Woge der Begierde
als er, als er nach mehreren Minuten des Erforschens eine kleine Nische fand, versteckt am Kopfende von Raouls Koje. Er benötigte ein paar Sekunden, aber dann zog er einen kleinen Lederbeutel hervor, der in der Nische gesteckt hatte.
Daphnes und sein Blick trafen sich, als er ihn hervorholte. Er war nicht leer - er konnte das Gewicht in seiner Hand fühlen. Mit zitternden Fingern öffnete er den Beutel und kippte den Inhalt auf die dunkelblaue Wolle der Bettdecke. Eine Diamantkette, eine perlenbesetzte Saphirbrosche und ein Paar passender Ohrringe fielen glitzernd auf den Stoff.
»Also wissen wir jetzt«, bemerkte Daphne erschüttert, »dass Sophie vorausgeplant hat.«
Charles nickte langsam. »Aber warum«, überlegte er laut, »hat er sie auf der Yacht versteckt und nicht im Haus?«
Ein schrecklicher Gedanke kam ihr. »Vielleicht hat er das ja auch«, sagte sie.
Charles versteifte sich, er konnte ihrem Gedankengang mühelos folgen. »Er war im Haus und hat den Schmuck von dort an sich genommen«, dachte er laut, »aber die hier nicht. Warum nur?«
Draußen war ein Ruf zu hören, dann fluchte jemand.
»Natürlich«, sagte Charles, der plötzlich begriff. »Das Haus liegt abgeschieden, umgeben von Wald und Garten, bewacht nur von einem halb tauben, verkrüppelten alten Mann. Es ist mehr als einfach für Raoul, ins Haus zu schlüpfen, sich zu nehmen, was er braucht und wieder zu verschwinden. Aber im Hafen, wo die Yacht liegt, herrschen ganz andere Verhältnisse.«
»Ich vermute, hier ist ständig jemand auf dem Kai. Tag und Nacht treffen Schiffe ein«, bemerkte Daphne. »Matrosen kehren nach einer Nacht an Land an Bord zurück, Wachen patrouillieren, um Diebstähle zu verhindern, und Kapitäne und Händler begutachten die Ladung. Sobald er den Schutz der Gebäude an den Docks verlassen hat, wäre es wesentlich schwerer gewesen, ungesehen zur Yacht zu gelangen.«
Charles nickte. »Stimmt.« Er blickte auf den Schmuck. »Wir haben jetzt den Beweis, dass Raoul einige der Juwelen seiner Mutter versteckt hat. Aber wir wissen immer noch nicht sicher, ob er im Haus war und sich geholt hat, was er dort versteckt hatte, oder ob die Yacht der einzige Ort war, den er als Versteck genutzt hat.«
Damit nahm er die Schmuckstücke und steckte sie wieder in den Lederbeutel, den er in seine Rocktasche tat, ergriff
Daphnes Arm und verkündete: »Hier können wir nichts entscheiden. Wir werden uns einen Gasthof suchen und dann besprechen, wie wir weiter vorgehen.«
Daphne fand es erstaunlich, dass er dem Kutscher nicht auftrug, nach London oder Brighton zu fahren, wo Raoul weitere Wohnungen besessen hatte, sondern sich für die entgegengesetzte Richtung entschied, die, aus der sie gekommen waren. Sie schaute ihn im Dämmerlicht im Inneren der Kutsche fragend an. »Wollen wir die Suche nicht fortsetzen? Du hast doch gesagt, dass er auch noch Unterkünfte in London und Brighton hatte.«
Er streckte eine Hand aus, nahm ihre. »Nachdem wir Schmuck auf seiner Yacht gefunden haben, ändert sich alles. Zusammen mit den weiblichen Leichnamen in Cornwall sind sie ein deutlicher Hinweis, dass Raoul tatsächlich noch am Leben sein könnte.« Er schaute weg, und seine Kiefer mahlten. »Es war sehr leichtsinnig und unüberlegt von mir, dich mitzunehmen, besonders angesichts der Möglichkeit, dass wir jederzeit auf das Monster hätten treffen können.« Er schüttelte den Kopf. »Als wir die Juwelen entdeckt haben, habe ich erkannt, dass ich zwar nach Raoul gesucht, aber nicht wirklich damit gerechnet habe, ihn zu finden, und das war sehr gefährlich. Ich habe dich heute in Gefahr gebracht, und das werde ich nicht wieder tun«, erklärte er grimmig entschlossen. Als sie Einwände erheben wollte, sah er sie wieder an und legte ihr einen Finger auf die Lippen. »Hör mir gut zu, Daphne. Wenn du bei mir wärest, würde wenigstens meine halbe Aufmerksamkeit dir gelten, was Raoul ausnutzen würde. Gütiger Himmel! Was, wenn wir ihn heute gefunden hätten? Ich bin noch nicht einmal bewaffnet. Ich muss verrückt gewesen sein, dich mitzunehmen.«
Obwohl Daphne ihn umzustimmen versuchte, bis sie hätte schreien mögen und vor Wut mit dem Fuß aufstampfen, blieb Charles bei seinem Entschluss. Sie würde bei der weiteren Nachforschung, ob Raoul noch am Leben war, keine Rolle mehr spielen. Und jetzt kehrten sie nach Cornwall zurück.
»Und ich nehme an«, erwiderte sie spitz, »wenn wir erst einmal dort sind, wirst du mich ohne große Umstände
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