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Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01

Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01

Titel: Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks , Eileen
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sehen, aber er verfügte noch über andere Sinne. Er wusste beispielsweise, dass sie ein gutes Stück unter der Erde waren, und weil er die Kraftlinien zu lesen verstand, die strahlenförmig von dem Netzknoten ausgingen, wusste er sogar ungefähr, in welchem Gebiet. Als sie den großen Hauptraum verlassen hatten, in dem sein Käfig stand – dass der Raum groß war, schloss er aus seiner Akustik –, roch es nach feuchtem Gestein. Sie gingen durch eine Art Tunnel, der in den Fels gehauen war.
    Sorcéri tanzten um ihn herum, unstete Lichterscheinungen, die von dem so nahen und doch so unerreichbaren Knotenpunkt herrührten. Sie waren ihm allerdings keine große Hilfe bei seinem Kampf, nicht gegen die Felswände zu stoßen und nicht ins Stolpern zu geraten.
    Sie hatten ihm die Augen ausgestochen, als er bewusstlos war. Damit er nicht fliehen konnte, hatten sie gesagt, aber das kaufte er ihnen nicht ab.
    Es war ein uraltes Abschreckungsmittel. Im Zuge der sogenannten Säuberung hatten die Behörden die Zauberer, die nicht sofort getötet wurden, blenden und verstümmeln lassen. Man hatte ihnen die Hände abgehackt und die Zungen abgeschnitten, sodass sie nicht mehr zaubern konnten, die armen Schweine. Nicht einmal den Hintern konnten sie sich abwischen – Cullen war heilfroh, dass er seine Hände noch hatte. Aber er ging davon aus, dass man ihm nicht aufgrund von praktischen Erwägungen, sondern aus purer Gehässigkeit das Augenlicht geraubt hatte. Ihre Heiligkeit reagierte ziemlich gereizt, wenn man Ihre Pläne durchkreuzte.
    Die Sorcéri nahmen immer mehr zu, je näher sie den Gemächern der Madonna kamen, die sehr dicht an dem Netzknoten lagen. Es gab Geschichten von großen Meistern aus alten Zeiten, die sich allein kraft ihrer Gedanken die tanzenden Energielinien zunutze machen konnten und für diese Zauberei weder Worte noch Gesten brauchten. Cullen seufzte. Davon war er weit entfernt.
    Aber sie ebenfalls. Sie konnte die Sorcéri noch nicht einmal sehen und würde gar nicht merken, was er tat. Er war nicht einmal sicher, ob sie überhaupt von ihrer Existenz wusste. Sorcéri waren nicht wie Kraftlinien; es handelte sich vielmehr um Energieströme. Ihnen wohnte weniger Macht inne als einem Knotenpunkt, aber sie hatten Macht.
    Cullen konnte sie nicht mit seinen Gedanken steuern wie ein Meister, aber wenn er sie berührte, gehörten sie ihm. Er stolperte zum x-ten Mal – und bekam eine grüne Linie zu fassen.
    Ein Zug an der Kette, und das Würgehalsband wurde enger. „Noch zwei Schritte, dann nach links“, sagte der, den sie Sekundant nannte. Cullen war aufgefallen, dass Eigennamen bei diesen Leuten auf eine niedere Stellung deuteten. Sobald sie eine gewisse Ebene erreicht hatten, wurden sie nur mit ihrem Titel angesprochen.
    Vielleicht glaubten sie aber auch immer noch daran, dass man Macht über eine Person erlangte, wenn man ihren Namen aussprach. Was theoretisch möglich war, doch die dafür benötigten Formeln kannte niemand mehr, seit vor langer Zeit der Codex Arcanum verloren gegangen war – das Große Buch der Magie.
    Er machte zwei Schritte, bog ab – und stieß zu seiner Erleichterung nicht gegen eine Wand. Der Gestank ihres Stabes sagte ihm, dass er angekommen war. Der Ruck an seinem Halsband bestätigte es. Er wandte sich in Richtung des Stabes und machte eine kleine Verbeugung.
    „Wie sieht der denn aus?“, sagte jemand belustigt. „Könnt ihr ihn nicht dazu bringen, dass er sich wäscht?“
    „Du bist immer so pingelig, Patrick.“ Das war sie . Der Stab war wie gewohnt in ihrer unmittelbaren Nähe. „Er könnte etwas mit dem Wasser anstellen, wenn ich ihm genug davon gebe, dass er sich waschen kann. Ich weiß nicht genau, wie weit seine magischen Fähigkeiten reichen. Und wenn ich ihn von jemandem waschen lasse, nimmt am Ende noch einer meiner Diener Schaden. Cullen, das ist der Most Reverend Patrick Harlowe. Du redest ihn mit Hochwürdigster an.“
    „Es ist mir ein Vergnügen, Hochwürdigster.“ Cullen verbeugte sich in Richtung des Mannes, der anhand seines Geruchs leicht auszumachen war: Er verwendete ein extrem nach Moschus riechendes Rasierwasser. „Ich bitte Sie, mein unordentliches Erscheinungsbild zu entschuldigen.“
    „Ist ja verständlich.“ Die Belustigung wuchs. Der Mann hatte eine sonore, sanfte Stimme, die man gemeinhin als charismatisch bezeichnen würde. Und eine gewisse Gabe, dachte Cullen. „Willst du dich nicht setzen? Zu deiner Linken ist ein

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