Woge der Begierde
schicken würde.
Ein paar Minuten später trat sie mit einem Lächeln auf ihren hübschen Zügen ins Zimmer, nahm auf einem Sessel am Kamin Platz und sagte: »Ich nehme an, alles ist geregelt?«
Charles zupfte sich am Ohr. »Ja, bis darauf, Miss Beaumont von meinen Absichten zu unterrichten.«
»Ah, ja. Miss Beaumont hat ihren eigenen Kopf, aber sie scheint achtbar zu sein, sodass ich sicher bin, wenn man ihr die Lage nur erklärt, dann nimmt sie Vernunft an. Schließlich wird sie nicht wollen, dass man sie schief ansieht und die Gesellschaft sie schneidet … und auch nicht, was für sie vermutlich noch wichtiger ist, dass ihr Bruder und ihre Schwester unter dieser unseligen Geschichte leiden. Es wird bereits eifrig geklatscht.«
Alle Lässigkeit wich aus Charles’ Zügen. »Denken Sie, dass unsere Ehe den Skandal im Keim ersticken kann?«
Der Vikar rieb sich das Kinn. »Auf lange Sicht, ja. Es muss Gerede nach sich ziehen - ich bin sicher, Squire Renwicks Frau schreibt in diesen Minuten schon einen Brief an ihre Schwester, die in der Nähe von Guildford lebt, und Mrs. Houghton an ihre Tochter in Ipswich mit allen saftigen Einzelheiten Ihrer … äh, Eskapade.« Er sah nicht
glücklich darüber aus. »Wir können nicht verhindern, dass sich die Nachricht verbreitet, aber das Verlesen des Aufgebots am nächsten Sonntag und die Neuigkeit, dass Sie beide innerhalb des nächsten Monats heiraten, wird letztlich allen Gerüchten den Boden entziehen. Ich denke, dass es ein Neuntageswunder sein wird und damit rasch auch wieder vergessen.«
Mrs. Henley schenkte Charles ein ermutigendes Lächeln. »Das hier kann nicht leicht für Sie sein, da Sie sich ja völlig fremd sind, aber soweit ich Miss Beaumont kenne, glaube ich sagen zu können, dass sie für Sie eine ausgezeichnete Ehefrau abgeben wird und Sie keinen Grund haben werden, diese Eheschließung zu bereuen.«
»Ich denke, wir müssen uns viel eher darum Sorgen machen«, wandte Charles ein, »ob Miss Beaumont einer Heirat mit mir zugeneigt sein wird.«
Der Vikar lächelte ihn strahlend an. »Oh, aus der Richtung haben Sie nichts zu befürchten. Ich bin überzeugt, dass sie, wenn Sie um ihre Hand anhalten, außer sich vor Freude sein wird.«
Ohne die geringste Ahnung, was das Schicksal für sie bereithielt, wachte Daphne kurz nach Tagesanbruch am nächsten Morgen auf und fühlte sich wunderbar erholt. Es ist wirklich erstaunlich, dachte sie, was eine gute Nacht voll Schlaf im eigenen Bett erreichen konnte, besonders wenn man nicht von Gespenstern oder was auch immer belästigt wurde. Leise vor sich hin summend schlüpfte sie aus dem Bett und läutete nach ihrer Kammerzofe. Kurze Zeit später betrat Daphne, in ein blaues Wollkleid gekleidet und mit einem grauen Mohairschal um die Schultern, das Haar zu einem ordentlichen Knoten auf dem Hinterkopf aufgesteckt, den
Frühstückssalon. Angesichts der Uhrzeit - doch eher früh am Tag - hatte sie damit gerechnet, das Zimmer leer vorzufinden. So kam es, dass ihr der Fuß stockte, als sie Charles Weston entdeckte, der am Fenster stand, das auf den Garten hinausging. Er kehrte ihr den Rücken zu, und sie war einen Moment lang versucht, feige den Rückzug anzutreten, aber er hatte sie gehört und drehte sich um, schaute sie an.
Er sah, entschied sie, ganz anders aus als der Schurke von vergangener Nacht. Er war sorgfältig rasiert und gekämmt, trug ein strahlend weißes Leinenhemd, Reithosen sowie einen flaschengrünen Rock aus feinster Wolle, und seine Stiefel glänzten - kurz, er war das Bild eines Gentlemans von Stand und Vermögen.
Sie kam ins Zimmer und ging zum Sideboard, wo sie sich eine Tasse Kaffee nahm, und sagte: »Guten Morgen! Ich hätte nicht gedacht, noch jemand anderen so früh am Morgen hier anzutreffen.«
Charles nahm seine eigene Tasse Kaffee, die auf dem Tischchen neben ihm stand, und erwiderte: »Ich bin Frühaufsteher.« Er nahm einen Schluck. »Darf ich davon ausgehen, dass Sie sich von unserem … äh, Abenteuer gut erholt haben?«
»Oh, ja, allerdings! Und ich muss Ihnen nochmals für Ihre Ritterlichkeit danken.« Sie schaute auf ihre Tasse hinab. »Es war eine unangenehme Erfahrung für uns beide, aber Ihre Gesellschaft hat mich die ganze Sache wesentlich leichter ertragen lassen, als es ohne Sie möglich gewesen wäre.« Ein leichter Schauer durchlief sie. »Ich denke nicht, dass ich es so unbeschadet überstanden hätte, ganz allein in der Höhle verschüttet zu sein, und Ihre
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