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Wogen der Sehnsucht

Wogen der Sehnsucht

Titel: Wogen der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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Zeit nicht mehr so viele unvorteilhafte Schnappschüsse von dir mit irgendwelchen unpassenden Frauen in der Presse auftauchen. Nachdem du dieses sinnlose Oxford-Studium aufgegeben hattest und anfingst, in der Bank zu arbeiten, dachte ich, du würdest endlich deine Pflicht als Romero erfüllen, aber ich wurde von deinem Benehmen bitter enttäuscht. Vielleicht fängst du jetzt endlich an, deine Verantwortung etwas ernster zu nehmen?“
    Im Gehen lachte Tristan kurz und ironisch auf. „Das kannst du laut sagen.“
    „Ich warte lieber, bis es wirklich so weit ist. Du musst endlich sesshaft werden, Tristan. Ich hoffe, du denkst an den Empfang morgen, nach unserem Treffen mit dem europäischen Finanzkomitee. Sofia Carranzo wird dort sein. Ein so charmantes Mädchen.“
    „Womit du reich, von guter Herkunft und katholisch meinst“, erwiderte Tristan beleidigt.
    Juan Carlos’ Augen wurden schmal. „Ich brauche dich nicht an deine Pflicht zu erinnern, eine standesgemäße Ehe einzugehen. Einen Erben zu zeugen.“
    Tristan hielt inne, die Hand an der Tür. „Nein. Das musst du tatsächlich nicht“, sagte er leise.
    „Dann wirst du dort sein?“, drängte Juan Carlos. „Gut. Ich freue mich darauf.“
    „O ja, ich werde dort sein.“
    Als er auf dem Weg nach draußen an Luisa vorbeikam, lächelte Tristan. Auf eine merkwürdige Art freute er sich auch darauf.
    Das Licht des kurzen Herbstnachmittags schwand schnell, während das Auto sich durch den Verkehr von Barcelonas Innenstadt kämpfte. Lily gab es auf, das Buch zu lesen, das sie für diese Reise mitgenommen hatte – Cervantes’ Don Quijote –, lehnte sich in den Sitz zurück und sah aus dem Fenster auf die hell erleuchteten Läden und Cafés, während sie versuchte, ruhig zu atmen.
    Sie hatte keine Ahnung, wohin man sie brachte, denn als sie den grimmig aussehenden Fahrer, der ihre Taschen in den Kofferraum geladen hatte, in gebrochenem Spanisch danach fragte, war sie auf eine undurchdringliche Mauer des Schweigens gestoßen. Trotz des Dämmerlichts trug er eine dunkle Sonnenbrille, und unter dieser verlief eine auffällige Narbe über seine Wange bis zu einem seiner nicht lächelnden Mundwinkel.
    Lily zitterte. Da war etwas Einschüchterndes und Feindseliges an seinem Schweigen, das ihr nicht half, die nervöse Anspannung zu überwinden, die sie quälte, seit sie in Rom das vornehme Innere von Tristans Privatjet betreten hatte. Die Tatsache, dass Tristan nicht selbst gekommen war, um sie abzuholen, mischte auch noch einen Funken Wut in die Furcht und die schreckliche verräterische Aufregung, die sie bei dem Gedanken daran empfand, ihn bald wiederzusehen.
    Das sind die Schwangerschaftshormone, sagte sie sich. Er hatte in London mehr als deutlich gemacht, unter welchen Bedingungen sie heiraten würden, und sie hatte die einzige Wahl getroffen, die ihr noch ein wenig Würde ließ. Sie konnte die Alternative nicht akzeptieren, aber während der Moment ihres Wiedersehens näher rückte, konnte sie sich auch nicht vorstellen, wie sie mit ihrer Wahl leben sollte …
    Das große schwarze Auto glitt durch Straßen, die immer schmaler und leerer wurden, und Lily drehte nervös den Ring an ihrem Finger, während sie in die Düsternis draußen blickte und nach markanten Punkten suchte, die ihr sagen würden, wo sie sich befanden. Niemand weiß, dass ich hier bin, dachte sie, während Angst in ihr aufstieg. Vielleicht hatte Tristan den Wagen ja gar nicht geschickt. Vielleicht war sie von jemandem gekidnappt worden, der irgendwie erfahren hatte, dass sie mit dem Erben der Romero-Milliarden verlobt war … Vielleicht erhielt Tristan in diesem Moment einen Erpresserbrief, in dem eine horrende Summe für ihre Freilassung verlangt wurde …
    Lily faltete die Hände beschützend über ihrem leicht gerundeten Bauch und biss sich auf die Lippen in dem Versuch, die Panik zu unterdrücken, die in ihr aufstieg.
    Egal, wie viel sie verlangten, der Marqués de Montesa konnte es sich leisten, die Summe zu bezahlen, dachte sie. Schließlich kam er in Hubschraubern zu Partys und schickte Fünf-Karat-Diamantringe per Post. Aber er liebt mich nicht , flüsterte eine unangenehm hartnäckige leise Stimme in ihrem Kopf. Das ist der Feh ler im Plan der Kidnapper. Das Baby und ich sind ein lästiges Problem, und wenn ich verschwinde …
    Der Wagen hielt. Lily zuckte zusammen und riss erschrocken die Augen auf, als sie sah, dass sie auf einer schmalen Straße zwischen ebenso hohen wie alten

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