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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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das? Damals war ich vierzehn.«
    »Als sie zu Grandma Dotty gegangen ist?«, fragte Ellie stirnrunzelnd. »Da ist sie doch gleich wieder zurückgekommen.« Sie wedelte wegwerfend mit der Hand. »Der Punkt ist, dass sie beide an dich geglaubt haben, und es würde ihnen das Herz brechen, wenn sie sehen könnten, wie du an dir zweifelst. Was würdest du denn tun, wenn du wieder wärst wie früher und dieses Mädchen da oben deine Hilfe brauchen würde?«
    Julia zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich würde ich raufgehen und irgendwas Radikales ausprobieren. Sehen, ob ich sie ein bisschen aufrütteln kann.«
    »Dann tu das!«
    »Und wenn es nicht funktioniert?«
    »Probierst du eben etwas anderes. Sie wird sich ja nicht gleich umbringen, wenn du dich irrst.« Eine Sekunde zu spät wurde Ellie klar, was sie gesagt hatte. Als sie Julia anschaute, ihr bleiches Gesicht und die Tränen in ihren Augen sah, begriff sie schlagartig. »Das ist es also, hab ich recht? Es geht um das, was in Silverwood passiert ist. Ich hätte es mir eigentlich denken können.«
    »Manche Dinge ... hinterlassen eben Narben.«
    Ellie konnte sich kaum vorstellen, wie schwer diese Last wog und wie ihre Schwester sie bewältigte. Trotzdem gab es nur eines dazu zu sagen. »Du musst es weiter versuchen.«
    »Und was ist, wenn ich ihr nicht genug helfe? Die Ärzte in dieser Therapieeinrichtung ...«
    »... sind Arschlöcher.« Ellie beugte sich vor und sah ihrer Schwester fest in die Augen. »Erinnerst du dich, wie du zu Dads Beerdigung nach Hause gekommen bist? Du warst mitten in der Ausbildung. Damals hab ich dich gefragt, wie du es nur aushältst ..., dieses Wissen, jederzeit könnte sich jemand das Leben nehmen, wenn du einen Fehler machst.«
    »Ja.«
    »Du hast wortwörtlich gesagt: ›Das gehört nun mal zu meinem Beruf.‹ Und du hast gesagt, manchmal machst du einfach nur deshalb weiter, weil du musst.«
    Julia schloss die Augen und seufzte. »Ja, ich erinnere mich an dieses Gespräch.«
    »Tja, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem du einfach weitermachen musst. Du musst an dich selbst glauben für das Mädchen da oben.«
    Julia blickte zur Treppe. Nach einer Weile sagte sie: »Wenn ich tatsächlich etwas Radikales machen will, brauche ich aber auf jeden Fall deine Hilfe.«
    »Was soll ich tun?«
    Julia runzelte die Stirn, dann stand sie auf. »Such dir einen Platz im Dunkeln, versteck dich da und verhalte dich ganz still.«
    »Und?«
    »Und warte einfach.«
    * * *
    Julia fühlte sich erstaunlich beschwingt, als sie die Treppe hinaufging. Bis zu dem Gespräch mit ihrer Schwester war ihr gar nicht bewusst gewesen, dass sie heimlich, still und leise im Begriff gewesen war aufzugeben. Nicht Alice, nein, sich selbst. Immer häufiger hatte sie in ihren schwärzesten Stunden an ihren Fähigkeiten gezweifelt und sich gefragt, ob sie dem Mädchen wirklich etwas Gutes tat oder ihr womöglich nur noch mehr zusetzte. Sie hatte wieder angefangen, über Amber und die anderen Opfer zu grübeln, und je mehr sie darüber nachdachte, desto schwächer wurde sie, und je schwächer sie wurde, desto mehr geriet sie ins Grübeln. Es war ein Teufelskreis, der sie zerstören konnte.
    Sie nahm die Schultern zurück und reckte das Kinn - eine Siegerpose. Zusammen mit der aufkeimenden Hoffnung, dass sie vielleicht doch immer noch ganz vernünftige Arbeit leistete und dem Mädchen helfen konnte, gab es ihr die Kraft, die alte Schlafzimmertür zu öffnen.
    Alice lag im Bett, zusammengerollt wie eine Zimtschnecke. Wie gewöhnlich lag sie nicht unter, sondern auf der Decke.
    Ganz gleich, wie kalt es im Zimmer war, sie zog die Decke nie über sich.
    Julia blickte zur Uhr. Fast sechs. Jede Minute würde die Kleine jetzt aufwachen. Alice hielt an ihren täglichen Gewohnheiten mit der Pünktlichkeit eines japanischen Pendlerzugs fest. Jeden Morgen wachte sie um halb sechs auf, machte von halb fünf bis sechs einen Nachmittagsschlaf und schlief Abends um Viertel vor elf ein. Julia hätte die Uhr nach ihr stellen können. Dieser zuverlässige Zeitplan hatte es ihr ermöglicht, die Pressekonferenzen abzuhalten.
    Sie zog die Tür hinter sich zu. Mit einem Klicken fiel sie ins Schloss. Julia holte ihre Notizbücher aus der Kiste im obersten Fach des Wandschranks und ging zum Tisch, wo sie sich die Beobachtungen durchlas, die sie am Morgen niedergeschrieben hatte.
    Heute hat Alice unser Exemplar von Der geheime Garten hervorgeholt und mit bemerkenswerter Geschicklichkeit darin

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