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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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gegessen hatte, und einen Kater, der aber verschwinden würde, sobald ich ein wenig schliefe.
    Als er also Stunden später oder nach einem ganzen Tag hereinkam, war ich mir noch nicht mal sicher, ob er es wirklich war. Vielleicht träumte ich ihn auch nur. Vielleicht träumte ich nur, dass er meinen Kopf an den Haaren hochzog und dann wieder auf den Teppich fallen ließ. Ich glaubte zu fliegen.
    »Catherine.«
    Ich hörte seine Stimme und lächelte. Er klang lustig, so als spräche er unter Wasser.
    »Catherine. Wach auf, mach deine Augen auf!«
    Er ging neben mir in die Hocke, und trotz meiner gebrochenen Nase konnte ich den Alkohol riechen. Oder vielleicht schmeckte ich ihn auch, als er dicht vor meinem Gesicht ausatmete.
    »Catherine, du Nutte, wach auf!«
    Oh lieber Gott, hilf mir. Ich musste erst lachen und dann schmerzhaft husten.
    »Mach die Augen auf.«
    Nur eines ging auf, und auch das nur einen Spaltbreit. Alles, was ich sehen konnte, war etwas Schwarzsilbernes, das nur langsam vor meinem Auge schärfer, länger und glänzender wurde. Es war ein fast herrlicher Anblick.
    Erst als er mich später damit schnitt, wurde mir klar, dass es ein Messer war. Ich gab keinen Ton von mir. Er wollte, dass ich schrie, aber ich konnte nicht mehr.
    Der zweite Schnitt an meinem linken Oberarm schmerzte ein wenig, doch noch mehr spürte ich die Wärme auf meiner eiskalten Haut.
    Der nächste Schnitt kam, dann noch einer und noch einer. Ich hörte ihn schniefen, vielleicht weinte er auch. Ich versuchte erneut, mein Auge zu öffnen und ihn anzusehen. So also würde er mich umbringen. Warum schnitt er mir nicht einfach die Kehle durch? Meine Pulsadern. Irgendwas, damit es schneller ging, aber nicht so.
    Ich wehrte mich nicht. Er zog mir die Decke weg und begann, meine Beine aufzuschneiden. »Herrgott!«, hörte ich ihn sagen. Mir war nicht mal bewusst, dass er aufgehört hatte, doch irgendwann muss er das wohl getan haben.
    Ich lag da und spürte die vielen kleinen offenen Wunden. Meine Arme, meine Beine, das Blut, das noch in mir war und aus mir hinaustropfte, der Teppich unter mir, der mittlerweile alles andere als hellgrau war.
    Dienstag, 8. April 2008
    Caroline und ich hatten endlich mit den Bewerbungsgesprächen für die Stellen im Warenlager und der neuen Vertriebsniederlassung begonnen. Alles lief gut, bis Caroline ungefähr um zehn Uhr den nächsten Bewerber heraufholte.
    Ich überflog seine Unterlagen – Mike Newell, siebenunddreißig, wenig Erfahrung mit Warenlagerung, doch seine Bewerbung war leserlich, sauber geschrieben und durchdacht. Und das war mehr, als andere Kandidaten zu bieten hatten, die wir abgelehnt hatten. Keine Kinder, lebt im Süden Londons, Interessen Weltgeschichte und Elektronik. Dass wir ihn zum Bewerbungsgespräch eingeladen hatten, lag vor allem an der Antwort auf die Frage: Warum glauben Sie, der Richtige für den Job bei Lewis Pharma zu sein? Sie lautete: »Obwohl ich keine große Erfahrung als Lagerist habe, glaube ich, genügend Begeisterungsfähigkeit mitzubringen, um mich in die neue Tätigkeit einzuarbeiten. Ich bin gewillt, mein Engagement ganz in den Dienst der Firma zu stellen.« Begeisterung, Engagement, Wille – alles Dinge, die wir gut gebrauchen konnten.
    Caroline sprach gerade mit ihm, als sich die Tür zu dem Zimmer, in dem wir die Vorstellungsgespräche führten, öffnete. Ich stand auf, lächelte und bereitete mich auf den fünften Bewerber vor.
    Mir blieb das Herz stehen.
    Es war Lee.
    Er lächelte mich an und gab mir die Hand. Caroline bedeutete ihm, sich zu setzen, während ich blass vor Angst und mit trockenem Mund dastand.
    Bildete ich mir das bloß ein? Er war hier, trug einen Anzug, hatte ein freundliches, gewinnendes Lächeln auf den Lippen und hatte mich kaum angesehen. Er tat, als hätte er mich nicht erkannt. Als wäre er tatsächlich Mike Newell und nicht Lee Brightman.
    Ich überlegte, zur Tür hinauszustürzen. Bestimmt würde ich mich gleich übergeben müssen. Dann dachte ich über sein Auftreten nach, darüber, wie normal er sich verhielt, und fragte mich, ob ich jetzt völlig von Sinnen oder verrückt geworden war. Ob ich vielleicht halluzinierte.
    »Also, Mr Newell«, sagte Caroline knapp. »Ich habe Ihnen ja schon kurz etwas über unser Unternehmen und die Aufgabe erzählt. Wir stellen Ihnen jetzt ein paar Fragen, um Sie besser kennenzulernen. Falls Sie noch Fragen an uns haben sollten, werden wir diese im Anschluss beantworten. Einverstanden?«
    »Ja,

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