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Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Titel: Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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Rettungswagen geschoben. Der, den José angesprungen hatte, lebte nicht mehr. José hatte ihm die Kehle durchgebissen.
    Rule hatte eine Kurzfassung der Ereignisse zu hören bekommen, als Lily mit knappen Worten dem Officer Bericht erstattete, der als Erster am Tatort erschienen war. Er hatte zugesehen, wie sie ihm ihre Waffe übergeben hatte – was ihn geärgert hatte. Doch sie nahm es locker. So war die Vorschrift, hatte sie gesagt, wenn Schüsse abgegeben worden waren. Außerdem, hatte sie mit einem verschmitzten Lächeln hinzugefügt, hatte sie ja immer noch die Waffe im Knöchelholster. Cody Beck hatte ebenfalls die Waffe, mit der er geschossen hatte, ausgehändigt, besaß aber noch seine Dienstwaffe.
    Jacob hatte sich bereits wieder zurückgewandelt und wurde gerade von einem Officer befragt. José war immer noch in Wolfsgestalt. Er brauchte stets mehr Erholung zwischen den Wandelvorgängen.
    Rule ging vor José in die Hocke.
    Der schwarze Wolf saß steif da und sah seinen Lu Nuncio nicht direkt an. Der Geruch von Blut hing an ihm. José war ein kräftiger und fähiger Kämpfer, der nicht nur über eine ausgezeichnete Selbstkontrolle verfügte, sondern auch über die drei Dinge, die ein Krieger braucht: taktisches Geschick, gesunden Menschenverstand und Menschenkenntnis. Deshalb hatte Benedict ihm auch die Leitung der Bodyguards anvertraut.
    Aber heute hatte er zum ersten Mal einen Menschen getötet.
    „Du hast richtig gehandelt“, sagte Rule, so leise, dass keiner der Menschen um sie herum ihn hören würde. „Du hast die Situation eingeschätzt und so reagiert, wie du es gelernt hast. Drei Angreifer, alle bewaffnet – du musstest sie schnell unschädlich machen, sonst hättest du das Leben meiner nadia aufs Spiel gesetzt. Indem du den mit der Waffe ausgeschaltet hast, hast du den anderen Angst eingeflößt, sodass sie aufgegeben haben. Lily hat darauf vertraut, dass du ihr Rückendeckung gabst. Du hast sie nicht im Stich gelassen.“
    Der schwarze Wolf hob den Kopf ein wenig. Er sah Rule eine Sekunde lang in die Augen, dann wieder weg. Er senkte den Kopf zu einem leichten Nicken.
    Rule begann zu subvokalisieren – leise tief in der Kehle zu sprechen, ohne die Lippen zu bewegen. „Du musst sagen, dass Lily dir signalisiert hat, du sollst angreifen. Sie hat gesehen, dass du ihr gefolgt bist, und als die Schießerei anfing, hat sie dir dieselben Zeichen gegeben wie ich, wenn ich hier gewesen wäre.“
    José stellte die Ohren auf. Er nickte wieder.
    Rule hob die Stimme zu normaler Lautstärke an. „Bist du jetzt bereit, dich zu wandeln? Die Officers würden gerne deine Aussage aufnehmen.“ Er trat zurück.
    Rule wusste, dass Lily nicht sehen konnte, was während des Wandels geschah. Er fragte sich, ob es daran lag, dass sie es nicht schon von klein auf hatte beobachten können, so wie er. Er hatte gelesen, dass der visuelle Kortex eines Menschen, der von Geburt an blind war, die Wahrnehmungen der anderen Sinne verarbeitete und deswegen nicht für visuelle Reize zur Verfügung stand. Vielleicht würde Lilys Gehirn es irgendwann lernen, diese Art des Sehens ebenfalls zu verarbeiten.
    Vielleicht auch nicht. Rule sah zu, wie José die Tür zu einer anderen Realität öffnete, in der Mond und Erde eins waren, so wie auch der Wolf und der Mensch eins waren. In diesen wenigen Sekunden sah er Josés beide Gestalten im selben Raum, zur selben Zeit. In diesen wenigen Sekunden fügte sich alles perfekt zusammen.
    Und dann war José nur noch Mann, und der Wolf war nicht mehr. Rule reichte ihm die abgeschnittene Jeans, die er aus seinem Kofferraum geholt hatte. Die würde fürs Erste reichen.
    Lily hatte mit einem Officer gesprochen. Die beiden kamen jetzt näher. Lily sah José an – oder besser gesagt, sein Gesicht. Lily fühlte sich nie ganz wohl in Gegenwart der Nacktheit anderer, und José zog sich gerade die Jeans hoch. „José, dies ist Officer Munoz. Er muss dir einige Fragen stellen.“
    José sah den jungen Streifenpolizisten an, der seine bedeutungsvollste Miene aufgesetzt hatte: Nur die Fakten bitte, Ma’am oder Sir. José nickte in seiner jetzigen Gestalt auf die gleiche Art wie in der anderen. „Na dann.“
    Lily bedeutete Rule mit einem leichten Rucken ihres Kopfes, mit ihr mitzukommen. Er folgte ihr.
    In ein paar Metern Entfernung von dem nächsten Officer blieb sie stehen. „Hast du ihm gesagt, er soll sagen, ich habe ihm ein Zeichen gegeben?“
    „Ja, habe ich. Äh – falls du danach gefragt

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