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Woge der Begierde

Woge der Begierde

Titel: Woge der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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Robinets Stellung war sicher. Und der alte Herr reichte ihm sichtlich erleichtert einen schweren Messingschlüssel.
    » Merci , Monsieur Weston«, sagte Mr. Robinet mit seiner brüchigen Stimme. » Moi , ich werde Ihnen dienen, wie ich Monsieur Raoul und Madame Sophie gedient habe. Sie werden es sehen. Merci beaucoup .«
    Charles nickte. »Ich bin sicher, dass Sie das tun, und ich werde ruhiger schlafen, wenn ich weiß, dass Sie hier sind und ein Auge auf das Anwesen haben.«
    »Das war sehr freundlich von dir«, bemerkte Daphne, als die Kutsche wieder anfuhr.
    »Was sonst hätte ich tun können?«, erwiderte Charles. »Ich konnte den alten Mann ja kaum auf die Straße setzen.«
    Das zweistöckige Haus im georgianischen Stil stand in der Mitte eines recht gepflegten Gartens. Als sie die Eingangsstufen hinaufgingen, sagte Daphne: »Es ist gut, dass du das Haus nicht von Mr. Gerrard hast verkaufen lassen, nicht wahr?«
    Charles zuckte die Achseln. »Ich hätte ihn damit beauftragen sollen, sobald alles mit der Erbschaft geregelt war, aber damals hat es mich einfach nicht gekümmert. Ich habe ihm bloß mitgeteilt, er solle weiterhin die Rechnungen zahlen und dass ich eines Tages alle Ausgaben mit ihm durchgehen wollte und dann entscheiden, welche verzichtbar seien. Es gibt vermutlich eine ganze Reihe von Ausgaben, die auf Raoul zurückgehen, für die ich bis zum heutigen Tag zahle.« Auf ihren erschrockenen Blick hin lachte er. »Extravagant, ich weiß, aber wie du schon sagtest, es ist eigentlich doch gut, dass niemand nach Raoul in dem Haus gewohnt hat.«

    Charles und Daphne verbrachten mehrere wenig ergiebige Stunden damit, das staubige, stickige Innere des Gebäudes zu durchforsten, wobei sie besonders nach möglichen Verstecken für Schmuck Ausschau hielten. Sie fanden zwei, eines hinter einem Regal in der kleinen Bibliothek im Erdgeschoss und ein weiteres unter einer lockeren Bodendiele in einem Zimmer im obersten Stockwerk, das Raoul offenbar als Schlafzimmer gedient hatte. Das eine enthielt mehrere indiskrete Briefe der Frau eines führenden Mitglieds der guten Gesellschaft und das andere einen Eisenschlüssel. Charles verbrannte die Briefe sofort im Kamin, aber der Schlüssel stellte ihn vor ein Rätsel. Er gehörte nicht zum Haus, also wofür wurde er gebraucht? Und warum hatte Raoul ihn versteckt?
    Aus dem Fenster im ersten Stock bemerkte Charles ein kleines gemauertes Gebäude in einer entfernten Ecke des Gartens. Im Sommer wäre es völlig unter den wuchernden Rosenranken verborgen gewesen und nicht zu entdecken, es sei denn, man wusste, wo man danach suchen musste. Aber zu dieser Jahreszeit, da sich die Knospen der Rosenblätter erst zu öffnen begannen, konnte Charles Form und Größe erkennen. Er schaute von dem Häuschen zu dem eisernen Schlüssel in seiner Hand, und ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit.
    Er musste das gemauerte Gebäude untersuchen, aber er wollte auch Daphne nicht allein in Raouls Haus zurücklassen. Sicher, die Chancen, dass Raoul noch am Leben war, waren verschwindend gering bis nicht vorhanden, aber er wollte es nicht darauf ankommen lassen, dass Raoul am Ende plötzlich auftauchte und Daphne entführte. Als er vorschlug, dass sie vielleicht in der Kutsche warten sollte, während er das Gartenhaus erkundete, bedachte sie ihn mit
einem Blick, der ihm klarer als Worte verriet, dass sie da nicht mitspielen würde. Sie würde mit ihm kommen.
    Der Garten war großzügig geschnitten, und in einem oder zwei Monaten sähe er sicher atemberaubend aus, aber keiner von ihnen beiden achtete auf irgendetwas außer ihrem Ziel. Nach dem dritten falschen Abbiegen auf einen der vielen sich durch den Garten windenden Wege bemerkte Charles grimmig: »Es ist nur gut, dass ich das Häuschen aus Raouls Schlafzimmerfenster gesehen habe, sonst hätte ich nie erraten, dass es existiert.«
    »Es ist möglich«, sagte Daphne und fasste seinen Arm fester, »dass es so geplant war.«
    »Da bin ich sogar sicher«, erwiderte Charles knapp, und in seinen Augen stand ein kalter, harter Blick.
    Nachdem sie einem frustrierenden Durcheinander von Biegungen und Bögen gefolgt waren, standen sie plötzlich davor. Der Weg endete auf einer kleinen Lichtung, und das rechteckige, fensterlose Steingebäude verhinderte weitere Erkundungen. Sobald sie auf die Lichtung traten, blieben sie stehen, als seien sie gegen eine unsichtbare Wand gelaufen.
    Daphne hatte sich nie für sonderlich phantasievoll gehalten, aber

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