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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Fortschritte.«
    »Spricht sie immer noch nicht?«
    Unwillkürlich zuckte sie zusammen. »Nein, noch nicht.«
    Er runzelte die Stirn, nur eine Sekunde, so kurz, dass sie schon dachte, sie hätte es sich nur eingebildet. Aber da sagte er: »Lassen Sie sich nicht frustrieren. Sie helfen ihr.«
    Erstaunt registrierte sie, wie viel diese schlichten Worte ihr bedeuteten. »Wieso wissen Sie eigentlich immer so genau, was ich gerne hören möchte?«
    »Das ist meine Geheimstärke«, grinste er.
    Neben ihnen klingelte ein Türglöckchen, und Peanut kam aus der Tür.
    »Hallo, Dr. Cerrasin. Wie geht es Ihnen?«, sagte Peanut und sah von ihm zu Julia. Anscheinend glaubte sie, etwas Wichtiges verpasst zu haben.
    »Danke, gut. Und Ihnen?«
    »Auch gut«, antwortete Peanut.
    Max starrte wieder Julia an, und sie spürte, wie ein Schauer sie durchlief. Wahrscheinlich von der Kälte. »Tja«, sagte sie und hätte gern noch etwas Geistreiches hinzugefügt. Aber sie konnte ihn nur anstarren.
    »Ich muss los«, sagte er schließlich.
    Später, als Julia wieder neben Peanut saß und sie nach Hause fuhren, meinte Peanut: »Dieser Dr. Cerrasin ist wirklich ein attraktiver Mann.«
    »Ach ja?«, erwiderte Julia und starrte aus dem Fenster. »Ist mir gar nicht aufgefallen.«
    Peanut wollte sich ausschütten vor Lachen.

Kapitel 16
    Als Julia heimkam, saß Ellie im Wohnzimmer und studierte die Berichte über die vermissten Kinder.
    An Julias enttäuschtem Gesichtsausdruck konnte man unschwer ablesen, wie die Pressekonferenz gelaufen war. Es war einer jener Momente, in denen Ellie sich eine weniger ausgeprägte Beobachtungsgabe gewünscht hätte, aber sie sah jedes kleine Fältchen in Julias Gesicht, ihre blasse Haut. Außerdem hatte sie abgenommen und war im Grunde nur noch Haut und Knochen.
    Auf einmal hatte Ellie ein schlechtes Gewissen. Es war ihre Schuld, dass Julia so dünn war. Wenn sie ihren Job besser erledigt hätte, würde jetzt nicht die ganze Last der Identifizierung auf Julias mageren Schultern liegen. Eigentlich erstaunlich, dass Julia ihr deswegen nie Vorwürfe gemacht hatte.
    Allerdings sahen sie sich zurzeit auch selten. Seit die Pressekonferenzen begonnen hatten, war Julia nur noch eine Arbeitsmaschine. Sie kam praktisch gar nicht mehr aus dem Zimmer da oben raus, das sie mit Alice teilte.
    »Es ist keiner gekommen«, erklärte Julia und warf ihre Tasche aufs Sofa. In ihrer Stimme war ein kaum hörbares Zittern, der Erschöpfung oder der Niederlage. Sie setzte sich auf Moms Lieblingsschaukelstuhl, aber ohne sich zu entspannen. Ellie musste an ein zu dünn gehobeltes Brett denken, das jede Flexibilität verloren hatte und beim nächsten Druck, statt sich zu biegen, durchbrechen würde.
    Schweigen senkte sich herab, unterbrochen nur vom Knistern des Feuers im Kamin.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Ellie schließlich mit einem Blick zur Treppe.
    Julia schaute auf ihre Hände hinunter, die zu Fäusten geballt in ihrem Schoß lagen. Der Gedanke stimmte sie traurig, wie zerbrechlich sie auf andere wirken musste. »Sie macht wirklich erstaunliche Fortschritte, aber ...«
    Ellie wartete, doch der Satz blieb unvollendet zwischen ihnen in der Luft hängen, verschluckt von der Stille. »Aber was?«
    Endlich hob Julia den Kopf. »Vielleicht... bin ich tatsächlich nicht gut genug.«
    Ellie sah, wie schutzlos ihre Schwester in diesem Augenblick war, und sie wusste, dass sie jetzt die richtigen Worte finden musste. Leider gehörte das nicht zu ihren Stärken. »Dad hat ständig davon geredet, wie brillant du bist und wie du die Welt mit deiner Klugheit heller machst. Wir alle haben das so gesehen. Natürlich bist du gut genug.«
    Julia machte ein seltsames Geräusch, fast wie ein Schnauben. »Dad? Das soll wohl ein Witz sein. Er hat doch immer nur an sich selbst gedacht.«
    Diese Behauptung verblüffte Ellie so, dass sie eine Weile brauchte, um überhaupt eine Erwiderung zustande zu bringen. »Dad? Er hatte große Zukunftspläne für uns. Na ja, mich hat er nach meiner zweiten gescheiterten Ehe aufgegeben, aber du - du warst sein ganzer Stolz.«
    »Reden wir hier von Big Tom Cates, der die ganze Luft im Raum für sich beansprucht und seine Frau schlichtweg erdrückt hat?«
    Das war dermaßen lächerlich, dass Ellie losprustete. »Willst du mich auf den Arm nehmen? Er hat Mom abgöttisch geliebt. Ohne sie konnte er nicht mal atmen.«
    »Und sie hat an seiner Seite keine Luft bekommen. Einmal hat sie ihn verlassen, zwei Tage. Wusstest du

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