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Wogen der Sehnsucht

Wogen der Sehnsucht

Titel: Wogen der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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aufgetaucht, und Lily spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss, wie ihre Brust sich verengte und ihr Atem stockte.
    Das vertrug sich nicht gut mit der Übelkeit, gegen die sie immer noch kämpfte. Als Tristan sich abwandte, versuchte sie verzweifelt, Luft in ihre Lungen zu ziehen und ihren Magen zu beruhigen, der plötzlich wieder heftig zu rebellieren begann. Als ihre Beine unter ihr nachgaben, tastete sie nach der Balustrade, aber bevor sie sich an irgendetwas klammern konnte, wurde die Welt um sie herum schwarz, und sie fiel.
    Er fing sie auf. Natürlich fing er sie auf. Dabei wäre sie viel lieber unauffällig in Ohnmacht gefallen, allein und ohne die Demütigung, dabei von dem Mann beobachtet zu werden, der ihr völlig unmissverständlich zu verstehen gegeben hatte, dass er nichts mit ihr zu tun haben wollte. Sie wollte sich wehren, als sie fest an seiner starken Brust lag und in einem Strudel aus Übelkeit und Schwindel schwamm, aber sie wusste, dass die geringste Bewegung das Fass zum Überlaufen bringen konnte. Und der Gedanke, sich über Tristan Romeros makelloses Anzugjackett zu übergeben, ließ sie sich willenlos fügen.
    Er trug sie mit einer Leichtigkeit, als wäre sie tatsächlich so zierlich gebaut, wie sie und Scarlet es sich immer gewünscht hatten. Die kühle Luft streichelte über ihr Gesicht, füllte ihre Lungen und sandte Sauerstoff zurück in ihre Blutbahn, sodass sie es wagte, die Augen wieder zu öffnen.
    Sie waren draußen, und Tristan lief mit ihr die Schlossmauer entlang. Ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von der harten Linie seines Kinns entfernt, sodass sie deutlich die straffe Haut, das Grübchen und seine vollen, geschwungenen Lippen sehen konnte. Sie holte tief Luft, und allein der Duft seiner Haut reichte, um sie ganz schwach vor Sehnsucht zu machen. Ihr Körper versteifte sich, und sie versuchte verzweifelt, sich gegen seinen eisernen Griff zu wehren und Abstand zwischen ihren verräterischen, gierigen Körper und seinen harten, muskulösen zu bringen.
    „Mir geht es wieder gut … es tut mir leid … Bitte, lass mich runter.“
    „Warte.“
    Die Worte waren ein leises Knurren, und sofort hörte Lily auf zu kämpfen, und ihre Demütigung und ihre Verzweiflung legten sich. Sie hatte sich dieses Zusammentreffen mit ihm ungefähr tausend Mal ausgemalt, geplant, wie sie ihm vernünftig und ruhig und ohne Gefühlsausbrüche die Fakten erläuterte und ihm versicherte, dass sie nichts von ihm erwartete. Keine Forderungen, kein Theater, keine Entschuldigungen.
    Und definitiv kein Ohnmachtsanfall.
    Sie bogen um eine Ecke und standen an der Seite des Schlosses, die in den Garten führte. Eine verschnörkelte gusseiserne Bank stand an der Schlossmauer; Tristan setzte Lily darauf und trat ein Stück zurück, ohne sie aus den Augen zu lassen.
    „Besser?“
    „Ja. Es tut mir leid.“ Plötzlich war sie froh, dass sie saß. Adrenalin strömte durch ihren Körper und machte sie zittrig und benommen, während der Moment, in dem sie es ihm sagen musste, mit der schrecklichen Unvermeidlichkeit eines Schnellzuges auf sie zuraste. Sie biss sich auf die Lippe und sagte zögernd: „Auf eine merkwürdige Art war es vielleicht sogar ganz gut so.“
    „Was soll das heißen?“
    Seine Stimme klang eisig. Sie konnte spüren, wie sie Gänsehaut bekam.
    „Ich wollte gerne mit dir sprechen … allein.“
    Sein Gesicht verdunkelte sich, wurde hart. Er seufzte und wandte sich ab.
    „Ich dachte, ich hätte es dir erklärt. Ich dachte, du hättest verstanden, dass die Nacht, die wir miteinander verbracht haben …“
    „Das habe ich. Darum geht es nicht“, unterbrach sie ihn und sprach mit leiser Entschlossenheit, obwohl sie das Gefühl hatte, ihr Herz müsste zerspringen. O Gott … jetzt ist es so weit. „Aber ich dachte, du hättest ein Recht, es zu erfahren. Ich bin schwanger.“
    Einen Moment lang rührte er sich nicht. Dann ging er ein paar Schritte vorwärts, von ihr weg, und Lily erhaschte einen kurzen Blick auf seine zu Fäusten geballten Hände, bevor er sie tief in die Taschen steckte.
    Es war kalt, und sie war sich der Eisenstreben der Bank bewusst, die sich durch die dünne Seide ihres Kleides in ihr Fleisch bissen, aber sie konnte sich nicht bewegen.
    Es tut mir leid. Die Worte formten sich auf ihrer Zunge, und sie konnte sie beinahe schmecken, süß und verführerisch. Aber sie weigerte sich, sie auszusprechen. Sie war es gewohnt, das zu sagen, was andere Leute hören wollten, und

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