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Wogen der Sehnsucht

Wogen der Sehnsucht

Titel: Wogen der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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Familie bieten würde, sie sie niemals haben durfte?
    „Unsere Verbindung wird keine richtige Ehe sein“, erklärte Tristan kalt. „Sie wird nur auf dem Papier existieren.“
    „Wie meinst du das?“, flüsterte sie.
    Er machte eine kurze, abfällige Geste. „Ich habe ein Leben. Ein Leben, das ich mir trotz aller Schwierigkeiten erkämpft habe. Ein Leben, das ich nicht aufgeben und das ich nicht teilen werde. Du wärst meine Frau, aber du hättest kein Recht, mich zu fragen, wohin ich gehe oder was ich tue.“
    „Das ist keine Ehe“, protestierte sie zornig und fühlte, wie sich erneut Leere in ihr ausbreitete. „So wären wir keine richtige Familie.“
    Während sie sprach, zog er sein Jackett aus, legte es ihr um ihre zitternden Schultern und zog an den Aufschlägen, sodass ihr gesamter Körper einen Ruck nach vorn machte. „Nein. Aber das ist alles, was ich dir anbieten kann“, erklärte er rau. „Ich kann dich nicht glücklich machen, Lily. Ich kann diesem Kind kein richtiger Vater sein. Such dir jemanden, der es kann.“
    Die verführerisch duftende Wärme seines Körpers hing noch in dem seidigen Futter seines Jacketts, und sie zog es enger um sich. Die unerwartet rücksichtsvolle Geste hauchte der zerbrechlichen Hoffnung in ihr wieder neues Leben ein. Sie blickte in Tristan Romeros dunkles, aristokratisches Gesicht, und als sie den Schmerz darin sah, fühlte Lily sich wieder in den Turm zurückversetzt, damals, in jener Nacht; sie sah sich wieder vor dem Fenster stehen, hinter dem Regen auf den See draußen fiel, und im wässrigen Mondlicht seine schlafende Gestalt auf dem Bett betrachten. Sie erinnerte sich genau an die Linie seines muskulösen Rückens, an die kleinen schattigen Einbuchtungen seiner Wirbelsäule, an die Erhöhungen über seinen Rippen. Sie erinnerte sich an das Muster aus langen, blassen Narben, das über seine Schulter lief, und sie erinnerte sich an den gequälten Ausdruck auf seinem schlafenden Gesicht und das Leid in seiner Stimme, als er aufschrie …
    Sie erinnerte sich, wie sie ihn an sich gezogen hatte. Ihn gestreichelt hatte, bis sein Herz wieder langsamer schlug, bis die Falten auf seiner Stirn sich wieder glätteten, und sie den Schrecken vertrieben hatte, der ihn so peinigte. Für eine kurze Zeit war es ihr da trotz aller Widrigkeiten gelungen, ihn zu berühren. Sie war zu ihm durchgedrungen, und er hatte sich an sie geklammert. Konnte ihr das nicht wieder gelingen? Nicht nur für einen Moment, sondern ein ganzes Leben lang, für das Baby, das sie so sehr wollte?
    Das war der Stoff, aus dem Märchen gemacht wurden. Darin ging es immer um unmöglich erscheinende Aufgaben, und man musste seinem Herzen folgen und für die Dinge kämpfen, an die man glaubte.
    Und Lily glaubte an die Liebe. An die Ehe. An die Familie und an Märchen. Das hatte sie immer getan. Jetzt hob sie das Kinn und begegnete entschlossen seinem kalten Blick.
    „Nein. Wenn es so sein muss … dann heiraten wir.“
    Tristan zuckte zusammen, ganz kurz nur, und seine Augenlider schlossen sich für eine Sekunde, bevor der stahlharte, abwehrende Ausdruck wieder darin erschien und das Aufblitzen von Leiden und Menschlichkeit verbarg.
    „Gut. Wenn du es so willst.“ Seine Stimme war kalt und kurz angebunden, doch sie enthielt einen müden, resignierten Unterton. „Aber erzähl um Himmels willen noch niemandem davon.“
    „Aber was ist mit Scarlet?“, protestierte sie. „Ich kann nicht lügen, Tristan …“
    „Nein? Dann sollten wir diese ganze Scharade vielleicht lieber lassen“, erwiderte er.
    „Sie ist meine beste Freundin.“
    Seine perfekt geschwungenen Lippen hoben sich zu einem sarkastischen Lächeln. „Dann denke ich, dass du einsehen wirst, wie wenig taktvoll es wäre, unsere überstürzten Heiratspläne ausgerechnet auf ihrer Verlobungsfeier zu verkünden. Wir haben noch genug Zeit, es allen zu erzählen. Im Moment solltest du dich lieber so verhalten, dass es für die Leute nicht völlig überraschend kommt, wenn wir es tun.“
    „Und wie sollen wir das machen?“, flüsterte sie heiser.
    „Mach einfach genau das, was ich auch tue“, erwiderte er kalt, wandte sich auf dem Absatz um und ging zurück zum Eingang des Schlosses. „Du bist vielleicht nicht in der Lage zu lügen, aber ich hoffe, du kannst schauspielern.“
    Einen Moment lang bewegte Lily sich nicht und sah ihm nach, wie er mit gesenktem Kopf und angespannten Schultern wegging.
    Nein. Sie konnte nicht schauspielern, was der

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