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Woge der Begierde

Woge der Begierde

Titel: Woge der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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mich. Warum?«
    Er zog sich am Ohr und wirkte, als fühle er sich unbehaglich, bevor er sagte: »Ich wollte nur wissen, warum du dir heute Nachmittag eine Brechstange und einen Vorschlaghammer auf dein Zimmer hast bringen lassen. Planst du Renovierungsarbeiten?«

18
    D aphne sank das Herz. Sie hatte gehofft, die Geheimtreppe noch etwas länger geheim zu halten, wenigstens bis zum Dinner, aber Adrians Frage erforderte eine sofortige Antwort. Zu allem Überfluss zeigte ihr ein rascher Blick, dass alle sie mit unterschiedlich stark ausgeprägter Verwunderung anschauten.
    »Was für ein absoluter Unsinn!«, rief Miss Kettle. »Wer hat Ihnen denn so einen Bären aufgebunden, Master Adrian? Dass Miss Daphne sich einen Vorschlaghammer in ihr Schlafzimmer hat bringen lassen! Das ist lächerlich.«
    Adrian wurde rot, aber sein Kinn verriet auch eine gewisse Sturheit, die Daphne nur zu gut kannte. »Wenn du es unbedingt wissen musst«, erwiderte er steif, »es war mein Kammerdiener Bertram. Er hat mir erzählt, er habe es von Mrs. Hutton selbst. Und sie weiß es von Goodson.«
    »Soll das etwa heißen, dass Sie die Dienerschaft zu Klatsch und Tratsch ermutigen?«, verlangte Miss Kettle empört zu wissen. »Sicherlich habe ich Sie doch besser erzogen. Und Ihre arme Mutter würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie Sie hören könnte.«
    »Ach, schimpf ihn nicht, Ketty«, bat Daphne und hoffte, damit eine tränenreiche Tirade abzuwenden. Sie setzte ein Lächeln auf und sagte: »Es stimmt. Ich habe heute darum gebeten, Werkzeug auf mein Zimmer zu bringen.«
    Mit weit aufgerissenen Augen fragte April: »Aber warum nur? Wofür hast du das denn gebraucht?«

    Daphne warf Charles einen gequälten Blick zu, doch er zuckte nur die Achseln. Die Katze war ohnehin schon halb aus dem Sack, und es gab keinen Weg, sie wieder zurückzustopfen. Wie Daphne hatte er gehofft, die Nachricht von ihrer Entdeckung der Geheimtreppe noch hinauszuzögern. Vierundzwanzig Stunden hätten ausgereicht, überlegte er fast wehmütig. Er hätte es jedenfalls vorgezogen, wenn es nicht so kurz nach dem Gespräch mit Marcus, Julian und Nell über Raoul herausgekommen wäre. Sie mussten sich erst noch von dem Schlag erholen, und es wäre eindeutig besser gewesen, wenn sie etwas mehr Zeit gehabt hätten, das zu verdauen, was er ihnen berichtet hatte, ehe sie die hanebüchene Geschichte aufgetischt bekamen, die Daphne und er nun erzählen würden. Erst als ihm einfiel, dass sie vielleicht noch zu beschäftigt mit dem eben über Raoul Erfahrenen waren, um der Geschichte genauere Beachtung zu schenken, hellte sich seine Stimmung wieder auf. Vielleicht würden sie gar nicht Daphnes Beweggründe, die Schlafzimmerwand einzureißen, näher unter die Lupe nehmen.
    Charles lächelte April an. »Deine Schwester war überzeugt, hinter all der Tapete an einer Stelle an der Wand die Umrisse einer Tür zu erkennen. Heute Nachmittag hat sie sie mir gezeigt. Die Umrisse waren nur zu erahnen, aber es sah trotzdem so aus, als könnte da etwas sein. Daher haben wir uns angeschickt, herauszufinden, ob unser Verdacht berechtigt war.«
    Offensichtlich nicht weiter besorgt wegen des Schadens, der seinem Haus zugefügt worden war, wollte Adrian nun sensationslüstern wissen: »Und, habt ihr etwas gefunden?«
    Charles lachte. »Oh ja. Wir haben hinter der Tapete und dem Putz tatsächlich eine Tür entdeckt. Sie ist bestimmt
schon vor ein paar Jahrhunderten verputzt worden, vielleicht im frühen 17. Jahrhundert oder sogar noch davor.« Charles’ Blick glitt belustigt über die gebannt lauschenden Anwesenden im Raum. »Meine kluge Frau hat wirklich scharfe Augen.«
    »Ihr habt in Daphnes Schlafzimmer eine Geheimtür entdeckt?«, erkundigte sich April mit piepsiger Stimme.
    Charles verbeugte sich. »Da war nicht nur eine Tür unter der Tapete, nein, sie führte auch noch zu einer Geheimtreppe. Einer sehr alten Treppe - unseren ungeübten Augen schien sie aus der Zeit zu stammen, als Beaumont Place erbaut wurde.«
    »Bei Zeus!«, rief Adrian, und seine blauen Augen leuchteten vor Aufregung. »Eine Geheimtreppe. Wartet nur, bis meine Freunde das hören!« Er sah sehr jung aus, als er mit naivem Stolz erklärte: »Ich wette, das Pfarrhaus hat nichts Vergleichbares vorzuweisen. Ich muss sie sehen.«
    »Ja, gewiss«, pflichtete ihm Daphne bei. »Aber es wird besser sein, wenn wir noch warten und erst essen, ehe wir uns auf die Entdeckungstour begeben.«
    Jegliches Interesse an einer Mahlzeit

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