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Woge der Begierde

Woge der Begierde

Titel: Woge der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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während sie auf das hässliche kleine Gebäude starrte, verspürte sie den Hauch des Bösen. Unwillkürlich machte sie einen Schritt zurück.
    Charles entzog seinen Arm ihrem Griff und sagte mit einer Stimme, die sie nicht wiedererkannte: »Bleib hier.«
    Daphne warf einen Blick auf sein Gesicht und erstarrte. Dieser hochgewachsene, schwarzhaarige Mann neben ihr war ein Fremder - es war, als habe es den Charles Weston, den sie kannte und mit dem sie verheiratet war, nie gegeben. Dieser Fremde machte ihr etwas Angst, seine Züge
waren hart und grimmig, und seine Augen … Sie schluckte nervös. Seine Augen waren so leer und kalt wie die Nordsee, und wieder erschauerte sie, wich einen Schritt vor ihm zurück. Sie kannte diesen Mann nicht, und er war ihr unheimlich.
    Charles merkte von alldem nichts, seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Gebäude vor sich. Den Schlüssel in der Hand trat er zu der massiven Holztür in der Mitte der Hauswand. Er wusste, dass der Schlüssel ins Schloss passen würde, und er wusste auch, was er hinter der Tür finden würde. Er sah Daphne an. »Folge mir auf keinen Fall und unter gar keinen Umständen«, verlangte er barsch.
    Er wandte sich wieder zur Tür um und steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn um. Das Schloss ging auf, und er stieß die Tür nach innen auf, trat hindurch.
    Charles musste das Innere nicht erst genauer untersuchen, um zu wissen, dass Raoul auch diesen Ort wie den Kerker unter dem Dower House in Devonshire für seine grässlichen Zwecke missbraucht hatte. Hier waren Frauen gestorben. Unter Schmerzen und Hilfeschreien, die nie beantwortet wurden. Und Raoul, sein eigener Bruder, war das Monster gewesen, das sie auf abscheuliche Weise hingeschlachtet hatte … zu seinem Vergnügen. Ekel würgte ihn, Abscheu und Entsetzen.
    Die einzige Lichtquelle war der Eingang, aber Charles ahnte, was hier irgendwo sein musste. Er tastete an der Wand entlang und fand auf einem schmalen Sims Kerze und Feuerstein. Er zündete die Kerze an und trat in den Raum, dann schloss er die Tür hinter sich und schob den Eisenriegel von innen vor. Er wollte, dass niemand das hier sah, und ganz bestimmt nicht Daphne.
    Es war kein Kerker, aber der Raum war dem unter dem
Dower House in anderer Hinsicht schrecklich ähnlich. Eine winzige Zelle befand sich in einer Ecke, und eiserne Handschellen hingen von der Wand; eine Steinplatte diente demselben Zweck wie die in dem Keller unweit Stonegates, und die dunklen Flecken darauf legten auf bestürzende Weise Zeugnis über das entsetzliche Schicksal von Raouls hilflosen, namenlosen Opfern ab.
    Er bewegte sich steif wie ein Mann, dessen Glieder gefroren waren, aber er zwang sich, seine Erforschung fortzusetzen. Seine größte Furcht bewahrheitete sich nicht; er fand keine Leichen. Raoul, entschied er, musste sich der sterblichen Überreste seiner Opfer im Schutz der Dunkelheit anderweitig entledigt haben. Vermutlich, indem er sie ins Meer geworfen hatte, dachte er angewidert und zwang sich, sich das Innere des Gebäudes und die Gegenstände darin genauer anzusehen. Er rechnete nicht damit, irgendetwas Nützliches zu finden, und das tat er auch nicht. Als er seine Suche abgeschlossen hatte, entriegelte er die Tür wieder und verließ das Häuschen beinahe fluchtartig, atmete in tiefen Zügen die Frühlingsluft ein, wie um sich vom Gestank des Todes zu reinigen und den Schrecken hinter sich zu lassen.
    Er versperrte die Tür von außen und ging rasch zu Daphne, die auf ihn wartete. Sie warf nur einen Blick auf seine blassen, gequälten Züge und lief zu ihm, schlang die Arme um ihn, als könnte sie mit der Berührung ihres Körpers all seinen Schmerz, das ganze Gift aus ihm herausziehen. Mit den Lippen hauchte sie verzweifelte zarte Küsse auf seinen Hals und sein Kinn, sagte dabei: »Denk nicht mehr daran. Schieb es von dir.« Sie nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände, sorgte dafür, dass er sie anschaute. »Er war ein Monster. Das bist du nicht. Du bist in keiner Weise wie er,
und du trägst auch keine Schuld. Für seine Taten ist er allein verantwortlich … und seine widerliche Mutter.«
    Charles lächelte schief. »Ich weiß, dass du die Wahrheit sagst, aber ich kann einfach nicht …«
    Daphne schüttelte ihn an den Schultern. »Du musst aber. Du darfst nicht zulassen, dass seine Sünden deine werden.« Sie schüttelte ihn fester. »Er war der Böse, nicht du.« Sie zog ihn zu sich. »Niemals du.«
    Charles presste sie an sich und barg sein

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