Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
Vom Netzwerk:
vor der Brust verschränkte.
    Diesmal musste Julia den Kopf wegdrehen, um ihr Grinsen zu verstecken. Alice lernte ihre Gefühle zu zeigen, daran bestand kein Zweifel. »Zeig mir mal sieben Klötze.«
    Alice verdrehte die Augen, sagte jedoch nichts, während sie sieben Klötze von dem Haufen neben ihrem Ellbogen einsammelte. »Sieben.«
    »Jetzt zeig mir vier Klötze.«
    Alice entfernte drei Klötze von der Reihe, die sie gerade ausgelegt hatte, und schob sie zurück in den allgemeinen Haufen.
    Erstaunt runzelte Julia die Stirn. »Moment mal. Hast du gerade die Klötze subtrahiert? « Das konnte doch nicht sein!
    Das Mädchen hatte bislang nur bis zwanzig gezählt. Addition und Subtraktion waren viel zu kompliziert.
    Alice starrte sie mit ausdruckslosem Gesicht an.
    Bisher hatte sie immer neu angefangen, hatte alle Klötze zum Haufen zurückgeschoben und dann die neue Anzahl ausgewählt. »Hast du es so eilig wegen der Überraschung? Oder war es nur ein Glückstreffer?«
    »Raschung?«
    »Zeig mir einen Klotz.«
    Zwar verschwand Alices Lächeln, aber sie entfernte gewissenhaft weitere drei Klötze aus ihrer Reihe, sodass einer übrig blieb.
    »Wie viel Klötze musst du dazu tun, damit du sechs hast?«
    Alice hielt fünf Finger in die Höhe.
    »Und wenn ich zwei wieder wegnehme, wie viele sind dann übrig?«
    Alice bog zwei der fünf Finger um. »Rei.«
    »Du addierst und subtrahierst tatsächlich.« Ungläubig schüttelte Julia den Kopf. »Meine Güte.«
    »Fettig?«
    O Julia fragte sich, was für Tricks Alice noch in petto hatte. Vielleicht war es Zeit für einen Intelligenztest. Gerade wollte sie Alice noch eine Frage stellen, als das Telefon klingelte. Julia ging in die Küche und hob dort ab. »Hallo?«
    »Schönen Heiligabend!«, sagte Ellie.
    »Schönen Heiligabend.«
    »Kommt ihr?«
    »Hoffentlich. In ein, zwei Minuten blase ich zum Aufbruch.«
    »Meinst du, sie wird eine Szene machen?«
    »Möglicherweise.«
    »Wir warten jedenfalls auf euch.«
    »Okay.« Julia verabschiedete sich von ihrer Schwester und legte auf.
    Dann ging sie zurück zu Alice. »Julia würde Alice niemals wehtun, das weißt du, oder?«
    Alice verzog das Gesicht.
    »Ich möchte dich an einen besonderen Ort mitnehmen. Begleitest du mich?« Julia streckte der Kleinen die Hand entgegen.
    Alice nahm sie, aber das Stirnrunzeln blieb. Sie war verwirrt, und wie so oft machte ihr das Angst.
    »Zuerst mal musst du deine Stiefel und deine warme Jacke anziehen. Es ist kalt draußen.«
    »Nein.«
    Julia seufzte. Der Kampf um die Schuhe schien nicht enden zu wollen. »Es ist kalt draußen«, wiederholte sie, während sie nach den mit Kunstpelz gefütterten Gummistiefeln und dem schwarzen Wollmantel griff, den sie neben die Tür gehängt hatte. »Na los, wenn du das anziehst, bekommst du deine Überraschung.«
    »Nein.«
    »Keine Überraschung? Also gut.«
    »Halt!«, rief Alice, als Julia Anstalten machte wegzugehen. Noch immer stirnrunzelnd schlüpfte sie mit bloßen Füßen in die Stiefel, zog den Mantel über und stapfte über den Holzboden. »Schuhe riechen.«
    Julia lächelte. Wenn Alice etwas nicht mochte, behauptete sie, es würde riechen. »Du bist so ein liebes Mädchen.« Sie ergriff Alices Hand. »Kommst du mit?«
    Langsam nickte Alice.
    Julia führte sie aus dem Haus und zu Peanuts Pick-up. Als sie die Tür öffnete, hörte sie, wie Alice ein Geräusch von sich gab - das typische leise, kehlige Knurren.
    »Benutz deine Wörter, Alice.«
    »Bleib.« Sie sah verängstigt aus.
    Natürlich war das für Julia keine Überraschung, sie hatte nichts anderes erwartet. Irgendwann in ihrem Leben war Alice von irgendjemandem in einem Auto irgendwohin gebracht worden. Vielleicht hatte ihre Leidenszeit mit dieser Fahrt begonnen.
    »Ich tu dir nicht weh, Alice. Und ich werde auch nicht zulassen, dass jemand anderes dir wehtut. Du brauchst keine Angst zu haben.«
    Ihre blaugrünen Augen wirkten riesig in dem winzigen weißen Oval ihres Gesichts, während sie sich furchtbar anstrengte, tapfer zu sein. »Nich allein Mädchen?«
    »Niemals. Nein. Ich lasse dich nicht allein.« Julia drückte Alices Hand fester. »Wir fahren zu Ellie.«
    »Lellie?«
    Julia nickte und zog ein bisschen an der Hand. »Komm, Alice. Bitte.«
    Alice schluckte schwer. »Okay.« Ganz langsam kletterte sie auf den Beifahrersitz. Julia half ihr auf den Kindersitz, den sie eigens für diesen Zweck letzte Woche gekauft hatten. Als sie den Sicherheitsgurt befestigte, begann Alice zu

Weitere Kostenlose Bücher