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Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Titel: Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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Er klammerte sich fester mit den Beinen an das Kabel, um seine langsam müde werdenden Arme zu entlasten.
    Er würde seinen Plan nicht ändern. Er musste sich nur einfach während des Falls drehen, um einen Arm und ein Bein durch die Öffnung zu bekommen – und sich dann hindurchhangeln. Wenn er es nicht schaffte … Nun ja, eineinhalb Stock tief zu fallen, würde ihn nicht umbringen. Vermutlich. Es sei denn, er würde bewusstlos und die Flammen erreichten ihn – hör auf damit , sagte er sich, aber sein Mund war trocken vor Angst.
    Verbrennen, nein, das wollte er nicht. Ganz gewiss nicht.
    Dann muss es eben beim ersten Versuch klappen.
    Das war Benedicts Stimme. Benedicts Worte. So etwas hatte er oft gesagt, als Rule noch bei ihm in der Ausbildung gewesen war. Unwillkürlich nickte Rule.
    Und so zog er sich höher. Jetzt war sein Körper dran, nicht sein Kopf. Als er meinte, dass die Flugbahn stimmte, änderte er den Griff, um sich zu positionieren – und warf sich in die Luft.
    Sein rechter Arm fuhr heraus, griff nach dem blassen Rechteck. Der Ballen seines rechten Fußes traf mit schmerzhafter Wucht auf die Metallschiene, doch sein Knie gab nach, um den Stoß abzufangen. Er stieß den Arm durch die Öffnung, und noch während sein Gewicht ihn nach unten ziehen wollte, schlang er den anderen Arm um eine Seite der Tür. Er klammerte sich fest und hörte sein Herz laut in den Ohren pochen.
    Nicht zu fassen. Er hatte es geschafft.
    Noch nicht. Beweg dich.
    Erst schob er seinen Fuß hindurch, dann seinen Körper. Die Türen glitten keinen Millimeter zurück, deshalb musste er sich durch den engen Spalt zwängen. Als er endlich durch war, fielen ihm zwei Dinge auf.
    Hier war der Rauch viel schwächer. Er schien vor allem aus dem Aufzugsschacht zu kommen. Und es war viel zu still. Der Flur, der zu Cullens Zimmer führte, war dunkel, vermutlich zu dunkel für menschliche Augen – der Rauch verhinderte, dass das Licht aus dem einzigen Fenster weit reichte –, aber auf dem Boden konnte er trotzdem zwei zusammengesunkene Gestalten erkennen.
    Stimmen, angstvolle Rufe ertönten, aber nur wenige und vom Westende des Flurs. Am Ostende, dort, wo Cullens Zimmer lag, war es totenstill.
    „Hilfe“, sagte eine männliche Stimme. „Helfen Sie mir. Sie wacht nicht auf. Keine wacht auf.“
    Die Stimme kam aus der Schwesternstation, die verlassen wirkte. Rule trat näher und spähte über den hohen Tresen. Ein dunkelhäutiger Mann kniete neben einer Frau, die lang ausgestreckt auf dem Boden lag. Eine andere saß mit dem Rücken an den Tresen gelehnt.
    „Atmen sie noch?“, fragte er.
    Der Mann nickte, die Augen rund vor Angst. „Aber sie kommen nicht zu sich. Mr Peterson in 330 ist an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Der Strom ist ausgefallen. Ich weiß nicht, was ich tun soll, und sie kommen nicht zu sich!“
    Wie lange war es her, seit die Lichter ausgegangen waren? Vielleicht fünf Minuten, dachte Rule. Es kam ihm viel länger vor, aber Rule hatte schon viele Krisen und Kampfsituationen miterlebt und wusste, wie sich Zeit dehnen konnte. „Können Sie den Patienten manuell beatmen?“
    „Ich wechsle hier nur die Laken, verdammt! Mit dem anderen Kram kenne ich mich nicht aus. Ich wollte hier jemanden abholen, aber sie schlafen alle!“ Seine Augen waren feucht. Er war kurz davor zu weinen, zu Tode erschrocken – aber verzweifelt auf der Suche nach Hilfe für die Hilflosen.
    Ein guter Mann? Oder ein Killer, der sich über eine Frau beugte, die er gerade in Schlaf versetzt hatte?
    Rule holte Luft. Er hatte beschlossen, dass der Zauberer aus irgendeinem Grund seine Illusion nicht nutzte. Von dieser Annahme würde er auch weiterhin ausgehen, was bedeutete, dass er nach einem kleinen Asiaten suchte, nicht nach einem schlaksigen Afroamerikaner. „Ich kenne mich mit dem Kram auch nicht aus.“
    „Was machen wir dann? Was sollen wir machen, Herrgott noch mal?“
    Was immer sie alle bewusstlos gemacht hatte, Gas war es nicht. Denn das wäre immer noch da, weil ja die Klimaanlage nicht funktionierte. Rule würde sich zwar schneller als ein Mensch erholen, aber er würde trotzdem die Auswirkungen spüren. Zumindest wäre er benommen. Aber das war er nicht.
    Cullen . Rule musste davon ausgehen, dass er, Cynna und Max ebenfalls bewusstlos waren. Sie waren zumindest hilflos, wenn nicht schon tot.
    Rule bebte am ganzen Körper, so stark war der Drang, sich zu bewegen . Er hielt sich noch einen Moment länger zurück. Wenn man

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