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Wolf inside (German Edition)

Wolf inside (German Edition)

Titel: Wolf inside (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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mir so erzählt.“
    „ Lebt dein Vater noch?“ Vielleicht sollte ich ihn fragen.
    „ Äh, ja, er lebt noch. Doch er weiß nicht, dass dieser Typ aufgetaucht ist. Das soll er auch nicht erfahren.“
    Wieder rührte ich gedankenverloren in meiner Tasse. Etwas stimmte hier nicht, das sagte mir mein Gefühl. Deutlich. Was war es? Ich grübelte. Sehr intensiv. Irgendwas hatte Jerry gesagt. In dem Coffeeshop, letzte Nacht.
    Ich suche meine Mutter, sie ist seit einiger Zeit verschwunden. Genau. Das war es. Meine grauen Zellen funktionierten mal wieder tadellos. Zuerst sollte ich die verschwundene Mutter suchen. Nun sollte ich Beweise dafür suchen, dass die Mutter gestorben war.
    Junge, du hast ein großes Problem, dachte ich finster. Niemand verschaukelte mich. Und so eine halbe Portion schon gar nicht. Ich beobachtete ihn. Er hielt den Kopf gesenkt, sah etwas nervös aus. Drehte die Tasse herum wie einen Kreisel, schwitzte er etwa?

„ Wieso soll ich jetzt beweisen, dass deine Mutter nicht mehr lebt? Wieso nicht das Gegenteil, so wie du es noch im Coffeeshop erzählt hast?“, säuselte ich. Meine Stimme war so lau wie ein Sommerlüftchen.
    Und traf genau ins Schwarze. Noch schuldiger konnte man eigentlich nur aussehen, wenn man mit dem rauchenden Colt direkt über der Leiche angetroffen wurde. Oder erwischt bei einer dicken Lüge.
    Der Junge wurde erst bleich, dann lief er dunkelrot an. Der Wolf schien zu spüren, in welchen Nöten sich sein Herr befand, denn er erhob sich und legte die Schnauze auf sein Bein. Jerry krallte sich in seinem Fell fest, so fest, dass der Wolf zu winseln begann.
    Ich nickte wissend. „Also gut. Raus mit der Sprache. Die richtige Geschichte. Aber plötzlich, sonst jag ich dich dorthin, wo du hergekommen bist.“
    „ Die Wahrheit?“ Wieder sah er hilflos auf den Wolf herab. „Die ist nicht so einfach zu erzählen.“
    Ich grinste ihn nur an. „Das macht nichts. Wir haben jede Menge Zeit.
    „ Ich … Ich habe hier ihr Tagebuch.“ Er zog es unter seinem Pulli hervor. „Bitte, lies es“, bat er leise. „Das wird dir einen Teil der Geschichte erklären, zumindest den Anfang. Den Rest … den Rest erzähle ich dir dann, okay?“
    Ich griff nach dem kleinen Büchlein und drehte es in den Händen hin und her. Tagebücher fremder Leute übten eine besondere Faszination auf mich aus. Genau wie Handys. Wo konnte man jemanden noch intensiver und intimer erforschen, als in einem Tagebuch?
    „ Also gut. Ich werde es lesen. Was machst du solange?“
    „ Ich gehe mit Vulto einmal um den Block, jetzt ist es ziemlich ungefährlich.“
    Aus einer Schale voll mit angesammeltem Krimskrams holte ich eine meiner Visitenkarten. „Hier. Da sind meine Nummern drauf. Wenn irgendetwas sein sollte, ruf mich an. Sofort! Verstanden? Du kannst auch zu den Cops gehen, nenn einfach meinen Namen. Sie werden dir helfen.“

*

    Unterwegs ins Wohnzimmer strich ich über den Ledereinband. Er sah sehr teuer aus. In das helle Leder waren kleine Blüten und andere Elemente eingeprägt. Ich schnupperte daran. Es roch immer noch leicht nach Leder, aber auch nach Rosen und Lavendel. Ein typisches Mädchentagebuch. Ich schlug es auf. Gleich auf der ersten Seite stand ein Name.
    Victoria Louise van der Veermers. Daneben stand noch: Dieses Tagebuch bekam ich von Cruiz, zu meinem 17. Geburtstag.

    Wow. Ganz schön jung! Ich überlegte kurz, sollte mir dieser Name etwas sagen? In Gedanken machte ich mir eine Notiz, wollte im Internet darüber nachforschen.

    Die ersten Seiten überflog ich, sie handelten nur von den alltäglichen Sorgen eines Teenagers. Streit mit der Mutter, Vicky gäbe zu viel Geld aus. Streit mit dem Bruder, er behandele sie immer noch wie ein kleines Mädchen. Ein neues Reitpferd, MorningStar. Das Leben war so schön einfach für ein Mädchen in ihrem Alter. Kein Kind mehr, aber noch lange nicht erwachsen. Sie wurde von der Mutter verwöhnt, vom Bruder vergöttert. Ich wettete gegen mich selber. Der Bruder war mit Sicherheit viel älter, ich schätzte mal vierzehn oder fünfzehn Jahre älter als das Prinzesschen.

    Die Seite, auf der es interessant zu werden schien, war leicht zu finden. Viktoria Louise hatte Girlanden und Herzen um den Rand gemalt. Ich ließ mich auf mein Sofa fallen, stopfte die Kissen um mich rum und begann zu lesen.

    4. April 4 Uhr 36
    Oh, ich bin ja so aufgeregt! Und will noch nicht schlafen gehen. Heute, eigentlich ja gestern, war Marys Ball, und ich habe dort den aufregendsten,

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