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Wogen der Sehnsucht

Wogen der Sehnsucht

Titel: Wogen der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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zu dem Haus hinüber – einem hübschen viktorianischen Stadthaus mit einem spät blühenden Rosenbusch an der stuckverzierten Fassade – und dann auf das schlafende Gesicht der Frau an seiner Seite. Das Licht der Straßenlaterne schimmerte auf ihrer perfekten Haut und legte tiefe Schatten unter ihre dichten Wimpern und ihre hohen Wangenknochen. Es war eine Komposition, bei der Fotografen und Zeitschriftenredakteure auf der ganzen Welt entzückt aufgeseufzt hätten.
    Er umklammerte das Lenkrad noch etwas fester, stieß lange und tief die Luft aus und schloss die Augen.
    Wenn sie nur nicht so schön wäre.
    Dann wäre ich vielleicht gar nicht erst in diese Lage geraten, dachte er wütend. Aber dann wäre die Rolle, in die er gezwungen wurde, zumindest sehr viel leichter gewesen. Eine geschäftliche Vereinbarung; das würde ihre Ehe sein müssen. Eine einfache Frage der Legalität – ein Name und Geld.
    Kein Sex, denn wenn es nicht nur ein One-Night-Stand war, dann war Sex mit Gefühlen verbunden.
    Und Gefühle ließ Tristan niemals zu.
    Einmal hatte er auf einem Langstreckenflug in einer Zeitschrift gelesen, es sei wissenschaftlich erwiesen, dass neurologische Verbindungen, die in jungen Jahren nicht geknüpft wurden, später nicht mehr aufgebaut werden konnten. Er hatte sich in jeder Zeile wiedergefunden und die Zeitschrift mit einem dünnen Lächeln und dem Gedanken weggelegt, dass er den tränenreichen Beschwerden von vielen seiner ehemaligen Geliebten jetzt wissenschaftliche Beweise entgegenhalten konnte.
    Wenn man als Kind niemals Liebe erfahren hatte, dann konnte man einfach nicht lieben.
    Die Erkenntnis hatte eine merkwürdige Erleichterung mit sich gebracht und ihm die Freiheit gegeben, weiterhin ohne schlechtes Gewissen emotionslose Liaisons einzugehen. Er war vorsichtig, umsichtig und machte stets von Anfang an klar, dass es keine langfristige Beziehung geben würde …
    Wie naiv ihm diese Vorsicht jetzt vorkam.
    Mit einem leisen Seufzen bewegte Lily sich, und er sah, wie sie die Stirn runzelte, Sekunden bevor sie die Augen aufschlug.
    „Wir sind schon da?“, fragte sie leise und setzte sich auf. „Tut mir leid, ich wollte nicht einschlafen. Ich bin im Moment so müde, dass ich fast überall schlafen kann.“ Sie bückte sich, um ihre Tasche aufzuheben, dann sah sie ihn zögernd an. „Möchtest du noch auf einen Kaffee mit reinkommen?“
    Er spürte, wie sich seine Augenbrauen hoben, und konnte sich nicht davon abhalten, sarkastisch zu lächeln. „Kaffee?“
    „Ja, Kaffee.“ Sie hielt seinem Blick stand. „Ich bin eine hormonell unausgeglichene schwangere Frau. Es ist absolut sicher für dich.“
    „Ich glaube“, sagte er grausam, „das hast du das letzte Mal auch gesagt. Ich verzichte auf den Kaffee, aber für das Aufgebot brauche ich eine Kopie deiner Geburtsurkunde. Hast du sie da?“
    Sie nickte, wich seinem Blick jedoch aus.
    Tristan nahm ihre Tasche aus dem Kofferraum, während sie über den schwarz – weiß gepflasterten kurzen Weg vorausging. Sie öffnete die Haustür, machte eine Lampe auf einem Tisch direkt hinter der Tür an und zog die hochhackigen Sandalen aus. Das Licht der Lampe schimmerte durch den dünnen Stoff ihres Kleides und zeigte die Linie ihrer endlos langen Beine.
    Es war nur eine Momentaufnahme, aber sie war so sexy, dass Tristan spürte, wie ihm die Luft aus den Lungen wich, als habe ihn jemand in den Magen geboxt.
    Er schlug den Kofferraum des Wagens unnötig heftig zu und folgte ihr ins Haus.
    Das Innere des Hauses überraschte ihn. Er hatte irgendetwas Modernes, Unpersönliches erwartet – die Basis von zwei Karrierefrauen, die ihre Zeit mit Reisen und auf Partys verbrachten. Doch stattdessen war es ein Heim voller wunderschöner Dinge. Interessanter Dinge, die aussahen, als wären sie mit der Zeit gesammelt worden, ohne dass es dabei um ihren Wert oder um Mode gegangen wäre.
    Lily stand mit dem Rücken zu ihm und suchte etwas in einer Schublade ihres Rosenholzschreibtisches. Am Türrahmen lehnend, blickte Tristan sich um. Auf den durchgesessenen Samtsofas stapelten sich Kissen aus türkis- und himbeerfarbener Seide, und an den Wänden hingen viktorianische Ölgemälde zwischen modernen Werbedrucken und Fotos, die dazu einluden, sie eingehender zu betrachten.
    Er biss die Zähne zusammen und wandte den Kopf ab.
    Eine graue Katze schlüpfte durch die offene Haustür und strich an seinen Beinen vorbei, bevor sie in Richtung Küche verschwand. Noch zwei kleinere,

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