Wolf inside (German Edition)
der Fabrikerbauung. Geschickt eingezogene Trennwände, die aber nur etwa einen halben Yard größer als ich waren, unterteilten das Loft in verschiedene Bereiche. Der Fußboden bestand zum Teil aus Steinmosaik und Parkett. Auch hier waren große Flächen noch im Originalzustand. Viel Licht kam von draußen durch die großen Oberlichter herein. Das Coolste aber waren die alten Maschinenteile, die im Wohnbereich standen.
Während ich mir eines dieser alten Teile ansah, ich meinte, es war eine Turbine, hörte ich Wasser rauschen. Zeit für einen kleinen Rundgang. Ich wollte wissen, was Cruiz für ein Mensch war, und seine Wohnung konnte mir so einiges verraten.
Ich schlenderte durch das hallenartige Loft und sah durch einen der Durchgänge, Türen gab es nicht. Hinter einer Wand aus Glasbausteinen sah ich ein riesiges Bett. Es stand auf einem Podest, drei Stufen führten hinauf. Ansonsten war der Raum leer. Die schwarze Bettwäsche war noch zerwühlt, so als sei Cruiz gerade aufgestanden. In der Luft hing noch der leicht würzige Duft seines Rasierwassers.
In meiner Lendengegend machte sich ein verräterisches Ziehen breit, als ich mir vorstellte, das Cruiz hier in seinem Schlafzimmer auftauchen könnte. Er würde unbekleidet sein, vielleicht noch nass vom Duschen, an seinem stählernen Körper rannen einige Wassertropfen herunter …
Ein Geräusch hinter mir ließ mich ertappt zusammenzucken. Ich rechnete fest damit, dass Cruiz mich erwischt hatte, doch ein schneller Blick über die Schulter zeigte mir, dass es nur Vulto war. Er saß einfach nur da, sah mich mit seinen klugen Wolfsaugen an und schlug mit seiner Rute auf den Boden.
„ Fiffi! Du solltest eine Glocke um den Hals tragen!“, entfuhr es mir. Unter dem wachsamen Blick des Wolfes ging ich weiter.
Hinter einem anderen Durchgang stand ich in Cruiz’ Kleiderschrank. Wieder pfiff ich leise durch die Zähne. Der Bursche hatte einen ziemlich extravaganten Geschmack. Ein schneller Blick auf die Labels zeigte, dass hier nur die teuersten Designermarken hingen. Einer dieser Anzüge kostete mehr, als ich letzten Monat verdient hatte! Hinten, in der Ecke, hingen alte Jeans und auch seine Shirts hatten hier ihren Platz.
„ Fiffi, aber nicht, dass du petzt, ich bin nur etwas neugierig.“ Schnell und routiniert filzte ich ein paar Taschen, fand aber nichts. Keine verräterischen Zettel, keine Visitenkarten, gar nichts. Nicht mal Kaugummipapier. Auch zwischen den Hemden und im Schuhregal fand ich nichts. Alles war sauber, fast schon steril. „Komm, sag schon Fiffi, was hat Cruiz zu verbergen?“ Natürlich bekam ich keine Antwort, Fiffi war eben loyal.
Einen letzten neugierigen Blick warf ich in die Schubladen der Teakholzkommode, aber dort waren nur Boxershorts und Socken. Nichts Geheimnisvolles. Wenn man von einigen Fotos absah. Vorsichtig nahm ich sie unter dem Boden der obersten Schublade weg. „Na also! Ich bin doch ein guter Privatdetektiv!“, grinste ich zufrieden.
Ein Foto zeigte Cruiz mit einem kleinen Jungen, ungefähr zwei Jahre alt. „He Fiffi, ist das Sandro?“ Ich hielt ihm die Bilder hin. Ein anderes zeigte ihn mit einem wunderschönen jungen Mädchen. Es sah ihm etwas ähnlich, hatte aber die gleichen schwarzen Locken wie Sandro. Und dieselben grünen Augen. Der Bengel war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. „Hübsche Krabbe! Das ist die verschwundene Victoria?“ Ich hätte schwören können, dass Fiffi zustimmend knurrte. Ich sah mir das Bild genauer an. In dem noch jungen Gesicht konnte ich die Liebe sehen, die sie für ihren Bruder empfand. Auch in Cruiz’ Gesicht lag Liebe und wohl auch Stolz auf die kleine Schwester. Vom Alter her schätzte ich sie auf fünfzehn Jahre. Zu dem Zeitpunkt war wohl noch alles in Ordnung in der Familie.
Als ich die Bilder nebeneinander hielt, fiel mir etwas auf. Obwohl zwischen den Bildern und heute mindestens fünfzehn Jahre oder wahrscheinlich sogar noch etwas mehr lagen, hatte Cruiz sich nicht um einen Tag verändert. „Was ist dein Geheimnis?“, murmelte ich nachdenklich, dann klemmte ich die Bilder wieder an ihren Platz.
Zurück im Wohnraum nahm ich die Möbel unter die Lupe. Wie ich vermutet hatte, waren es auch hier nur Designerstücke. Einzelstücke, wenn mich meine Augen nicht täuschten. Einen der Sessel erkannte ich sofort wieder.
Einer meiner ehemaligen Klienten verdiente sein Geld mit dem Einrichten von Luxusvillen. Stars und Sternchen aus Hollywood gehörten zu seinen Kunden. Und
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