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Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Titel: Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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teilweise die Sicht auf den Kühlschrank.
    Ganz offensichtlich eine Küche. Ein Resopaltisch und vier Stühle trennten sie von Lilys Ende, dem Schlaf-/Wohnzimmer. Sie saß auf einer schmalen, an der Wand befestigten Liege. Eine zweite befand sich an der Wand ihr gegenüber.
    Der Mann, der darauf saß, war er . Der Zauberer.
    Er sah so glücklich und unschuldig aus – ein kleiner Mann mittleren Alters mit schütterem Haar und leichtem Bauchansatz in Khakishorts und einem leuchtend pinkfarbenen Hemd. Waffen konnte sie keine entdecken, doch an einem Finger trug er einen Diamantring, und um seinen Hals hing ein Medaillon an einer Kette. Wahrscheinlich magisches Zeug.
    „Hallo Johnny.“
    Er strahlte. „Dann kennst du also einen meiner Namen? Gut für dich!“
    Außer den Schuhen trug sie noch all ihre Kleider. Sie tastete hastig und stellte fest, dass man ihr sowohl das Schulter- als auch das Knöchelholster abgenommen hatte, sowie auch ihre Waffen, ihr Handy und ihre Armbanduhr. Aber gefesselt war sie nicht. Warum nicht? „Ich dachte, du magst Messer. Mit was hast du auf mich geschossen?“
    „Oh, ein kleiner selbst gemischter Cocktail. Ein Profi kann nicht immer seinen Vorlieben frönen, weißt du, und ich darf dich nicht verletzen. Aus demselben Grund, aus dem du mich auch nicht verletzen kannst.“
    „Vielleicht irrst du dich da.“ Sie fühlte sich noch zu wacklig, um sich auf ihn zu stürzen, aber das würde vorbeigehen, und egal welche Zauber er für sie bereithielt, sie würden nicht auf sie wirken. „Johnny Deng, du bist festgenommen wegen des Gebrauchs von Magie in Ausübung einer Straftat.“
    Das brachte ihn laut zum Lachen. Er schlug sich ausgelassen auf das Knie. „Ich werde viel Spaß mit dir haben, solange du bei uns bist. Aber meine Liebste glaubt, das sei nicht lang. Gewöhnlich hat sie recht.“ Er blickte nach rechts, zu der halb geöffneten Tür.
    Etwas Blasses strömte durch sie herein. Es war durchscheinend, fast transparent an einigen Stellen, aber es war kein Dunst oder Nebel. Seine Grenzen waren zu klar definiert für ein Luftwesen. Eher wie eine zähe Flüssigkeit floss es zu Johnny Deng auf die Liege. Dort verdichtete es sich zu einer Gestalt, und zwischen einem Blinzeln und dem nächsten wurde aus dieser Gestalt eine Frau.
    Mehr oder weniger eine Frau.
    Sie atmete, wie Lily fasziniert bemerkte. Ihre Brüste hoben und senkten sich fast unmerklich, aber sie atmete. Ihre Glieder waren lang und dünn, die Schultern und der Brustkorb überproportional breit. Wie bei einem Kranich, dachte Lily – lange, dünne Glieder, breit im Brust- und Schulterbereich, um die Flügel tragen zu können, die sie nicht hatte.
    Aber sie hatte Federn, eine flaumige Daunenkappe auf dem Kopf. Doch die Federn sahen nicht aus wie Vogelfedern. Auch die Haut war nicht die eines Vogels, denn sie war weiß und schimmerte. Ein sanftes Schimmern, wie das einer Perle.
    Sie sah fest aus. Real. Und körperlich anwesend. Da saß sie nun, atmete kaum, aber doch wahrnehmbar und betrachtete Lily mit Augen in der Farbe von Gewitterwolken. Und sagte nichts.
    „Ich weiß nicht, wie ich dich nennen soll“, sagte Lily, „außer Chimei, und das ist ein Volk. Wie soll ich zu dir sagen?“
    „Feindin, denke ich.“ Die Stimme war leise und hoch und lieblich. Der Akzent, wie der von Johnny, war britisch.
    „Wenn du mir keinen Namen nennst, dann erfinde ich selbst einen“, sagte Lily. „Kun Nu.“ Kun bezeichnete einen großen mythischen Vogel, wie der Vogel Roch. Nu bedeutete Frau, Ehefrau oder Tochter.
    „S’n Mtzo hat dir von mir erzählt.“
    Sie sprach Sams chinesischen Namen anders aus als ihre Großmutter, indem sie die Vokale wegließ, ohne aber dabei den Rhythmus der Silben zu verlieren. „Er hat mir gesagt, dass eure beiden Völker im Großen Krieg und auch danach gegeneinander gekämpft haben.“
    „Hat er dir von dem Abkommen erzählt? Das ist ein dummes Wort.“ Sie machte eine anmutige Geste mit einer Hand. Ihre Finger waren sehr lang, sehr dünn. „Euer englisches Wort gibt so wenig von der Wirklichkeit wieder. Hat er dir erzählt, dass er eure Welt vor mir und meinem Volk retten will?“
    „So etwas in der Art.“ Die Übelkeit und der Schwindel waren verschwunden. Ihr Kopf tat immer noch weh, aber er hämmerte nicht mehr.
    „Er lügt. Drachen haben diese Angewohnheit, ihre kleinen Leute mit Lügen hierhin und dorthin zu stoßen. Ich habe kein Volk. Er manipuliert dich, Mensch. Er benutzt dich. In

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