kopf in seine Frau verliebt hatte. Er drehte den Kopf und hauchte einen Kuss auf Daphnes Stirn. Es störte ihn auch kaum, dass sie ihn nicht liebte, dass ihre erste Sorge April
und Adrian galt. Solange sie ihm gestattete, Teil ihrer Welt zu sein, war er zufrieden. Er runzelte die Stirn. Das war allerdings, so musste er einräumen, eine verdammte Lüge. Er wusste, er würde nie zufrieden sein, bis Daphne ihn wiederliebte … so, wie er sie liebte.
Charles war erfreut und nicht wenig überrascht, wie vielversprechend ihr gemeinsames Leben begann. Aber eigentlich auch nicht. Vermutlich hätte es einen Weg gegeben, der Heiratsfalle zu entkommen, nachdem sie aus der Höhle befreit worden waren, aber er war so völlig in ihren Bann geraten, dass ihm selbst ein ehrenwerter Ausweg nicht erstrebenswert erschienen war. Fast erschreckt merkte er, dass er sie hatte heiraten wollen . Sogar da schon. Es war ein gewagtes Spiel gewesen, vielleicht das größte Risiko in seinem Leben, aber, so gestand er sich reuig ein, er war nun einmal ein Spieler.
Er küsste Daphne noch einmal auf die Stirn. Ja, er war ein Spieler - und sieh nur einer an, was ihm das eingebracht hatte. Die einzige Frau, mit der er sich vorstellen konnte, sein Leben zu teilen, die einzige Frau, die er sich als Mutter seiner Kinder denken konnte. Etwas zog sich in ihm zusammen bei dem Gedanken, dass er vergangene Nacht oder eben gerade ein Kind mit ihr gezeugt hatte; er verspürte ehrfürchtige Freude und gleichzeitig Entsetzen.
Der
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