Woge der Begierde
auf die Schultern, zog sie an sich und küsste
sie. Seine Lippen waren warm, seine Zunge fordernd, sodass Daphne unter dem Verlangen, das er in ihr weckte, erschauerte.
Er hob sie auf die Arme und trug sie zum Bett; einen Moment später waren sie beide nackt, küssten sich hingebungsvoll, verschmolzen und strebten gemeinsam zu den Sternen, erreichten sie auch.
Als ihr Atem wieder langsamer ging, seufzte Daphne verträumt und schmiegte sich an seinen muskulösen Körper. Für das Ehebett, entschied sie, sprach wirklich eine Menge.
Er schaute sie an, ein träges, zufriedenes Lächeln um den Mund. »War das ein glücklicher Seufzer oder ein trauriger?«
Sie kniff ihn im Spaß. »Und was, wenn ich jetzt ›traurig‹ sage?«
Seine Augen wurden dunkel. »Dann müsste ich das hier tun …«
Er glitt an ihr herab, und begann eine süße Folter, die sie bald schon wieder erzittern ließ, ihr schließlich einen heiseren Schrei entlockte, als sie wiederum den Höhepunkt erreichte.
»Hm, also für mich klang das eindeutig glücklich«, hauchte er an ihrem Ohr.
»Sehr«, konnte sie ihm nur beipflichten.
Daphne wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte. Sie wusste nur, dass sie mit einem Ruck aus dem Schlaf auffuhr, ihr so kalt war, dass ihre Zähne klapperten. Trotz der schweren Daunendecke und Charles’ warmem Körper an ihrem Rücken konnte sie einfach nicht aufhören zu zittern. Ein Blick zum Kamin bestätigte ihr, dass dort das Feuer
noch brannte, gelbe und orange Flammen tanzten, dennoch war die Kälte im Zimmer durchdringend.
Ein Laut, ein schwacher Seufzer aus den Schatten außerhalb des Bettes ließ ihr fast das Herz stocken, ehe es wie wild wieder zu schlagen begann. Furchtsam wandte sie langsam den Kopf in die Richtung, und da war es wieder … die verschwommene, formlose Gestalt, die sie schon einmal gesehen hatte.
Der kleine Geist war zurück.
16
F ast hätte Daphne laut aufgeschrien, als sich ohne Vorwarnung eine Hand um ihr Handgelenk schloss, aber beinahe sofort erkannte sie, dass es Charles war, der sie festhielt. Seine Berührung warnte sie einerseits, still zu sein, und tröstete sie andererseits. Dieses Mal war sie nicht allein. Sie konnte seinen großen warmen Körper hinter sich spüren, angespannt und wachsam.
»Wie lange«, flüsterte er, »ist es schon da?«
»Erst einen Moment … denke ich«, antwortete sie, bewegte dabei kaum die Lippen, die Augen auf die sich wandelnden Schleier vor ihnen gerichtet.
Der Geist, denn es gab kein anderes Wort dafür, soweit es Daphne betraf, schien zu bemerken, dass sie über ihn sprachen. Während die Gestalt nicht erkennbar menschlich war, hatte sie doch etwas Menschliches an sich, und während sie es betrachteten, konnte sich Daphne beinahe einreden, einen ihnen zugeneigten Kopf zu erkennen, als lauschte es auf das, was sie sagten.
Lange Minuten geschah nichts. Daphne und Charles blieben in ihrer normalen Stellung erstarrt, und die nebelfarbene Schleiergestalt schwebte am Fußende des Bettes. Nicht so verängstigt wie beim ersten Mal, als der Geist erschienen war, und dank Charles’ tröstlicher Wärme im Rücken, besah sich Daphne die Gestalt genauer und versuchte, sich so viele Einzelheiten wie möglich zu merken.
Das Gefühl, dass es weiblich war, war sehr ausgeprägt,
aber Daphne hätte nicht erklären können, warum sie so empfand. Teilweise lag es an der Größe, der Zierlichkeit der Erscheinung. Sicherlich hatte es keinerlei Ähnlichkeit mit der viel machtvolleren aus dem Blauen Salon. Ebenso wenig strahlte es so etwas wie Gewalt oder Boshaftigkeit aus. Aber eindeutig Weiblichkeit. Der Geist schwieg, und es gab keinen Laut im ganzen Raum außer Charles’ und ihrem leisen Atem und dem Knistern und Knacken des Feuers. Während die Minuten dahinkrochen, schwebte die Gestalt einfach an Ort und Stelle, veränderte ihren Umriss nur langsam, während sie und Charles sie anstarrten, höchstens an den Rändern, und ab und zu löste sich eine Nebelschwade und verschwand langsam in der Dunkelheit.
»Also, wie lange verharren wir so und starren einander an?«, fragte Charles dicht an ihrem Ohr.
»Ich weiß nicht. Letztes Mal habe ich einfach gesagt, es solle weggehen, und das hat es dann getan.«
Charles richtete sich halb auf, und die Nebelgestalt wich zurück. »Geh weg«, verlangte Charles.
Der Geist schwebte mehrere Sekunden unentschlossen auf einer Stelle, weder vorwärts noch rückwärts, und Daphne hatte das Gefühl, dass er sie
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