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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Fetzen herunterhing.
    Betroffen schauten Astrid und Halveig auf das Schlachtfeld. Das Geschrei hatte alle Bewohner von Skollhaugen aufgeschreckt. Sie kamen herbeigelaufen und starrten teils neugierig, teils erschrocken auf die Szene im Haupthaus. So etwas hatten sie noch nie erlebt.
    Viviane rannte wie von Furien gehetzt aus dem Tor, den Hang hinab über den schmalen, steinigen Strand und auf der anderen Seite wieder hinauf. Sie blieb erst stehen, als der Waldrand dunkel und unheimlich vor ihr lag. Noch immer begriff sie nicht, was eigentlich geschehen war. Warum verfolgte sie Dalla mit einem derartigen Hass? Sie wollte doch Thoralf gar nicht für sich gewinnen. Oder doch?
    Aus dem Dämmer des Waldes kam eine kleine Gestalt auf sie zu. Diesmal erschrak Viviane nicht. Es war kein Troll, es war Raudaborsti. Weinend fiel sie der Kleinen um den Hals. Beide ließen sich auf dem gelben Gras nieder. Tröstend strich Raudaborsti ihr über die Schulter. »Was auch geschehen ist, es wird alles wieder gut.«
    Viviane schüttelte heftig den Kopf und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. »Nichts wird gut. Ich kann nicht wieder auf den Hof zurückkehren. Dalla wollte mich ermorden.«

[home]
Yngvar
    M ehr als einmal zweifelte Viviane daran, das Richtige zu tun. Aber sie hatte gar keine andere Wahl. Es war Raudaborstis Idee, und Viviane entschied sich nach einigem Überlegen, dass sie sie sofort in die Tat umsetzen musste. Allein. Denn Raudaborsti konnte sie nicht begleiten.
    Viviane wollte die Kleine nicht in Gefahr bringen. Zudem stand der Winter vor der Tür. Da blieb man am besten an einem sicheren, geschützten Ort, wo es ein Feuer und etwas zu essen gab. Das alles gab es für Viviane nun nicht mehr. Nach Dallas Angriff mit dem Messer war sie nicht mehr sicher auf Skollhaugen. Sie hatte Angst. Von Astrid war Viviane enttäuscht. Die Herrin schenkte Viviane weder Glauben noch Vertrauen. Aber hatte Raudaborsti das nicht prophezeit? Es gab nur einen Menschen, der Viviane in dieser Situation überhaupt noch helfen konnte, auch im Interesse von Skollhaugen – Yngvar!
    Ein eisiger Wind, vermischt mit einzelnen nassen Schneeflocken, blies Viviane ins Gesicht. Es war ein törichtes, ja lebensgefährliches Unterfangen, allein auf die Suche nach Yngvar zu gehen. Weder hatte sie Proviant bei sich noch warme, schützende Kleidung. Einzig einige Äpfel aus dem Höhlenversteck konnte Raudaborsti ihr zustecken. Dann musste die Kleine nach Skollhaugen zurückkehren, um sich nicht verdächtig zu machen.
    Nachdem die Ernte eingebracht war und die Bauernhöfe ihre Abgaben an den Fürstenhof geleistet hatten, hatte eine ruhige Zeit für Skollhaugen begonnen. Yngvars Arbeit war getan, und er hatte Zeit, die vollen Vorratshäuser mit frischem Fisch aus dem großen Fluss im Hinterland zu ergänzen. Der Fluss war fast zwei Tagesmärsche entfernt und teilte den Wald, der sich jenseits des Küstengebirges befand. Der Gedanke, dass Viviane allein diesen Wald durchqueren musste, bereitete ihr quälende Bauchschmerzen. Doch die Angst trieb sie vorwärts, die Angst vor einer Katastrophe, die Skollhaugen heimsuchen könnte. Sie war sich sicher, dass Asgeir seinen Plan in die Tat umsetzen würde.
    Eine große Wegstrecke hatte Viviane bereits zurückgelegt, und mit jedem weiteren Schritt kamen ihr Zweifel, dass sie das Unterfangen durchhalten könnte. Die Kälte drang durch ihr grobes Wollkleid, die Schuhe aus dünnem Leder boten ihr kaum Schutz vor dem unebenen und steinigen Boden. Am meisten ängstigte sie jedoch der dichte Wald mit den hohen schlanken Tannen und Fichten. Auch Laubbäume gab es, deren Äste jetzt kahl und starr in den Himmel ragten. Raudaborsti hatte ihr die Richtung beschrieben, die sie einschlagen sollte. Sie folgte einem kleinen Bach, der in den großen Fluss mündete. So konnte sie ihn nicht verfehlen. Doch oft war es unmöglich, direkt am Ufer des Baches entlangzulaufen, weil das Gelände unwegsam war. So musste Viviane den Weg zwischen den Bäumen wählen, immer bedacht, nicht zu stürzen und sich nicht zu verirren. Die Furcht vor Trollen und Waldgeistern, wilden Tieren und die Angst, vor Hunger, Kälte und Erschöpfung zu sterben, blieben ihre ständigen Begleiter.
    Diese Nacht verbrachte sie auf einer kleinen Anhöhe, einem eigenartigen Hügel, in den eine aus riesigen Steinen gebaute Öffnung führte. Erst glaubte sie, dass es sich um eine Behausung handelte, aber unmöglich konnten hier Menschen leben.

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