Woge der Begierde
müssen, während sie darauf wartete, dass ihr Badewasser heiß wurde, schickte Daphne Ketty und ihre Zofe fort. Sie ließ sich in das heiße, nach Lavendel duftende Wasser sinken und seufzte selig. Sie fragte sich, ob es Mr. Weston wohl gerade ähnlich gut erging. Natürlich ohne den Lavendelbadezusatz, dachte sie mit leisem Lächeln, aber dafür mit einem männlicheren, kräftigen Duft - so wie er selbst es war.
Charles hätte sich über ein heißes Bad sehr gefreut, aber erst musste er noch etwas regeln. Wenn Daphne von den sprechenden Blicken der Damen und der halblauten Unterhaltung der Herren nichts mitbekommen hatte, traf das auf ihn nicht zu, sodass es ihn nicht sonderlich überraschte, als Vikar Henley, begleitet von einem unbehaglich wirkenden Adrian, auf ihn zutrat und ihn bat, sie zu einem vertraulichen Gespräch in die Bibliothek zu begleiten.
Beaumont Place kehrte allmählich wieder zur Normalität zurück, nachdem alle bis auf die Henleys, er selbst und Lord Trevillyan gegangen waren. Charles wusste, es war nur eine Frage der Zeit, ehe er um so ein Gespräch gebeten worden wäre. Es stand außer Frage, der Landadel aus der Gegend rechnete fest damit, dass er der Ehre gehorchend das tun würde, was von ihm erwartet wurde. Und er war sich darüber hinaus ziemlich sicher, dass nicht wenige der Damen, die vor Kurzem erst aufgebrochen waren, im Geiste bereits die Hochzeitsfeierlichkeiten planten und überlegten, was sie anziehen sollten.
Charles hatte nie vorgehabt zu heiraten, und wenn er gezwungen gewesen wäre, sich eine Braut zu suchen, wäre es
ihm - wenigstens bis vor achtundvierzig Stunden noch - schwergefallen, auch nur eine junge Dame zu benennen, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte. Seine Lippen zuckten. Er war sich nicht sicher, wie es geschehen war, aber er wusste auf einer elementaren Ebene, dass Daphne Beaumont das geändert hatte. Er war zu zynisch, um an Liebe auf den ersten Blick zu glauben - Lust, ja vielleicht -, aber er konnte nicht abstreiten, dass Daphne etwas an sich hatte, das die Vorstellung einer Ehe mit ihr … überhaupt nicht widerwärtig erscheinen ließ. Vor seinem geistigen Auge sah er ihren langgliedrigen schlanken Leib, den verlockenden Unterschenkel, den er kurz erblickt hatte, als sie über die Felsen geklettert war - das und die Geistesgegenwart, die Klugheit und den Mut, den er in ihren reizenden Haselnussaugen gesehen hatte, als sie die Gefahr in der Höhle erkannt und Adrian fortgeschickt hatte. Schön, tapfer und klug. Ein Mann konnte es wesentlich schlechter treffen. Er grinste. Er bezweifelte ernsthaft, dass Daffy umgekehrt für ihn ebenso empfinden würde - vermutlich eher das Gegenteil. Sein Grinsen wurde breiter. Ach, da war sie wieder, die Herausforderung …
Er ließ Lord Trevillyan, vertieft in eine höfliche Unterhaltung mit Mrs. Henley, April und einer rundlichen kleinen Frau, die ihm als Miss Kettle vorgestellt worden war, zurück und folgte Henley und Adrian aus dem Salon.
Die Tür hatte sich kaum hinter ihnen geschlossen, als Vikar Henley auch schon sagte: »Ich bin sicher, Sie sind sich der Tatsache bewusst, dass es sich hier um ungewöhnliche Umstände handelt, Mr. Weston. Ich finde mich in einer schwierigen Lage wieder. Wie Sie sicher wissen, ist Sir Adrian noch nicht volljährig, und da hier sein Vormund direkt betroffen ist, es aber nicht angemessen wäre, wenn sie
hier wäre, gibt es niemanden, der an Stelle der beiden für ihr Recht eintreten könnte. Während Miss Beaumont volljährig ist, dachten der Squire und ich, dass in einer Angelegenheit so schwerwiegend wie dieser es am besten wäre, wenn wir Herren das unter uns ausmachten, ehe es weitergeht. Auf Sir Adrians Bitte übernehme ich die Rolle seines Beraters. Ich hoffe, Sie haben keine Einwände.«
Charles neigte höflich den Kopf. »Keine.«
Der Vikar räusperte sich. »Äh, niemand glaubt, dass Sie sich anders als ein Gentleman Miss Beaumont gegenüber in der jüngsten … Nervenprobe verhalten haben, aber die Tatsache bleibt bestehen, dass Sie mit ihr zwei Nächte in der Höhle verbracht haben.« Vikar Henley spielte mit seiner Krawatte. »Ich bin sicher, Sie sind sich des irreparablen Schadens bewusst, den Miss Beaumonts Ruf erlitten hat und dass es nur einen Weg gibt, ihren Namen davor zu bewahren, auf höchst schändliche Weise verunglimpft zu werden.«
Charles blickte zu Adrian, der steif neben dem Vikar stand und so aussah, als wünschte er sich, der Boden
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