Wogen der Sehnsucht
bisschen.“
Er drückte auf einen Knopf, und warme Luft streichelte sie. „Ich glaube, wir sollten so schnell wie möglich heiraten“, sagte er und lenkte den schnittigen schwarzen Sportwagen mühelos um eine Kurve, ohne das Tempo wirklich zu drosseln.
Lily hielt sich an ihrem Sitz fest. „Es ist so schnell …“, murmelte sie beklommen.
„Tut mir leid.“ Er trat abrupt auf die Bremse. „Normalerweise fahre ich allein.“
Sie lachte auf. „Ich meinte nicht deinen Fahrstil. Ich meinte das Leben.“ Aber als die Worte ihre Lippen verließen, wusste sie, dass er auch darin keinen Beifahrer gewohnt war. Und das war sie geworden.
Er ließ nicht erkennen, ob er ihre Worte gehört hatte. „Hast du während der nächsten Wochen viel zu tun?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Nein. Als ich aus Afrika zurückkam, ging es mir nicht gut, und ich habe meiner Agentin gesagt, dass sie keine Aufträge annehmen soll. Und als ich dann … na ja, als ich dann von dem Baby erfuhr …“, die Worte wärmten sie von innen, so als brenne tief in ihr eine Kerze; sanfter und süßer als die flammend heißen Gefühle, die er in ihr weckte, „… habe ich mich auch um keine Jobs mehr beworben. Ich bin allerdings immer noch bei den Modeleuten unter Vertrag, und wir drehen in zwei Wochen einen weiteren Parfümspot in Rom. Aber danach habe ich eigentlich bis Dezember frei …“
Sie unterdrückte ein hysterisches Kichern. Es klang, als würde sie einen Zahnarzttermin vereinbaren und nicht den wichtigsten Tag ihres Lebens planen.
„Gut“, erklärte er knapp. „Belass es dabei. Ich werde die notwendigen Papiere für die Eheschließung besorgen, und du kannst von Rom aus direkt nach Barcelona zur Trauung fliegen.“
Lily drehte den Kopf und sah ihn an. „Barcelona?“
Tristan hob einen Mundwinkel zu einem ironischen Lächeln. „Du bist jetzt eine Romero-Braut. Du musst in Spanien heiraten.“
Ihr Magen zog sich zusammen, und ihr Hals fühlte sich plötzlich sandig an. Sie faltete in einer instinktiven Geste die Hände über dem Bauch.
Romero-Braut.
„Natürlich“, erwiderte sie heiser. „Daran hatte ich nicht gedacht. Deine Familie …“
„Überlass das mir.“ Er runzelte die Stirn, als wäre ihm gerade etwas eingefallen. „Was ist mit deiner Familie? Willst du, dass wir sie einladen?“
„O Gott, nein!“ Lily fuhr mit der Hand über die beschlagene Fensterscheibe und blickte hinaus in die Dunkelheit jenseits der warmen Fahrerkabine. „Meine Mutter ist in irgendeinem Ashram in Indien und bringt ihre Chakras ins Gleichgewicht, oder so was.“
Susannah Alexander suchte schon so lange, wie Lily sich erinnern konnte, nach spiritueller Erleuchtung und innerem Frieden, aber die Suche konzentrierte sich auf exotischere Orte, seit Lily sie mit ihrem Modeleinkommen finanzierte.
„Und dein Vater?“
Lily lachte leise. „Ich wüsste nicht, wo ich die Einladung hinschicken sollte.“
Tristan sagte nichts, sondern warf nur einen Blick in den Rückspiegel, bevor er eine Reihe von Autos überholte und in die Dunkelheit dahinter raste. Lily wurde in die weichen Ledersitze gedrückt. Die Geschwindigkeit hätte ihr Angst machen sollen, aber keine Sekunde lang zweifelte sie daran, dass er den schnellen Wagen fest unter Kontrolle hatte.
Dass er alles fest unter Kontrolle hatte.
„Was passiert Anfang Dezember?“, fragte er schließlich.
„Ich gehe zurück nach Afrika“, sagte sie, unfähig, ihre Frostigkeit beizubehalten und den Enthusiasmus zu verbergen, der in ihrer Stimme mitschwang. „Es ist noch nicht entschieden, aber ich wurde gebeten, Botschafterin für eine medizinische Hilfsorganisation für Kinder zu werden, und im Moment bin ich gerade dabei herauszufinden, was genau ich tun kann und auf welche Themen ich die öffentliche Aufmerksamkeit am besten lenken sollte. Ich hoffe nur, dass sie mich weiter einsetzen werden, weil ich das Modeln so gerne aufgeben und nur noch das machen würde. Ich war bisher erst einmal dort …“, sie hielt inne, „… direkt nachdem wir …“
„Das sagtest du bereits.“ Tristans Stimme klang gefährlich seidig, als er sie unterbrach. „Dort hast du dir die Infektion geholt, die uns in unsere derzeitige Lage gebracht hat.“ Er lachte kurz und höhnisch. „Du hast doch nicht ernsthaft vor, wieder zurückzugehen?“
Ein kurzer alarmierter Stich durchzuckte Lily, gefolgt von einer breiten Schneise der Wut. „Und du kannst nicht ernsthaft vorhaben, mich daran zu
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