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Woge der Begierde

Woge der Begierde

Titel: Woge der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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den Arm. »Himmel, ich glaube, es gab niemanden in der Nachbarschaft, der unberührt geblieben ist angesichts der Gefahr, in der Sie schwebten.« Ein neugieriges Funkeln trat in ihre Augen, und sie fügte hinzu: »Es kann nicht einfach für Sie gewesen sein, mit diesem Weston zusammen gefangen zu sein. Er ist ein Fremder, nicht wahr?«
    Daphne setzte zu einer Erklärung an, aber Mrs. Henley winkte ab. »Das Wichtige hierbei ist doch, dass es gut ausgegangen ist«, sagte sie. »Und Mr. Weston mag ein Fremder für uns sein, aber ich weiß aus verlässlicher Quelle, dass seine Familie und seine Herkunft ausgezeichnet sind.« Sie bedachte die Gattin des Squires mit einem überheblichen Blick. »Sein Cousin ist der Earl of Wyndham, ein sehr alter und angesehener Name. Als wir merkten, dass die liebe Miss Beaumont die ganze Nacht in dieser schrecklichen Höhle zusammen mit dem Mann verbringen musste, hat
mein Mann sich sofort bei Lord Trevillyan nach ihm erkundigt.«
    Daphne wirkte verblüfft. »Er ist mit einem Earl verwandt?«
    »Oh, ja, allerdings«, antwortete Mrs. Henley voller Genugtuung. »Und offenbar ist er zudem Besitzer eines hübschen Anwesens und, wie ich anfügen muss, eines ansehnlichen Vermögens. Was unter den gegebenen Umständen sehr gut ist, wenn Sie mich fragen.«
    Mrs. Henley und Mrs. Renwick wechselten einen vielsagenden Blick, und Mrs. Renwick wiederholte: »Ja, sehr gut.«
    Daphne bekam von dem Austausch nichts mit, denn sie betrachtete Mr. Weston, der ihr nun in ganz neuem Licht erschien. Der Cousin eines Earls? Aufregung erfasste sie. Oh, es wäre schlicht wunderbar, wenn dieses zufällige Zusammentreffen ihr eine Gelegenheit böte, Adrian und April in die höchsten Gesellschaftskreise einzuführen. Sogleich schämte sie sich jedoch und schüttelte den Kopf. Sie war genauso schlimm wie die übelste Ehestifterin unter Londons Müttern. Mr. Weston war so freundlich und zuvorkommend, so galant gewesen, hatte ihr in einer Gefahrensituation beigestanden, hatte sogar sein eigenes Leben riskiert. Es war furchtbar schlecht von ihr, auch nur einen Moment in Erwägung zu ziehen, ihn zu benutzen oder seine Verwandtschaft zu einem Earl, um Adrians und Aprils Vorankommen zu erleichtern, selbst wenn ihr Motiv uneigennützig war und ihrer Liebe zu ihrem Bruder und ihrer Schwester entsprang.
    Daphne, die ihn weiter beobachtete, fiel auf, dass Mr. Weston, der am zweiten Feuer stand, fast dieselbe Behandlung durch die umstehenden Herren erfuhr wie sie
hier durch die Damen. Über die Entfernung hinweg, die zwischen ihnen lag, trafen sich ihre Blicke. In seinen zerknautschten und verschmutzten Kleidern sah er, dachte sie, wie ein Schurke oder Bandit aus - sicherlich nicht wie der Cousin eines Earls. Das dicke schwarze Haar, das ihm in lockeren Wellen ins Gesicht fiel, der dunkle Bartschatten auf seinen Wangen, das alles unterstrich nur das Bild eines Gesetzlosen. Sie musterte ihn einen Moment, bemerkte zum ersten Mal seine harten Züge und sein unnachgiebiges Kinn. Das war nicht nur der höfliche Gentleman, der ihr in den vergangenen Tagen Gesellschaft geleistet hatte, sondern auch ein gefährlicher Mann. Ein Mann, dem sie lieber nicht in die Quere käme. Während sie ihn ansah, wurden seine Augen schmal, und ohne ihr schneller schlagendes Herz zu beachten, schenkte sie ihm ein schüchternes Lächeln, ehe sie sich umwandte, um eine Frage von Mrs. Henley zu beantworten.
    Wie heimkehrende Kriegshelden wurden Daphne und Charles nach Beaumont Place gebracht, und die Hälfte aller am Strand Versammelten folgte ihnen. Während Daphne gerührt war angesichts der Sorge und des Mitgefühls ihrer Nachbarn und Freunde, sehnte sie sich dennoch danach, besonders nachdem sie mehrmals ihrer unsterblichen Dankbarkeit Ausdruck verliehen hatte, den ganzen Aufruhr hinter sich zu lassen und sich in ihr Zimmer zurückzuziehen. Sie verspürte nur geringe Gewissensbisse, Adrian und April mit den verbliebenen Bekannten allein zu lassen, aber ihre Geschwister erwiesen sich als gute Gastgeber; außerdem würden alle, da die Aufregung überstanden und alles gut ausgegangen war, ohnehin bald aufbrechen. Mr. Weston und Lord Trevillyan würden die Nacht auf Beaumont Place verbringen, und das Letzte, was sie getan hatte, ehe sie
die Treppe in ihr Zimmer hinaufging, war anzuordnen, dass Räume für sie fertig gemacht wurden. Eine Dreiviertelstunde später, nach einer langen, tränenreichen Tirade von Ketty, die sie über sich hatte ergehen lassen

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