Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
möchte, dass du nach Hause kommst, dann wird sie – «
»Du weißt, dass das nicht stimmt.« Sie drückte seine Hand. »Nettie redet weder Isen noch sonst wem nach dem Mund.«
Er sah auf ihre Hände und seufzte. »Mir gefällt das nicht.«
»Ich weiß.« Er hielt ihre linke Hand. Die Schusswunde war an ihrem rechten Arm, was für eine Rechtshänderin ausgesprochen lästig war. Aber in diesem Augenblick war sie froh, dass er die Hand halten konnte, an der sein Ring steckte. »Du wirst auch einen tragen, das weißt du.«
Verwirrt blickte er auf. »Einen was?«
»Einen Ring.«
Er lächelte leicht. »Ja, das werde ich.«
Sie holte Luft und gab sich einen Ruck. »Ich werde auf dem Clangut bleiben. Nicht während der gesamten Genesungszeit, das wäre zu lange, aber solange ich krankgeschrieben bin. Dort kannst du mich bewachen, so viel du willst.«
Sein Blick suchte den ihren. Etwas von der Anspannung wich aus seinem Gesicht. Er hob ihre Hand und küsste sie. »Ich liebe dich, egal was ist. Und manchmal mag ich dich außerdem sehr. Ich danke dir. Ich weiß, dass du lieber in unserer Wohnung sein würdest. Und ich weiß sehr wohl, dass du nicht untätig sein und weiterermitteln möchtest, solange du dort bist.«
Sie hatte keinen Fall. Von dem Cobb-Fall war sie abgezogen worden, und außerdem war sie krankgeschrieben. Da konnte sie schlecht einfach in D.C. aufkreuzen, um nach demjenigen zu suchen, der versucht hatte, Ruben zu töten … Aber war das wichtig?
Ja, entschied sie. Aber vielleicht war es nicht so wichtig, wie es sein sollte. »Da wir gerade davon sprechen, was ich möchte … « Sie sah sich um, fand den Pappbecher und entzog ihm ihre Hand, um ihn zu nehmen. Dann betrachtete sie stirnrunzelnd die letzten Tropfen auf dem Becherboden. »Vielleicht könntest du die Wache nach Kaffee schicken?«
»Vielleicht auch nicht. Es ist fast elf Uhr. Irgendwann solltest du auch mal schlafen – vor allem, wenn du Nettie davon überzeugen möchtest, dass du kräftig genug bist, um morgen zu fliegen.«
Sie war müde, und sie war es müde, müde zu sein, und er hatte recht, und das ärgerte sie. »Glaubst du, dass Isen mit seiner Vermutung richtig liegt? Glaubst du, die Oberschlampe steckt hinter den Anschlägen auf mich und Ruben?«
Rule zog die schrägen Brauen zusammen. »Ich weiß es nicht. Vielleicht eher ja als nein. Isen hat oft genug recht, und sie hatte es schon einmal auf dich abgesehen. Doch du klingst nicht überzeugt.«
Lily wedelte mit der Hand vor und zurück, um ihm zu bedeuten, dass sie unsicher war. »Klar, sie könnte es sein, aber das haben wir schon einmal gedacht, und es hat sich nicht bewahrheitet. Ich glaube nicht, dass die Art des Anschlags unbedingt auf sie schließen lässt. Als sie es das letzte Mal auf mich abgesehen hatte, wollte sie mich lebend, um mich zu fressen oder meine Magie oder was auch immer. Der, der letzte Nacht auf mich geschossen hat, wollte meinen Tod.«
Rules Miene verschloss sich, was bedeutete, dass er aufgewühlt war. »Du hast ihre Pläne bereits durchkreuzt, nicht nur einmal, sondern zweimal. Sie hat eine Rechnung zu begleichen.«
»Vielleicht, aber sie kann sich doch sicher vorstellen, dass sie mir Schlimmeres antun kann, als mich umzubringen. Wenn ich noch vor einigen Monaten lebend nützlicher war, warum sollte es dann jetzt eine gute Idee sein, mich zu töten?«
»Weil sie ihre Pläne geändert hat. Nicht aber ihr Ziel. Ich bezweifle, dass sich das seit dem Großen Krieg jemals geändert hat. Dreitausend Jahre sind für eine Große Alte keine lange Zeit.«
»Und was ist ihr Ziel?«
»Über die Erde zu herrschen. Sie nach ihren Werten neu zu gestalten, nach ihren Vorstellungen von dem, was gut und richtig ist.«
Lily trommelte mit den Fingern. »Als ihr Avatar von einem Höllenlord gefressen wurde, hat sie das vermutlich in ihrem Zeitplan zurückgeworfen.«
»Es sei denn, das war so von ihr beabsichtigt. Ein Jahr Verzögerung ist gar nichts. Die Zeit hat sie vielleicht gebraucht, um den Dämonenlord zu unterwerfen, der den Avatar gefressen hat und damit den Teil von ihr, der den Avatar animiert hat. Ein Dämonenlord gibt einen sehr viel mächtigeren Avatar ab als ein einfacher Mensch.«
Das war das Problem, wenn man es mit einem Täter zu tun hatte, den es seit Anbeginn des Universums gab – und vielleicht sogar schon länger. Die Oberschlampe war weder allmächtig noch allwissend, aber sie war den Menschen an Wissen, Erfahrung und Kräften so
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